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Gallagher mit dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau Gallagher mit dem polnischen Außenminister Zbigniew Rau 

Vatikan hofft im Ukraine-Krieg weiter auf Dialog

Der russische Außenminister Sergej Lawrow durfte nicht anreisen – doch der vatikanische „Außenminister“ hat am OSZE-Gipfel im polnischen Łódź teilgenommen.

In seiner Rede beschwor Kurien-Erzbischof Richard Gallagher den „Geist von Helsinki“ und die Rolle der OSZE für den Frieden in Europa. Tatsächlich hatte die „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ nach ihrer Gründung 1975 im finnischen Helsinki eine wichtige Rolle bei der Überwindung des Kalten Kriegs, weil die Sowjetunion – und inzwischen Russland – zu ihr gehörte.

Diese friedenssichernde Rolle ist jetzt in Gefahr. Lawrow bekam von den polnischen Gastgebern des Gipfels kein Visum für Łódź, und Russland blockiert die Arbeit von OSZE-Beobachtern in der Ukraine. Immerhin nahm aber der russische OSZE-Botschafter am Gipfel teil.

„Warum haben wir den Geist von Helsinki verraten?“

Gallagher erinnerte an den „besonders schwerwiegenden Ukraine-Krieg“, wies aber auch darauf hin, dass es außerdem noch in einer ganzen Reihe weiterer OSZE-Mitgliedsstaaten „ernsthafte Bedrohungen ihrer Sicherheit und Stabilität gebe.

„Warum haben wir den Geist von Helsinki verraten?“, fragte der Erzbischof. „Denn wir alle müssen doch zugeben, dass unsere Untreue zu Helsinki lange vor dem Februar begonnen hat.“ Am 24. Februar dieses Jahres hat Russland mit seinem Überfall auf die Ukraine begonnen.

 

„Nicht bei der Verurteilung von Verbrechen stehenbleiben“

„Während des Kalten Krieges haben sich unsere Vorgänger in Helsinki trotz aller radikalen Unterschiede und der Unvereinbarkeit ihrer Systeme trotzdem an einen Tisch gesetzt und es geschafft, über Themen von gemeinsamem Interesse zu sprechen und um des Gemeinwohls willen Vereinbarungen einzugehen.“ Doch von diesem Weg sei die OSZE-Gemeinschaft abgekommen, beklagte der Vatikan-Emissär. „Je länger die internationale Gemeinschaft eine Antwort auf die drängenden Herausforderungen verschiebt, desto mehr Glaubwürdigkeit wird sie verlieren.“

Man dürfe nicht „bei der Verurteilung von Verbrechen und der Anklage von Verletzungen der Menschenrechte und des Völkerrechts“ stehenbleiben, so wichtig das auch sei, mahnte Gallagher offensichtlich mit Blick auf den Ukraine-Krieg. „Als eine Organisation, der es um Zusammenarbeit und Sicherheit geht, sollten wir immer einen Schritt weitergehen mit dem Ziel, den Frieden wiederherzustellen.“

 

„Dialog verlangt jeder Seite Opfer ab“

Der Heilige Stuhl ruft – manchmal zum Missfallen der Ukraine – hartnäckig zu einem Waffenstillstand und Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine auf. Zugleich hat es sich Papst Franziskus unlängst durch die Bemerkung, Tschetschenen und andere nicht-russische Kämpfer auf Seiten der russischen Armee gingen mit besonderer Grausamkeit gegen Ukrainer vor, auch mit dem russischen Außenministerium verscherzt. Dabei hegt Franziskus weiter die Hoffnung, einmal als Vermittler zwischen Moskau und Kyiv dienen zu können.

„Dialog verlangt jeder Seite Opfer ab“, so Erzbischof Gallagher. Aber auch wenn Dialog „weniger glorreich“ wirke als das Kämpfen, seien seine Resultate doch „um vieles besser für alle Beteiligten“.

(vatican news – sk)
 

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02. Dezember 2022, 10:56