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Die erste von insgesamt drei Adventspredigten in der Vatikanischen Audienzhalle Die erste von insgesamt drei Adventspredigten in der Vatikanischen Audienzhalle 

Vatikan: Außerhalb der Kirche kein Heil?

„Außerhalb der Kirche kein Heil“: Diesen Satz haben gleich mehrere Konzilien proklamiert. Aber gilt er auch heute noch? Damit hat sich der „Prediger des Päpstlichen Hauses“, Kardinal Raniero Cantalamessa, an diesem Freitag beschäftigt.

„Wenn es der Glaube an Christus ist, der den Menschen rettet, was ist dann mit all denen, die nicht die Möglichkeit hatten, an ihn zu glauben?“, fragte der Kapuziner, der Franziskus seit langem kennt, bei seiner ersten Adventspredigt im Vatikan im Beisein des Papstes. Die Menschen lebten heute in einer auch religiös pluralen Welt, und hinzu komme der interreligiöse Dialog, der sich nach dem Konzil entwickelt habe. Er habe zu der Einsicht geführt, „dass auch Menschen von außerhalb der Kirche gerettet werden können“.

Der Erlösung keine Grenze setzen

Lasse sich „in dieser neuen Perspektive dennoch die Rolle aufrechterhalten, die bisher dem expliziten Glauben an Christus zugeschrieben wurde?“, so der Kardinal. Bei vielen Christen habe sich der historische Spruch sozusagen verschoben, in die Richtung ‚Außerhalb des Glaubens kein Heil‘. Das motiviere zwar viele zum missionarischen Einsatz, „aber so wird das Heil von Anfang an auf eine kleine Minderheit von Personen beschränkt“.

Cantalamessa wörtlich: „Das kann uns nicht in Ruhe lassen, und es tut auch Christus unrecht, weil es ihm einen großen Teil der Menschheit entzieht. Man kann nicht glauben, dass Jesus Gott ist, aber dann de facto seine Relevanz beschränken… Jesus ist der Erlöser der Welt – der Welt, nicht nur einiger Menschen in der Welt!“

Entscheidend ist die „vielfältige Gnade Gottes“

Auch die Angehörigen anderer Religionen glauben in der Regel, dass es einen Gott gibt „und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird“ (Hebr 11,6), überlegte der Prediger weiter. „Sie realisieren damit genau das, was die Heilige Schrift als das Fundamentale am Glauben betrachtet.“ Es gehe nicht darum, „was die Angehörigen anderer Religionen an Gutem zu tun vermögen“; entscheidend sei vielmehr die „vielfältige Gnade Gottes“ (1 Petr 4,10).

„Manchmal spüre ich das Bedürfnis, die Messe aufzuopfern im Namen all jener, die durch die Verdienste Christi erlöst sind, ohne es zu wissen und ohne ihm daher danken zu können. Gott hat viele Weisen, um Menschen zu erlösen. Er hat ‚Kanäle‘ der Gnade eingerichtet, sich aber nicht an sie allein gebunden… Wir glauben, dass alle, die gerettet werden, durch die Verdienste Christi gerettet werden“ (Apg 4,12). Es ist allerdings das eine, die universelle Notwendigkeit Christi zum Heil zu betonen, und etwas anderes, die universelle Notwendigkeit des Glaubens an Christus für das Heil zu betonen.“

(vatican news – sk)

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02. Dezember 2022, 12:22