Verheerende Brände wüten rund um Athen Verheerende Brände wüten rund um Athen 

Brände in Griechenland: Erzbischof von Athen sieht menschliche Ursachen

Wieder einmal scheint es menschlicher Irrsinn zu sein, der hinter den verheerenden Waldbränden in Griechenland steht, die bislang knapp 80 Todesopfer und rund 550 Verletzte verursacht haben. Das bestätigt im Gespräch mit Vatican News Sevastiano Rossolatos, der Erzbischof von Athen. Er erinnert aber auch an die Verantwortung des Staates, der oftmals nicht sachgerechte Bauten nachträglich genehmigt und Spekulanten in die Hände spielt.

Christine Seuss und Francesca Sabatinelli - Vatikanstadt

In nur 24 Stunden wurde ein bis dato blühender Badeort zerstört: Mati, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Athen, ist fast vollständig den Flammen zum Opfer gefallen. Verzweifelte Bewohner kehren mittlerweile an ihre niedergebrannten Anwesen zurück, von denen sie teils in Sekundenschnelle flüchten mussten. Vielen blieb nur die Flucht aufs offene Meer, doch auch dort sind Menschen durch Ertrinken ums Leben gekommen, einige wurden auf ihrer Flucht von den Flammen eingeschlossen, die sich bei Winden von bis zu 100 Stundenkilometern rasend schnell ausbreiteten. Knapp 80 Todesopfer zählt man bislang, doch die langen Vermisstenlisten lassen fürchten, dass diese Zahl noch deutlich steigen könnte. Schaulustige mischen sich unter die Betroffenen und die Rettungskräfte, die Haus für Haus absuchen, um weitere Opfer zu bergen.

„Ich sehe auch die menschlichen Verantwortlichkeiten“

Angesichts des angerichteten Leids scheint der Gedanke absurd, dass die Brände bewusst gelegt worden sein könnten – doch schon wenige Stunden nach dem Ausbrechen der Brände hatte Griechenlands Premier Alexis Tsipras von Brandstiftung gesprochen. Eine These, die auch der Erzbischof von Athen für plausibel hält…

„Ja, leider handelt es sich hier um ziemlich vorsätzliche Brandstiftung. Doch ich sehe auch die menschlichen Verantwortlichkeiten, denn die Bauten in Griechenland, vor allem in Attika, werden oftmals nicht regelgemäß ausgeführt; und dann kommt der Staat und segnet sie ab, aber die Städte sind nicht gut geplant, das heißt, es gibt keine ordentlichen Fluchtwege, um vor Bränden oder Überschwemmungen flüchten zu können.“

„Wir wissen, dass es organisierte Banden gibt, die die Bäume niederbrennen, um danach dort bauen zu können“

 

Dies sei auch der Grund dafür, dass es aufgrund der Flut im vergangenen Jahr so viele Todesfälle gegeben habe, klagt der Erzbischof an, der gleichzeitig auf ein besonders ärgerliches Problem aufmerksam macht: „Manchmal sind es Touristen, die in den Bergen etwas zu Essen zubereiten wollen und damit einen Brand auslösen. Doch andere Male handelt es sich sicherlich um Brandstiftung. Wir kennen nicht die genauen Hintergründe, aber wir wissen, dass es organisierte Banden gibt, die die Bäume niederbrennen, um danach dort bauen zu können.“

Der Staat erkläre zwar, dass die Flächen wieder aufgeforstet werden müssten, doch „leider ist er nicht besonders hinterher und nach zehn Jahren fangen sie dann das Bauen an. Das hilft denjenigen, die die Bäume niederbrennen wollen, um dort zu bauen.“

Zum Nachhören

Weltweite Solidarität

 

 

Angesichts der Katastrophe haben zahlreiche Staaten innerhalb und außerhalb der Europäischen Union ihre Hilfe zugesichert und Hilfskräfte sowie Löschgerat in die Region entsandt; Premier Tsipras hat drei Tage Staatstrauer ausgerufen, auch Papst Franziskus hatte in einem Telegramm seine Solidarität und sein Gebet bekundet. Die griechische Caritas stehe ebenfalls zu Verfügung, um tatkräftige Hilfe zu leisten, so der Erzbischof von Athen:

„Die Caritas ist in Kontakt mit dem Gemeindevorsitzenden, der allerdings meinte, derzeit werde keine Hilfe benötigt. Aber sie werden später Hilfe brauchen, deshalb ist die Caritas bereit, um diese zu senden, vielleicht auch Räumfahrzeuge, um die verbrannten Autos beiseite zu schaffen und die Straßen frei zu machen.“

Angesichts der Naturkatastrophen, die Griechenland immer wieder erschüttern, helfe es jedoch nicht zu resignieren, denn es sei „immer schon so gewesen“, meint der Erzbischof: „Feuer, Wasser und Wind richten in Griechenland großen Schaden an.“

(vatican news)

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25. Juli 2018, 11:22