Die Menschen aus Ost-Ghouta werden evakuiert Die Menschen aus Ost-Ghouta werden evakuiert 

Syrien: Erzbischof befürchtet eine „gesteuerte“ Demographie

Die christliche Gemeinschaft im Krisenland erlebt die diesjährige Karwoche und Ostern mit gemischten Gefühlen: Hoffnung, dass endlich Frieden einkehrt, und Skepsis, weil sie nicht wissen, wie das geschehen soll. Im achten Jahr des Syrien-Konflikts ist die Situation nämlich unübersichtlich wie nie, zusätzliche Kriegsteilnehmer mischen die Karten neu und ein Ende der Konflikte ist kaum in Sicht. In dieser Gemengelage prangert der syrisch-katholische Erzbischof Jacques Behnan Hindo die von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkte Politik einer Umsiedelung im syrischen Mesopotamien an.

Marco Guerra und Nadine Vogelsberg - Vatikanstadt

Erzbischof Jacques Behnan Hindo leitet die syrisch-katholischen Erzeparchie Hassaké-Nisibi im Nordosten Syriens, nahe der türkischen Grenze. Im Gespräch mit Vatican News verurteilt er, dass ein Großteil des syrischen Mesopotamiens – also das Gebiet, auf dem auch sein Bistum liegt – zum Spielball politischer Mächte wird: „Das ganze syrische Mesopotamien wird von Kurden besetzt – ein eine kurdisch-kommunistische Partei, mit der Hilfe der Amerikaner, die mehr als zehn Militärbasen in Syrien haben.“

Der 76-Jährige kritisiert auch die Neuansiedelung der 500.000 kurdischen Flüchtlinge, die aus Afrin geflohen sind, als die Stadt von der türkischen Armee erobert wurde. „Ich glaube, dass 4000 Familien in leere Dörfer umgesiedelt werden, in denen vorher syrische Christen gelebt haben,” so der Erzbischof.

35 dieser Dörfer im Khabur-Flusstal seien bereits betroffen. Das lässt für Hindo nur einen Schluss zu: „Es besteht ein Wille, die Demographie der Region zu verändern“.

Die „antiterroristische” Operation in Ost-Ghouta sei unterdessen beinahe abgeschlossen. Das sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Donnerstag. Nur die Stadt Duma sei noch in den Händen der Miliz, heißt es von Seiten der russischen Regierung. Der Nachrichtenagentur Sana zufolge haben Hunderte von Zivilisten das Gebiet rund um die Stadt Duma verlassen.

Insgesamt schätzt das russische Verteidigungsministerium, dass seit Beginn der täglichen humanitären Kampfpause mehr als 135.000 Menschen Ost-Ghouta verlassen haben. Es gibt auch Gerüchte über laufende Verhandlungen zwischen Russland, das Damaskus bei der Eroberung von Ghouta unterstützt, und der Miliz Dschaisch al-Islam, die das Gebiet der Duma kontrolliert und die von Saudi-Arabien unterstützt wird.

Der Krieg in Syrien betrifft deutlich mehr Menschen als die Syrer selbst. Das betont auch Erzbischof Hindo: „Im Augenblick, ist Syrien der Schlüssel. Derjenige, der Syrien kontrolliert, kontrolliert alles. Syrien ist der Schlüssel für den Frieden in dieser Region.“

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30. März 2018, 14:02