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Ansicht von Assisi Ansicht von Assisi 

Italien: Assisi wartet auf Kanzlerin Merkel

Am Samstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel im italienischen Assisi mit der „Friedenslampe“ ausgezeichnet. Im Interview mit vaticannews erklärt der Pilgerseelsorger im Franziskaner-Konvent von Assisi, Bruder Thomas Freidel, wie die Preisverleihung ablaufen wird und welche Botschaft des heiligen Franziskus wir noch heute beherzigen sollen.

P. Bernd Hagenkord und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Nach der Übergabe der Friedenslampe wird die Kanzlerin in einem Saal hier im Kloster mit 200 Jugendlichen aus verschiedenen Gegenden Italiens und mit den Novizen unseres Klosters zusammentreffen“, so Bruder Thomas. Dabei werde sie auf drei Fragen antworten. Neben Bundeskanzlerin Merkel ist auch der kolumbianische Präsident Santos in Assisi mit dabei. Er wurde im Dezember 2016 für seine Bemühungen um den Frieden mit den Farc-Rebellen ausgezeichnet.

„Die beiden Delegationen werden gemeinsam an der Preisverleihung teilnehmen, bei der Begegnung mit den Jugendlichen und dann auch beim Mittagessen hier im Kloster dabei sein,“ erklärt Bruder Thomas. Der heilige Franziskus ist nicht nur der Patron des Friedens, sondern auch der Ökologie, steht für einen verantwortlichen Umgang mit unserer Erde, wie Papst Franziskus oft gesagt hat. Bruder Thomas sieht in dieser Preisverleihung eine deutliche Botschaft an die Kanzlerin, diese Dinge gemeinsam in den Blick zu nehmen.

 

Würdigung und Ansporn

 

„Die Überreichung der Friedenslampe ist eigentlich immer eine Vermischung aus beidem: Es ist natürlich ein Zeichen der Anerkennung für den Einsatz für den Frieden unter den Völkern – und bei der Bundeskanzlerin denken wir hier natürlich besonders an Europa,“ erklärt Bruder Thomas. „Sie ist die starke Frau in Europa, steht für das Zusammenwachsen Europas nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene, sondern auch auf der Basis unserer christlichen Werte, unserer christlichen Tradition.“

Hier zum Nachhören

Die Lampe sei neben einer Würdigung aber auch ein Ansporn als die politisch Verantwortlichen, sich weiter für den Frieden einzusetzen, betont Bruder Thomas. Auch die Religion sollte nicht müde werden, sich in den Friedensdiskus mit einbringen, erklärt der Franziskaner, der für die Betreuung der deutschsprachigen Pilger in Assisi zuständig ist: „Der Einsatz für den Frieden ist bei beim heiligen Franziskus ein zentraler Gedanke. Er ist ja eine Art Jesusgestalt, steht für die Dinge, die eigentlich jedem Menschen auf der Welt wichtig sein sollten: Frieden und Gerechtigkeit, Einklang mit der Schöpfung, und das alles eben in Verbindung mit Gott.“

„Diese einfache gläserne Lampe soll ein Zeichen für Frieden und Versöhnung sein“

Sinnbild all dessen ist die „Lampe für den Frieden“, eine Nachbildung der gläsernen Öllampe, die ständig am Grab des heiligen Franz von Assisi brennt.
„Diese einfache gläserne Lampe soll ein Zeichen für Frieden und Versöhnung sein,“ erklärt Bruder Thomas. „Sie ist gläsern, transparent; wird genährt von Olivenölen, der wichtigen Frucht der umbrischen Erde, die vom Ölbaum kommt, der ein Friedenssymbol ist. Und das Licht ist ja ohnehin ein Zeichen, dass über alle Religionen hinweg auch verstanden wird als Symbol der Wahrheit, der Erkenntnis, der Anwesenheit Gottes.“

„Wir suchen hier vor Ort den Dialog mit allen, die das wünschen“

Der Franziskanerkonvent, der die Lampe überreicht, ist der „Sacro Convento“, das Mutterkloster der Franziskaner und zugleich ihr geistliches Zentrum. Ein Umstand, der – wie Bruder Thomas erklärt – dem Haus in Sachen Friedensförderung eine ganz besonders Prägung gegeben habe.

„Wir suchen hier vor Ort den Dialog mit allen, die das wünschen. Ausgehend auch von den interreligiösen Friedensgebeten seit Papst Johannes Paul II. haben wir hier ein eigenes Zentrum für Ökumene und interreligiösen Dialog eingerichtet. Wir haben also Mitbrüder, die eigens mit dieser Arbeit beauftragt wurden und die die Menschen nach Assisi einladen – auch Vertreter anderer Religionen, Vertreter anderer Weltanschauungen. Darüber hinaus versuchen wir natürlich auch bei Anlässen überall auf der Welt präsent zu sein, wo es um das Thema Dialog und Frieden geht. Unser Haus ist immer offen dafür, und im Laufe der Jahre ist dieses Thema zu einem wichtigen Teil unserer Arbeit geworden.“

(vatican news)

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11. Mai 2018, 14:23