Suchen im Staub nach zu Boden gefallenen Essensresten: Kinder im Südsudan Suchen im Staub nach zu Boden gefallenen Essensresten: Kinder im Südsudan 

Südsudan: Gebet für die Lösung eines blutigen Konfliktes

Mehr als nur ein ethnischer Konflikt im Südsudan: Trotz erster Hoffnungszeichen nach seiner blutig erkauften Unabhängigkeit droht der jüngste Staat der Welt seit 2013 in einem erneuten Strudel der Gewalt zu versinken. Nach Schätzungen sind bislang 50.000 Menschen den Kämpfen zum Opfer gefallen.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Präsident Salva Kiir, der aus der Ethnie der Dinka stammt, führt trotz eines Friedensabkommens Krieg gegen seinen ehemaligen Stellvertreter aus der Ethnie der Nuer, Riek Machar. Die Regierung hat ihr Mandat längst überschritten, Neuwahlen stehen aber nach wie vor aus, und die Sicherheitslage ist derart prekär, dass selbst Papst Franziskus trotz seines erklärten Wunsches das Land vorläufig nicht besuchen kann. Der Papst trägt den Südsudan in seinen Gebeten – und hat nun für den kommenden Freitag zu einem weltweiten Gebets- und Fastentag für den Südsudan und die Demokratische Republik Kongo aufgerufen.

Edward Hiiboro Kussala ist Bischof von Tambura-Yambio und der Präsident der südsudanesischen Bischofskonferenz. Er wurde durch den Krieg im Alter von 9 Monaten selbst zum Waisen, als sein Dorf überfallen und zerstört wurde. Unter der Obhut seiner Großmutter wuchs er in einem Flüchtlingslager auf. Auch diese persönlichen Erfahrungen machten den späteren Bischof zu einem leidenschaftlichen Kämpfer für den Frieden. Er ist in dem Hilfsnetzwerk Sudan Relief Fund aktiv und Kanzler der Katholischen Universität von Südsudan – die einzige Universität, die in dem kriegsgebeutelten Land noch funktioniert.

Südsudan und Kongo haben sehr ähnliche Probleme

 

„Das Volk, Frauen und Kinder, insgesamt alle leiden sehr durch diesen Konflikt,“ erklärt er im Gespräch mit Vatican News. „Doch während wir hier sprechen, geht der Krieg weiter. Die Regierung greift Rebellengegenden an, die Rebellen schlagen zurück und überfallen auch Fahrzeuge auf den Straßen – die ganze Situation ist sehr verworren. Es besteht momentan kein fruchtbarer Boden für Dialog. Jeder ist angespannt, keinem geht es gut. Wir sind sehr besorgt über diese Situation und haben darüber immer und immer wieder mit den Kriegsparteien gesprochen und sie aufgefordert, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.“

Das Land, so die resignierte Diagnose des Bischofs, stecke derzeit in einem Teufelskreis fest, denn in dem Konflikt gebe es keinerlei Kompromissbereitschaft der auch in sich selbst zersplitterten Kriegsparteien, während das soziale System zusammenbreche. Große Teile der Bevölkerung haben keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung mehr. „Wir brauchen eine Lösung," so der Appell des Bischofs. „Wir brauchen die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft, um das Friedensabkommen neu aufzusetzen und alle Beteiligten an den Tisch zu bekommen, um zu sprechen und einen friedlichen Weg zu einer Lösung der Probleme zu finden.“

Auch die spanische Schwester Yudith Pereira von der Kongregation von Jesus und Maria ist für den Südsudan engagiert: sie ist Vizedirektorin des von religiösen Gemeinschaften gebildeten Netzwerkes Solidarity with South Sudan. Sie erklärt im Gespräch mit Vatican News, dass der Gebetstag, zu dem der Papst aufgerufen hat, eine Vorgeschichte hat:

„Wir hatten gemeinsam mit unseren Partnern bereits am vergangenen 23. November einen Gebetstag für den Südsudan und den Kongo ausgerufen. Und dann haben wir im Januar einen Runden Tisch organisiert. Erst anschließend hat der Papst uns mit seinem Aufruf zu diesem Gebetstag überrascht, als Unterstützung der Arbeit so vieler Menschen für den Südsudan und Kongo. Insbesondere, weil diese beiden Länder sehr ähnliche Probleme haben, politischer und ethnischer Art, Krieg, Bürgerkrieg, Waffen, Ressourcen, die durch multinationale Konzerne ausgebeutet werden….“

Eines der Hauptprobleme sei, dass zwar in beiden Ländern die Menschen unbeschreiblich litten und dem Krieg und Hunger zum Opfer fielen, doch dies geschehe abseits des Radars der Weltgemeinschaft. Umso nötiger der Aufruf des Papstes, betont die Schwester:

„Keiner denkt an die Krisenländer Afrikas“

„Wenn also der Papst darüber spricht und wir Aktionen organisieren, dann werden die Menschen davon erfahren, was passiert. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn Syrien und Irak beispielsweise erfahren Unterstützung. Aber was den Kongo und den Südsudan betrifft, da scheint es niemanden zu kümmern, was passiert, keiner denkt an sie. Ich denke, das ist das Hauptproblem. Und der Papst hat sehr starke Treue bewiesen, indem er den Kongo und den Südsudan in seine Gebete einschließt.“

Im Südsudan seien die Menschen sehr dankbar über diese Geste des Papstes und der Weltgemeinschaft. Nicht nur Katholiken, sondern Christen der verschiedensten Konfessionen haben sich dem Aufruf angeschlossen, in zahlreichen Ländern sind Aktionen und Gebete für den Südsudan und Kongo geplant.

„Ich denke, die Menschen fühlen sich durch diesen Aufruf ernst genommen,“ sagt uns Schwester Yudith, die viele Kontakte vor Ort pflegt. „Nicht vergessen. Wenn wir mit den Menschen dort sprechen, dann bitten sie uns, bitte vergesst uns nicht! Sprecht über uns. Und ich denke, sie fühlen, dass andere Menschen an sie denken und dass sie wichtig sind. Dass ihr Frieden, ihr Wohlbefinden anderen am Herzen liegt. Ich denke, sie sind sehr stolz und dankbar für all die Dinge, die wir von außen für sie organisieren können – denn innerhalb des Landes können wir nicht viel ausrichten. Darum bitten sie uns auch darum, Dinge anzustoßen. Diese Dankbarkeit, Freude und dieser Frieden, die sind unglaublich.“

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22. Februar 2018, 14:14