Bei einer Kundgebung gegen Langzeit-Präsident Kabila Bei einer Kundgebung gegen Langzeit-Präsident Kabila 

Kongo: Nuntiatur legt Bericht über Ausschreitungen vor

Bei der gewaltsamen Niederschlagung von katholischen Protesten gegen den kongolesischen Langzeit-Präsidenten Joseph Kabila sind nach Angaben der Apostolischen Nuntiatur in Kinshasa sechs Menschen getötet und 60 verletzt worden.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

In einer Aussendung listet die Botschaft des Heiligen Stuhles alle betroffenen Pfarreien, rund 50, auf. Demzufolge nahmen die kongolesischen Sicherheitskräfte überdies mehr als 210 Menschen fest, darunter einen Priester, vier Minderjährige und zwei Journalisten. Die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo (Monusco) legte ähnliche Zahlen vor. Die Polizei setzte am Sonntag Tränengas und scharfe Munition ein, umzingelte Kirchen und schoss auch direkt auf die Gebäude.

Papst Franziskus hatte von der peruanischen Hauptstadt Lima aus zu Frieden in dem zentralafrikanischen Land gemahnt. Vorangegangen waren Proteste katholischer Gemeinden gegen den weiteren Verbleib Kabilas an der Macht. Die Behörden hatten zuvor alle Protestmärsche verboten. Bereits am Samstag war die Lage in Kinshasa angespannt.

 

Kirche verlangt von Kabila einen öffentlich ausgesprochenen Verzicht auf dritte Amtszeit

Im Zentrum von Kinshasa zogen nach dem Sonntagsgottesdienst hunderte Menschen mit Palmzweigen, Kruzifixen und Bibeln in den Händen durch die Straßen. Die anwesenden Polizisten hielten sich zunächst zurück, setzten dann aber Tränengas ein, woraufhin Demonstranten die Beamten mit Steinen bewarfen, wie ein AFP-Reporter berichtete.

In Goma im Osten des Landes schossen Polizisten ebenfalls Tränengasgranaten ab, als Gläubige die Kathedrale verließen. Die Nuntiatur berichtet von Spannungen auch in Kisangani, Bukavu, Lubumbashi, Mbandaka und Mbuji-Mayi, wo rund 40 Pfarreien betroffen waren.

Bereits am 31. Dezember waren bei der Niederschlagung regierungskritischer Proteste, zu denen ebenfalls ein Bündnis katholischer Gemeinden aufgerufen hatte, mehrere Menschen getötet worden. Die Kirche verlangt von Kabila, öffentlich zu sagen, dass er nicht für ein drittes Mandat kandidieren werde.

 

Wahlen immer wieder verschoben

Kabilas zweite und gemäß der Verfassung letzte Amtszeit endete am 20. Dezember 2016. Am Silvestertag kam unter Vermittlung der kongolesischen Bischöfe ein Abkommen zwischen Kabila und der Opposition zustande. Es sah Wahlen bis spätestens Ende 2017 und die Freilassung von politischen Gefangenen vor.

Kabila ließ die Wahlen allerdings immer wieder verschieben. Im vergangenen November legte die Wahlkommission den Wahltermin auf den 23. Dezember 2018 fest.

(vatican news, afp – gs) 

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22. Januar 2018, 13:44