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Koptische Christinnen feiern den Palmsonntag Koptische Christinnen feiern den Palmsonntag  

Ägypten: Zweimal hintereinander Ostern feiern

Zusammen Ostern feiern, an einem gemeinsamen Datum: Davon träumen Christen des Westens und des Ostens seit Jahrhunderten. Jetzt hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. seinen Einsatz für einen gemeinsamen Ostertermin versprochen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Patriarch von Konstantinopel, der auch den Ehrenvorsitz über die orthodoxen Kirchen in aller Welt hat, empfing eine Gruppe von katholischen Priestern aus dem Bistum Rom in seinem Amtssitz, dem Phanar in Istanbul. Dabei wies er darauf hin, dass „seit dem 16. Jahrhundert der julianische und der gregorianische Kalender auseinanderklaffen“, was den Ostertermin betrifft. Er sei sich allerdings „sicher“, dass „unsere Kirchen“ zu einem gemeinsamen Termin fänden, „sobald die Zeit reif dafür ist“.

Wie das konkret aussieht, wenn Christen verschiedener Riten an verschiedenen Tagen Ostern feiern, davon kann Pfarrer Joachim Schroedel erzählen. Als katholischer Pfarrer in Kairo hat er Ostern hinter sich – doch die koptischen Christen in Ägypten feiern ihr Ostern erst am kommenden Wochenende.

„Wir haben zwei verschiedene Kalender in Ägypten: Das sind der alte koptische Kalender und der gregorianische Kalender. Wir feiern ja nach dem gregorianischen Kalender Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond.“ Das sagt Pfarrer Schroedel in einem Gespräch mit dem Kölner Domradio.

„Sehr reizvoll, das Ganze noch einmal zu erleben“

„Bei den Kopten ist das etwas anders. Und so kann es passieren, dass es bis zu fünf Wochen Unterschied sind zwischen den beiden Osterfesten. In diesem Jahr ist es nur eine Woche. Ich kann also hier vor Ort als Katholik auch an den Osterfeierlichkeiten der Kopten teilnehmen. Es ist eine sehr reizvolle Geschichte, das Ganze noch einmal zu erleben und von der Sicht der Orthodoxie aus das Osterfest zu betrachten.“

Dass sie Ostern meistens in einem schwierigen Umfeld begehen, daran sind die Kopten gewöhnt. Obwohl sie mindestens zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, sind sie in der ägyptischen Gesellschaft oft Schikanen und Diskriminierungen ausgesetzt. In den vergangenen Jahren kam es sogar mehrfach zu Massakern an Christen. Doch Schroedel sieht einen vorsichtigen Optimismus bei den Kopten.

„Seit vier, fünf Jahren ist die Sicherheit in Ägypten gewachsen. Staatspräsident Al-Sisi, der jetzt wieder neu gewählt worden ist, legt Wert darauf, dass die Sicherheit gewährleistet wird. Im Norden des Sinai wurde sehr viel dafür getan, und auch hier in den Straßen sieht man es überall: Die Kirchen sind gesichert. Natürlich kann bei einem Volk von 100 Millionen Menschen immer wieder etwas passieren. Aber die Christen hier in Ägypten sind frohen Mutes und freuen sich auf Ostern. Sie wissen: Es wird uns schon nichts passieren. Und wenn uns etwas passiert, dann ist es in der Hand Gottes. Wir sind als Christen in Ägypten sowieso die Kirche des Kreuzes, wir wissen, dass wir das Kreuz tragen müssen. Aber das führt letzendlich zur Auferstehung.“

Trotz aller Drohungen und trotz der verschärften Sicherheit: Die koptischen Christen bunkern sich an Ostern nicht ein. Gerade an ihrem größten Fest freuen sie sich über die Glückwünsche und Besuche von muslimischen Freunden.

„Mir wurde in den letzten Tagen so oft von Muslimen gesagt: Frohe Ostern, feiert schön! Und es wurde auch noch mal gefragt, warum genau Ostern gefeiert wird. Man kommt auch in den Dialog und tauscht sich aus.“

„Die Wahlen waren mit einem Schmunzeln zu bewerten“

Dass Präsident Al-Sisi jetzt wiedergewählt wurde, ist für die meisten koptischen Christen in Ägypten eine gute Nachricht. „Die Christen sind eigentlich von Natur aus, könnte man sagen, auf der Seite von Al-Sisi und seinem Regime. Denn dem Präsidenten ist es ja gelungen, die Muslimbrüder, die schwierigste Gruppe unter den Gegnern der Christen, weit weg zu halten. Was natürlich schwierig ist für uns: Wir leiden unter der mangelnden Freiheit, es gibt eigentlich keine richtige Demokratie. Auch die Wahlen, die erklärt worden sind, als seien sie der Gipfel der Demokratie, waren mit einem Schmunzeln zu bewerten. Es gab keinen richtigen Gegenkandidaten, und 97 Prozent haben Al-Sisi gewählt.“

Viele Wähler waren nach Schroedels Beobachtung „moralisch gezwungen“, ihre Stimme für Al-Sisi und damit für Stabilität abzugeben. „Es gab einige große Staatsbetriebe, die ihre Mitarbeiter in Bussen zu den Wahlen gefahren und ihnen auch ein paar Tage Urlaub gegeben haben. Immerhin sieben Prozent der etwa 24 Millionen abgegebenen Stimmen sind ungültige Stimmen. Das zeigt auch schon etwas. Man ist hingegangen und wollte eigentlich nicht… Es kommt dazu, dass auf Nichtwählen eine Strafe steht. Die wird zwar nicht durchgezogen, aber man hat damit schon gedroht, dass bei Nichtwählen 500 Pfund Strafe gezahlt werden müssen. Das ist unter Umständen ein halbes Monatsgehalt.“

Ostern im Orient: Verschiedene Termine, ganz verschiedene Gefühlshaushalte. Vielleicht ist der gemeinsame Ostertermin noch eines der geringsten Probleme...

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04. April 2018, 10:46