Maurizio Pallù feiert eine Dankmesse für seine Befreiung Maurizio Pallù feiert eine Dankmesse für seine Befreiung 

Nigeria: Entführter Missionar wieder in Freiheit

Das Bangen hat ein Ende: Der italienische Priester Maurizio Pallù, der als Missionar in Nigeria wirkt, ist nach mehreren Tagen Gefangenschaft von seinen Entführern frei gelassen worden; es gehe ihm gut, erzählt er in seinem ersten Interview nach der Freilassung gegenüber Radio Vatikan.

von Christine Seuss

Am vergangenen Donnerstag wurde der Priester mit zwei Begleitern in Nigeria auf offener Straße ausgeraubt und entführt, nach Tagen der Ungewissheit kamen die Verschleppten nun am Dienstagabend frei. Auch Papst Franziskus war über das Schicksal des Priesters informiert und betete für ihn, wie das vatikanische Presseamt verlauten ließ.

Es habe zwar auch Momente der Angst gegeben, lässt der Missionar die dramatischen Umstände seiner Entführung Revue passieren. Die Entführer hätten ihn und seine Begleiter ein langes Stück durch den Wald getrieben, es habe wenig zu essen gegeben und sie mussten Wasser aus einem schlammigen Wildbach trinken. Doch er habe stets den Beistand der Heiligen gespürt, betont er: „Es ist das zweite Mal, dass ich entführt werde, und dieses Mal war es härter als das erste Mal. Aber ich habe die Wunder gesehen, die der Herr gewirkt hat, wirklich große Wunder, um uns am Leben zu halten. Und das bedeutet, dass der Herr große Pläne mit dieser Nation hat, denn der Dämon arbeitet mit großer Kraft daran, das Werk Gottes hier zu zerstören.“

Der Missionar, der für den Neokatechumenalen Weg als Katechist tätig ist, ist das erste Mal vor genau einem Jahr entführt worden – und es sei kein Zufall, dass die Entführungen jeweils mit dem Fest der Jungfrau von Fatima in Verbindung stünden, zeigt sich Pallù überzeugt: Am 13. Oktober 2016 war er das erste Mal verschleppt worden, kam aber bereits nach eineinhalb Stunden wieder frei, „durch ein Wunder der Gottesmutter“, wie er betont. „Dieses Jahr sind wir am 12. Oktober entführt worden, am Vorabend des Gedenktages zum Sonnenwunder von Fatima. Ich war in der Tat auf dem Weg nach Benin City, wo die Bischöfe Nigerias am 13. Oktober das Land wieder der Jungfrau Maria geweiht haben. Ich wollte bei der großen Eucharistiefeier dabei sein und stattdessen habe ich den Tag im Wald verbracht, wo ich ein Zeichen der mütterlichen Zuneigung Marias erhalten habe, und am Sonntag habe ich dann die Bestätigung bekommen, dass die Madonna und alle Heiligen uns aus dieser Situation befreien würden. Wir geben nicht auf!“

Denn er sei davon überzeugt, dass in Nigeria das Böse besonders heftig am Werk sei – und dort auch bekämpft werden müsse, unterstreicht er seine Absicht, trotz der negativen Erfahrungen weiter in dem Land tätig zu sein. „Mir wurde gesagt, dass ich nach Italien zurückkehren soll“, berichtet er uns. „Ich will aber hier bleiben, denn den Dämon besiegt man, indem man hier ist; der Dämon ist feige und will uns Angst machen, aber er hat den falschen Weg gewählt, denn wir sind arme Menschen, die zwar Angst haben, aber durch die Gnade Gottes gestützt werden. Und der Dämon hält Millionen von Menschen als Sklaven mit der Lüge, der Feigheit und der Korruption. Sobald sie es mir erlauben, werde ich hierher zurück kommen und meine geringe Person für die Evangelisierung Nigerias anbieten.“

Hintergrund

Im nigerianischen Bundesstaat Edo mit seiner Hauptstadt Benin City kommt es immer wieder zu Entführungen von Geistlichen, aber auch anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Erst am 27. September ist der Pfarrer Lawrence Adorolo aus Okpella verschleppt worden, doch bereits drei Tage später sei er ohne die Zahlung von Lösegeld und gegen etwas Nahrung wieder freigelassen worden, berichten Medien unter Berufung auf den Bischof von Auchi, Gabriel Dunia. Dieser hatte gegenüber der Nachrichtenagentur Fides verlauten lassen, dass auch die Entführer von Maurizio Pallù Lösegeld von der Kirche gefordert hatten. Doch „die Kirche zahlt kein Lösegeld”, bestätigte der Bischof die Linie der nigerianischen Bischofskonferenz, auf Geldforderungen von Entführern nicht einzugehen.

Nicht immer gehen derartige Episoden jedoch glimpflich aus: Am 1. September ist im südöstlichen Bundesstaat Imo Pater Cyriacus Onunkwo entführt und dabei getötet worden. Sein lebloser Körper wurde einen Tag nach der Verschleppung in der Nähe eines Dorfes gefunden; es sei ein Unfall gewesen, zitieren lokale Medien den Haupttatverdächtigen, der nach einigen Tagen festgenommen wurde.

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18. Oktober 2017, 16:02