Hilfe für Mittelmeerflüchtlinge in Sizilien Hilfe für Mittelmeerflüchtlinge in Sizilien 

Italien: Tauziehen um Flüchtlingsschiffe

Malta und Italien streiten weiter über die Zuständigkeit für auf dem Mittelmeer gerettete Migranten. Siziliens Bischöfe verurteilten die Schließung italienischer Häfen für Schiffe mit Geretteten: „Hier stehen Menschenleben auf dem Spiel und die Würde des Landes“.

Dies sagte der Bischof von Trapani, Pietro Maria Fragnelli, laut der italienischen Tageszeitung „Avvenire“ vom Samstag. Der Erzbischof von Palermo, Corrado Lorefice, betonte, die Aufnahme von Migranten müsse europaweit geregelt werden, „aber dennoch darf man keine Häfen schließen und Menschen auf dem Meer treiben lassen“. Die beiden Bischöfe sprachen sich erneut für eine Willkommenskultur aus.


Es geht um das Schicksal von 450 Menschen


Malta und Italien konnten sich weiter über die Zuständigkeit für auf dem Mittelmeer gerettete Migranten nicht einigen. 450 Personen auf einem Holzboot wurden laut Medienberichten am Samstagmorgen von einem Schiff der EU-Grenzschutzagentur Frontex sowie von der italienischen Finanzpolizei übernommen. Acht Frauen und Kinder brachte die italienische Küstenwache den Angaben zufolge aus gesundheitlichen Gründen auf die zu Italien gehörende Insel Lampedusa.


Das Fischerboot mit den 450 Migranten hatte es bis in die Nähe der Insel Linosa bei Lampedusa geschafft. Kommentatoren in italienischen Medien vermuten angesichts dieser Entwicklung, dass Schlepper die Route nach Lampedusa wieder verstärkt nutzen könnten. In welchem Hafen das Frontex-Schiff und das Schiff der italienischen Finanzpolizei mit den übrigen Geretteten anlegen dürfen, ist derweil unklar.

„Mit Klugheit müssen wir zivilen Ungehorsam organisieren, wenn dies hilft, Menschenleben zu retten“


Italiens Innenminister Matteo Salvini forderte, Kurs auf Malta oder Libyen zu nehmen. Frontex teilte mit, die Operation laufe noch und stehe unter italienischer Verantwortung. Die EU-Grenzschutzagentur könne deshalb keine Entscheidungen treffen.


Der italienische Ordensmann Alex Zanotelli rief die katholische Kirche seines Landes aufgrund der aktuellen Lage zu friedlichem Widerstand auf – „wie Jesus ihn lehrte“. Gebete seien wichtig, reichten jedoch nicht aus: „Mit Klugheit müssen wir zivilen Ungehorsam organisieren, wenn dies hilft, Menschenleben zu retten", sagte der Comboni-Missionar laut „Avvenire". Konkret forderte er Kirchenasyl für alle, „denen eine Abschiebung in Länder droht, in denen sie ihr Leben riskieren". Der Ordensmann hatte am Dienstag einen Hungerstreik gegen die strikte Migrationspolitik Salvinis initiiert.


(kna – pr)
 

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14. Juli 2018, 16:00