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Prof. Susan Pascoe und Dr. Christina Kheng (links) im Oktober 2022 Prof. Susan Pascoe und Dr. Christina Kheng (links) im Oktober 2022  

Weltsynode: „Glaubenssinn des Gottesvolkes“ verstehen und nutzen

Ein Anliegen der Weltsynode ist es, die Stimmen von Gläubigen weltweit hörbarer zu machen. Christina Kheng von der Methodologie-Kommission der Synode sieht darin die Chance, den „Glaubenssinn der Gläubigen“ (sensus fidei) besser für die Gesamtkirche zu nutzen.

Sr. Bernadette Reis und Anne Preckel - Vatikanstadt

Kheng arbeitet auf den Philippinen bei einem Pastoralinstitut und gestaltet die Weltsynode von der Methodologie-Kommission aus mit. Sie hat die Konsultationsphase in den Ortskirche verfolgt und hat am Arbeitsdokument für die kontinentale Phase, in das Ergebnisse aus weltweiten Umfragen einflossen, mitgewirkt.

In der katholischen Kirche seien viele daran gewöhnt, „Antworten parat zu haben“ oder „den Menschen zu sagen, was richtig und was falsch ist“, sagt sie gegenüber Radio Vatikan. Diese Gewohnheit werde durch die Weltsynode konterkariert, beobachtet sie:

Zum Nachhören - was Christina Kheng von der Methodologie-Kommission der Synode sagt

Versuch und Irrtum

„In diesem Prozess des Lernens und der Synodalität lernt jeder beim Tun, auch durch Versuch und Irrtum. Theologisch wissen wir, was der Glaubenssinn, der ,sensus fidei fidelium‘ ist, wir können darüber sprechen und ihn beschreiben. In der Weltsynode aber ist es das erste Mal, dass wir versuchen, ihn auch weltweit nutzbar zu machen. Wir haben im Frühchristentum das Beispiel des Apostelkonzils, aber das war eine relativ kleine Anzahl von Menschen im Vergleich zu dem, was wir heute haben… Wir lernen also nach und nach und versuchen herauszufinden, was genau die Methoden und Prozesse sind, um den ,sensus fidei fidelium‘ nutzbar zu machen.“

Der theologische Begriff „Glaubenssinn der Gläubigen“ bezieht sich auf Sinn und Urteil der Gläubigen als Bezugspunkt für die Kirche; er wurde seit dem Zweiten Vatikanische Konzil wieder stärker akzentuiert. Aus Sicht der Synodalität ist dieser Aspekt ein wesentliches Element für den Fortschritt der Kirche.

„Nicht immer reibungslos“

Der bisherige Konsultationsprozess bei der Weltsynode sei „nicht immer reibungslos“ verlaufen, berichtet Kheng weiter, ohne auf konkrete Probleme einzugehen. Hilfsreich sei vor diesem Hintergrund die Entscheidung des Papstes gewesen, den weltweiten synodalen Prozess um ein Jahr zu verlängern und die Bischofssynode im Vatikan in zwei Sitzungen zu splitten. Dies war laut Kheng ein Zeichen für Anpassungen beim gemeinsamen synodalen Weg.

„Eine weitere Überraschung ist, dass die Teilnehmer nun das Dokument für die kontinentale Phase sehen werden. Sie werden die Möglichkeit haben, Rückmeldungen zu geben und Fragen zu stellen – und das hat es bisher noch nie gegeben! Wir lernen also wirklich Synodalität, indem wir Synodalität machen.“

Zirkuläres Prinzip

Kheng bezieht sich darauf, dass der Vatikan sich bei der Weltsynode für einen Dialogprozess entschieden hat, bei dem Zwischenberichte wieder zurück in die Ortskirchen gespielt werden. Mit diesem zirkulären Prinzip will man eine größere Beteiligung und ein Maximum an Synodalität erreichen.

Anerkennend äußert sich Kheng über die „Fülle der Bemühungen und die Kreativität, die wir von Menschen aus der ganzen Welt gesehen haben“ und die als Stimmen in das erste Synthesedokument mit eingeflossen seien. Wesentlich im synodalen Prozess seien zudem die lokalen Synodenteams, die mit viel Engagement versuchten, möglichst viele Menschen in den Prozess mit einzubeziehen. Kheng beschreibt sie als eine Art Katalysatoren der Synodalität.

Wer die wahren Helden sind

„Ich möchte wirklich betonen, dass die wahren Helden dieses synodalen Prozesses die Synodenteams sind. Es sind Menschen, die weit gereist sind, die lange Zeit gearbeitet haben, um in entlegene Gebiete zu gelangen und die Stimmen aus den Peripherien in die Mitte zu holen. Auch gab es Menschen, die nicht physisch reisten, sondern emotional und sozial – etwa um ihre Freunde oder Verwandten zu erreichen, die aus der Kirche ausgetreten sind und die sich von der Kirche entrechtet fühlten. Um diese Menschen zu überzeugen, ihre Stimme zu erheben, um in diesem Prozess konsultiert zu werden. Für mich sind das die wahren Helden dieses Synodenprozesses. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir dieses reiche und wertvolle Spektrum an Stimmen aus der Praxis haben.“

Natürlich gebe es „noch viel, viel, viel mehr zu tun und zu verbessern“, merkt sie weiter an, denn viele Menschen seien auch nicht konsultiert worden. Alles in allem sei die erste Konsultationsphase aber „ein sehr guter Anfang“ gewesen, urteilt die Asiatin. „Und ich hoffe, dass dieser Schwung anhält. Die synodale Reise hat gerade erst begonnen, lassen Sie uns weitermachen.“

(vatican news – pr)


 

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29. November 2022, 14:33