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Italien: Erzbischof entschuldigt sich für Schweigen zur Mafia

Der Erzbischof von Palermo, Corrado Lorefice, hat Versäumnisse der katholischen Kirche im Umgang mit der Mafia eingeräumt. Die Kirche müsse um Entschuldigung bitten, weil sie Werte des Evangeliums lediglich gepredigt, aber gegenüber dem organisierten Verbrechen nicht praktiziert habe, sagte Lorefice laut der Zeitung „Giornale di Sicilia" bei einer Veranstaltung in Palermo am Freitag.

Zugleich betonte er, die Haltung der Kirche habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Lorefice verwies auf die von der Mafia ermordeten Priester Pino Puglisi (1937-1993) und Giuseppe Diana (1958-1994) sowie den Staatsanwalt und überzeugten Katholiken Rosario Livatino (1952-1990), der ebenfalls Opfer eines Anschlags wurde. Durch sie habe er gelernt, dass eine “freie und befreiende Kirche eine Kirche ist, die nicht Rückhalt und Privilegien bei der führenden Klasse sucht", so der Erzbischof. Auch Papst Franziskus verfolge den Kurs, Arme und Ausgegrenzte in den Mittelpunkt zu stellen und gegen Unrecht zu kämpfen.

Der Historiker Rosario Mangiameli sagte, das frühere Schweigen von Teilen der Kirche gegenüber der Mafia werde oft mit Angst vor dem Kommunismus begründet. Von einer Schwächung der mafiösen Kräfte hätte die Kirche demnach eine Stärkung der atheistischen Doktrin befürchtet, so der Wissenschaftler von der Universität Catania. Dieses Erklärungsmodell greife jedoch nicht für das 19. und frühe 20. Jahrhundert, als es ebenfalls keine katholischen Stimmen gegeben habe, die die Mafia verurteilt hätten. Eine Ausnahme sei der Priester und Politiker Luigi Sturzo (1871-1959) gewesen, der in der Kleinstadt Palagonia “eine echte Schlacht" gegen die Mafia geführt habe.

(kap/kna – gs)

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10. März 2018, 19:03