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Jerusalem: Neue US-Botschaft ist kein Beitrag zum Frieden

Traurigkeit: Mit diesem einfachen Wort beschreibt der Patriarchalvikar für Jerusalem und Palästina, Giacinto-Boulos Marcuzzo, im Gespräch mit Vatican News seine Gefühle. Denn die Eröffnung einer US-Botschaft in Jerusalem (zu der am Montag extra Trump-Schwiegersohn Jared Kushner anreiste) leiste keinen Beitrag zum Frieden, sondern laufe dem Friedensprozess vielmehr diametral entgegen, so die Analyse des Kirchenmannes.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Netanjahu war da, auch der frühere US-Präsidentschaftskandidat Ted Cruz, und US-Präsident Trump schickte eine Videobotschaft: Mit rund 800 Gästen haben die USA am Montag ihre Botschaft in Jerusalem eröffnet.

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„Es gibt keine Hoffnung mehr, zu einem Waffenstillstand zu gelangen,“ meint dazu Marcuzzo. „Die Entscheidung, die Präsident Donald Trump getroffen hat, ist eine Entscheidung, die gegen die Geschichte, gegen die Gerechtigkeit und gegen das Wohl der Bevölkerung Jerusalems gerichtet ist. Damit ist der Friedensprozess, der begonnen hatte, auf Eis gelegt worden.“

„Damit liegt der Friedensprozess auf Eis“

Die Ausschreitungen, die die Eröffnung der neuen Botschaft begleiteten, ließen nicht lange auf sich warten: Allein im Gazastreifen starben Dutzende Palästinenser. Schon ab Dezember, nach der Verkündigung der Entscheidung, kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen, mahnt der Patriarchalvikar: „Jede Woche gab es hier Demonstrationen gegen die Entscheidung, die Tote und Verletzte hinterlassen haben. Nachdem es in der Bevölkerung keine Hoffnung mehr gibt, führt das auch zu sozialen Folgen, die die Schule, die Familie, die Arbeit, einfach alle betreffen.“

Nicht zufällig wurde die Botschaft am 14. Mai eröffnet, dem Tag, an Israel seiner Staatsgründung vor 70 Jahren gedenkt. Doch dies bedeutet einen Schlag ins Gesicht der arabischen Bevölkerung Jerusalems, gibt uns der Vikar zu verstehen: „Dieses Jahr ist der 14. Mai ein widersprüchlicher Gedenktag. Denn auf der einen Seite jubelt Israel, weil es sein Ziel erreicht und die Unterstützung der Amerikaner hat. Auf der anderen Seite leiden jedoch die Palästinenser immer noch unter den Folgen des Krieges und dieser Entscheidung.“

„Sehen wir der Realität ins Auge“

Ein Hoffnungsschimmer sei die Einladung des Papstes an alle orientalischen Kirchenführer, sich am kommenden 7. Juli im Gebet zu versammeln und über die Situation im Nahen Osten nachzudenken. Die italienische Hafenstadt Bari, antikes Tor zum Orient, ist zum Ort des hochrangigen interkonfessionellen Gebetes auserkoren worden.

„Unsere Aufgabe als Kirche und als Christen“, erklärt Marcuzzo, „ist es, die Hoffnung zu verbreiten, dass Frieden immer möglich ist. Die Entscheidung des Papstes hat uns Kraft gegeben, ist eine Hilfe bei unseren Anstrengungen, Hoffnung in das Herz der Menschen einfließen zu lassen. Wir wollen daran glauben, dass man mit dem guten Willen aller einen Waffenstillstand erreichen kann.“

Sein Appell an die Internationale Gemeinschaft: „Den Wunsch der Juden und Palästinenser unterstützen, zu einem Frieden zu gelangen. Wenden wir uns ab von den Ideologien und sehen wir der Realität ins Auge.“

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15. Mai 2018, 12:03