Eine Veranstaltung der Opposition in Kinshasa Eine Veranstaltung der Opposition in Kinshasa 

Kongo: Tiefe Krise

Die Aussetzung der Parlamentswahlen hat die Verfassung der Demokratischen Republik Kongo außer Kraft gesetzt und das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Das sagte der Bischof der Diözese Kikwit, Timothee Bodika, im Interview mit einer österreichischen Kirchenzeitung.

Die Gewalt, die Unterernährung und die Millionen Binnenvertriebenen im Land gäben Anlass zu großer Sorge, und auch die katholische Ortskirche sei davon stark betroffen, berichtete Bodika.

Nach der einstigen Phase der Stabilität verschlechtere sich die Lage in seinem Land nun fast täglich, so die Bilanz des Bischofs: Die dramatisch gesunkene Kaufkraft mache es für die Familien schwierig, über die Runden zu kommen, auch Unterernährung, Jugendarbeitslosigkeit und das Bandenwesen zählten zu den Hauptproblemen. „Miserabel ist auch der Zustand der staatlichen Verwaltung: Korruption, Steuerhinterziehung, Veruntreuung öffentlicher Gelder auf allen Ebenen haben besorgniserregende Ausmaße angenommen“, sagte Bodika. Viele Regionen des Landes würden von Banden und ausländischen bewaffneten Truppen terrorisiert.

„Korruption, Steuerhinterziehung, Veruntreuung...“

Allein in der Region Grand Kasai seien 60 Pfarrgemeinden geschändet und 31 katholische Gesundheitszentren durchwühlt worden, so der afrikanische Kirchenmann weiter. 141 katholische Schulen seien beschädigt, 3.698 Privathäuser zerstört und 20 Dörfer vollständig vernichtet worden. Die Sicherheitskräfte gingen öfters gezielt gegen Christen vor: Zuletzt hätten etwa am 31. Dezember 2017 und am 21. Januar 2018 friedliche Demonstrationen für die vollständige Umsetzung des ein Jahr alte Silvesterabkommen in ein Blutvergießen gemündet, „mit Toten und Verletzten, Verhaftungen, Entführungen und viele Angriffen auf Pfarrgemeinden und kirchliche Gemeinschaften, inklusive der Entweihung von Kirchen“, berichtete Bodika.

Die Kirche versuche mit ihren Caritas-Einrichtungen, für die Vertriebenen vor Ort zu sorgen, sei jedoch angesichts der vielen Hilfesuchenden personell wie auch finanziell „komplett überfordert“, so Bischof Timothee Bodika. In den eigenen Pfarren sammle man daher für die Kriegsflüchtlinge, bitte jedoch zugleich auch um Hilfe und finanzielle Unterstützung aus dem Ausland. Angesichts der desolaten Gesundheitsversorgung - beispielsweise stehen für 80 Millionen Einwohner nur 100 Kinderärzte zur Verfügung - richtet die Ortskirche ihr besonderes Augenmerk auf den Gesundheitssektor: „Den Kranken zu helfen und für sie Sorge zu tragen, gehört zur Verkündigung der Frohbotschaft Jesu und zur Vergegenwärtigung seines Reiches hier und jetzt“, betonte Bischof Bodika.

„Hoffen auf Regierung, die dem Volk dient“

Darüber hinaus würden er und seine kongolesischen Amtskollegen in ihren Hirtenbriefen immer wieder die Missstände anprangern und die für ein friedliches Zusammenleben nötigen Werte einfordern, berichtete der Bischof. Ziel müsse es sein, wieder eine am Aufbau interessierte Regierung zu bekommen, die für eine gerechte Verteilung des existierenden Reichtum des Landes sorge – „eine Regierung, die dem Volk dient und nicht eine, die es ausbeutet und sich selbst bedient“.

(kap – sk)
 

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04. Mai 2018, 11:59