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Proteste in Tijuana Proteste in Tijuana 

Mexiko/USA: Bischöfe besorgt über Menschenrechtslage

Die mexikanischen Bischöfe stehen dem Dekret, mit dem US-Präsident Trump der von ihm eingeführten Trennung illegaler Migrantenfamilien an der Grenze wieder Einhalt gebietet, skeptisch gegenüber. Letztlich gebe es noch „keine klare Linie“ in dieser Angelegenheit, die für tausende von Kinder und ihre Eltern traumatische Erlebnisse bereithält.

Christine Seuss und Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Hier zum Nachhören

Das betont der Erzbischof der Grenz-Diözese Tijuana im Gespräch mit Vatikan News. Erzbischof Francisco Moreno Barróns Diözese ist eine der Hauptanlaufstellen für Migranten, die in die Vereinigten Staaten auswandern wollen. Ihm stößt die Null-Toleranz-Politik der amerikanischen Regierung sauer auf; angesichts der weltweit kritisierten Maßnahmen der Trennung illegaler Einwandererfamilien an der Grenze nimmt auch er kein Blatt vor den Mund:

„Diese Migrationspolitik namens ,Null Toleranz´ verstößt gegen die Würde und die Rechte des Menschen; sie hat besonders schwere Folgen für die Kinder. Allein in den letzten Wochen sind mehr als 2.300 Kinder von ihren Eltern getrennt worden!“ 

 

Vieles bleibt noch unklar

 

Das neue Dekret, das Trump am 20. Juni medienwirksam unterzeichnet hatte, legt fest, dass die Kinder nicht mehr von ihren Eltern getrennt werden dürften – doch das bedeutet letztlich nur, dass nun die Kinder gemeinsam mit ihren illegal eingereisten Eltern in Haft kommen. Vieles bleibe dabei noch unklar, legt der Erzbischof den Finger in die Wunde:  

„Was mit den Kindern geschieht, die bereits ihren Eltern weggenommen wurden, wird daraus nicht klar. Wir sehen keine solide, letztgültige Entscheidung; die Haltung und auch die Kommentare der Regierung waren mal so, mal so. Wir können keinerlei Vertrauen aufbringen, solange nicht das Wohlergehen der Migrantenfamilien – und vor allem der Kinder – gesetzlich geregelt und garantiert wird.“

Die Aufgabe der Kirche sei es nun, zu beten und alles zu tun, um diese Lage zu verbessern, betont der Erzbischof mit Blick auf die materielle und immaterielle Hilfe, die die Kirche vor Ort leistet. „Wir haben an der Grenze zwischen Tijuana und San Diego Migrantenheime, Herbergen, Mensen und weitere Orte der Aufnahme und Hilfe für Migranten, auch für die Kinder. Der Bischof von San Diego hat mir gesagt, er sei bereit, ein diözesanes Aufnahmezentrum zu eröffnen; das wäre für die Mütter mit ihren Kindern. Die würden dort jedwede Hilfe vom Bistum bekommen – da könnte die US-Regierung ein bisschen Geld einsparen, allerdings muss sie der Sache zustimmen. Auf diese Weise erhebt die Kirche nicht nur ihre Stimme, sondern setzt Zeichen der Solidarität und des christlichen Engagements.“

 

San Diego als erste Anlaufstelle

 

Die kalifornische Stadt San Diego ist die erste Anlaufstelle hinter der amerikanischen Grenze, gemeinsam mit Tijuana bildet sie die drittgrößte Metropolregion in Kalifornien. Die länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Diözesen klappt gut, oftmals werden auch gemeinsame Messen über den Grenzzaun hinweg gefeiert. Die Sensibilität für die Migrationsproblematik sei hier besonders groß, meint Erzbischof Moreno Barrón.

 „Tijuana ist ein Bistum mit Migrantengesicht, denn ehr als achtzig Prozent der Bevölkerung hier sind Migranten. Das macht uns noch sensibler für diese Realität und dafür, dass wir unseren Migrantengeschwistern eine liebevolle Antwort geben sollten. Es gibt hier sehr, sehr viel Solidarität für sie – nicht nur von der katholischen Kirche, auch von anderen christlichen Gemeinschaften und auch von privaten Initiativen… Wir sind stolz darauf, eine Migrantenkirche zu sein! Und wir bemühen uns, das Antlitz des leidenden Jesus in ihnen zu entdecken.“

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26. Juni 2018, 15:30