Die Kutte von Pater Pio in den Straßen von Assisi Die Kutte von Pater Pio in den Straßen von Assisi

Italien: Assisi begeht Portiuncula-Ablass mit Pater Pio

Mehr denn je braucht die Welt heute Versöhnung. Darum geht es bei einem Fest, das immer am 2. August in Assisi, der Stadt des Heiligen Franziskus, gefeiert wird: beim sogenannten Portiuncula-Ablass. Bei der „großen Vergebung von Assisi“, wie die Italiener dieses Fest nennen, spielt dieses Jahr eine Reliquie von Pater Pio eine Rolle.

Es handelt sich um die Kutte, die der Kapuziner trug, als er vor 100 Jahren die Stigmata empfing, die Wundmale Jesu. Pater Pio starb 1968, vor 50 Jahren, und gilt heute als populärster Heiliger Italiens – zusammen mit Franz von Assisi.

„Das ist ein schöner Anlass, weil er uns auch die Stigmatisierung des heiligen Franziskus vor Augen führt - und das heißt, die Annäherung des heiligen Franziskus wie des heiligen Pater Pio an die Passion von Jesus Christus”, sagte im Gespräch mit Vatican News Pater Giuseppe Renda, Kustode der Portiuncula. „Beide haben eine grundlegende Erfahrung Gottes gemacht. Sie weisen bis heute einen Weg, der zu Gott führt. Dieser Weg ist das Sich-selbst-Verschenken aus Liebe zur Menschheit und zum Herrn.“

„Franz von Assisi und Pater Pio: Sie weisen bis heute einen Weg, der zu Gott führt“

Portiuncula, so heißt das kleine Kirchlein innerhalb der Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisi, das eng mit Franz von Assisi verbunden ist. Der Überlieferung zufolge stellte der Heilige die verfallene Kapelle mit eigenen Händen wieder her, nachdem Jesus ihn gebeten hatte: „Bau mein Haus wieder auf“. In der Portiuncula betend, entschloss sich der junge Mann aus reichem Haus, Jesus in Armut nachzufolgen: Hier nahm also der Franziskanerorden seinen Anfang und mit ihm eine einschneidende Reform der abendländischen Christenheit.

Der Überlieferung zufolge erwirkte Franz von Assisi vom Papst vor nunmehr gut 800 Jahren einen Ablass für Pilger zur Portiuncula, der noch heute allen Katholiken zugänglich ist. Die „große Vergebung von Assisi“ zieht nach wie vor jedes Jahr viele Pilger an. Pater Giuseppe Renda verortet den größten Bedarf an Vergebung und Versöhnung in unserer Zeit im Umgang der Völker miteinaner.

„Wir müssen zu einer Ökonomie der Gemeinschaft kommen“

„Wir sollten christlich darum ringen, dass die Völker sich gegenseitig als Brüder erkennen. Deshalb müssen wir zu einer Ökonomie der Gemeinschaft kommen. Wir müssen uns für ein echtes Gemeinwohl einsetzen, das parteiische Interessen übersteigt. Und dies kann nur geschehen, wenn die Heiligkeit des Lebens, der menschlichen Person, wiederhergestellt wird. Es gibt Rechte, die nicht verletzt werden dürfen: das Recht zu existieren, zu arbeiten, ein friedliches Leben zu führen. Der Apostel Paulus bittet auch darum, für die Herrscher zu beten, damit sie gerechte und weise Gesetze schaffen können. Gott will, dass die Menschen ein ruhiges Leben auf Erden führen. Wenn es uns gelingt, eine wirkliche Ökonomie der Gemeinschaft zu erreichen, werden wir bereits einen guten Schritt nach vorn gemacht haben.“

Papst Franziskus hatte vor zwei Jahren, am 4. August 2016, die Portiuncula-Kapelle besucht und sich dabei spontan als Beichtvater zur Verfügung gestellt. In seiner Ansprache sagte er, die Welt brauche Vergebung und Barmherzigkeit. „Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann", sagte der Papst. Zu viele Menschen lebten eingeschlossen in Groll und Hass, weil sie unfähig seien zu vergeben. In Assisi, der Stadt seines Namenspatrons als Papst, war Franziskus bereits zuvor zum Friedensgebet der Religionen gewesen. 

(Vatican News – gs)

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31. Juli 2018, 13:06