Christliche Gläubige in Indien haben vermehrt Probleme Christliche Gläubige in Indien haben vermehrt Probleme 

Indien: Christen werden „wie Terroristen behandelt”

In Indien spitzt sich die Situation für die katholischen Christen weiter zu. Mit der Bitte, nicht länger „wie Terroristen behandelt“ zu werden, haben sich alle neun Bischöfe des Bundesstaats Jharkhand an die Regierung gewandt.

Die von der hinduistisch-nationalistischen Partei BJP geführte Regierung habe ihre Anti-Terror-Einheit ATS genutzt, um christliche Einrichtungen zu durchsuchen, schrieben die Bischöfe an Gouverneur Draupadi Murmu als Vertreter des indischen Präsidenten. Drei Tage später, am 30. Juli wandten sie sich mit dem gleichen Anliegen an Innenminister Rajnath Singh.

„Inzwischen werden wir wie Terroristen behandelt, und die ATS-Truppen verfolgen uns, als ob wir in terroristische Aktivitäten verwickelt wären“, sagte der Weihbischof von Ranchi, Telesphore Bilung, gegenüber dem Nachrichtendienst Ucanews. In den vergangenen Monaten habe die Polizei Vertreter der Kirchen verhaftet, mit willkürlichen Abgaben belastet und christliche Gruppen mit „deutlich vom Staat ausgehender Schikane“ belästigt. In einigen Fällen habe die ATS christliche Gruppen aufgefordert, binnen 24 Stunden finanzielle Details bekannt zu geben, so der Bischof weiter.

„Deutlich vom Staat ausgehende Schikane“

Der Sprecher der Staatspolizei, R. K. Mallick, bezeichnete die Anschuldigungen der Bischöfe als „absurd“. Die Untersuchungen bei den 88 christlichen Nicht-Regierungs-Organisationen seien auf Auftrag des Bundesinnenministeriums geschehen, sagte er gegenüber Medienvertretern. Die Leitung der ATS-Truppen und die Kriminalpolizei (CID) unterstehen ein und derselben Person. „Möglicherweise stand seine Adresse auf dem ATS-Schreiben, doch die Untersuchungen geführt hat die CID“, sagte Mallick.

Die Untersuchungen folgten auf Beschuldigungen der Staatsregierung und einflussreicher Hindu-Gruppen. Diese warfen den christlichen Institutionen vor, mit Geld religiöse Konversionen zu erzwingen sowie die Unabhängigkeitsbestrebungen des Stammes der Pathalgadi zu fördern.

Vermehrt seien Christen für ihren Glauben auch gewalttätig angegriffen worden und seien falschen Anschuldigungen und willkürlicher Behandlung durch verschiedene Staatsfunktionäre ausgesetzt, heißt es im Memorandum der Bischöfe an den Innenminister.

Der Generalsekretär der indischen Bischofskonferenz, Theodore Mascarenhas, hatte eine Kopie des Schreibens veröffentlicht und bestätigt, dass es dem Bundesinnenminister zugeleitet worden sei.

Die christlichen Institutionen arbeiteten für die Armen, die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland erfolge unter Wahrung des entsprechenden Gesetzes und finanzielle Rechenschaftsberichte sowie Steuerabgaben würden regelmäßig an die Staatsbeamten geleitet, heißt es weiter im Memorandum.

Es sei überraschend, dass die Durchsuchungen erfolgt seien, obwohl die Bundesregierung alle Konten und Erlaubnisse für Geldzuwendungen geprüft habe. Bischof Mascarenhas bezeichnete es als alarmierend, dass verschiedene NGOs ausländische Gelder erhielten, aber nur die christlichen Einrichtungen durchsucht worden seien. „Die Regierung übt Gewalt gegen all jene aus, die einer anderen Ideologie folgen. Das ist nicht gut für unser Land.“ Christliche Führungspersonen vertreten die Auffassung, die Staatsregierung unterstütze die Bestrebungen von Hindu-Gruppen nach einer Vormachtstellung im Land.

Im ostindischen Bundesstaat Jharkhand leben etwa eine Million Christen, die meisten davon Stammesangehörige, unter einer Bevölkerung von insgesamt 32 Millionen Menschen. Kirchenvertreter vermuten, dass es die Regierung verstimmt habe, dass christliche Führungskräfte eine wichtige Rolle im politischen Prozess um zwei Gesetze zum Schutz von stammeseigenem Land gespielt hatten.

(ucanews / bb)

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31. Juli 2018, 15:53