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Eingang zur vatikanischen Kinderklinik Eingang zur vatikanischen Kinderklinik 

Vatikan: Bambino Gesù half bereits 1.600 ukrainischen Patienten

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat das vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù 1.600 ukrainische Kinder zur Behandlung aufgenommen. In einem Interview von Radio Vatikan sprachen die Mutter eines behandelten Kindes, eine Ärztin aus der Ukraine und eine Mitarbeiterin des Krankenhauses über die umfassende Betreuung junger Ukrainer und ihrer Familien.

Mario Galgano und Svitlana Duchovitsch - Vatikanstadt

Unter dem vielsprachigen Kindergeschrei im Spielzimmer des vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambino Gesù ist auch Ukrainisch zu hören: Die kleinen Patienten finden eine gemeinsame Sprache, auch wenn alle ihre Muttersprache sprechen. Schon vor dem Krieg wurden viele Kinder aus der Ukraine in diesem Krankenhaus behandelt, das Patienten aus aller Welt aufnimmt, und jetzt sind es noch viel mehr.

Zum Nachhören - wie das Kinderkrankenhaus konkret hilft

Es sei eine beispiellose Herausforderung für das Krankenhaus, auf die seine Mitarbeiter großzügig und professionell reagierten. Darauf weist Anya aus Kiew hin. Sie ist die Mutter des Jungen Lony. „Wir haben die Ukraine am 26. März verlassen und waren am 27. März bereits in Italien und kamen in der Klinik Bambino Gesù an, wo mein Kind behandelt wurde“, sagte sie in einem Interview mit Vatican News. „Lony war sehr schwach, weil er einen zweiten Rückfall hatte: Nachdem der Tumor entfernt worden war, erlitt er ein zweites Mal einen Rückfall, und nach Italien zu kommen, war die einzige Chance für uns zu leben.“

Derzeit 20 Patienten im Krankenhaus und 13 im Hotel

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat das Krankenhaus „Bambino Gesù“ insgesamt etwa 1.600 ukrainische Kinder zur Behandlung aufgenommen. Die meisten der bereits behandelten Personen erhielten die Möglichkeit, mit ihren Familien in passenden Unterkünften zu leben, die vom Krankenhaus betrieben werden, oder in Unterkünften, die von anderen Wohltätigkeitsorganisationen bereitgestellt werden. Derzeit werden 20 Kinder im Krankenhaus Bambino Gesù behandelt, und weitere 13 leben mit ihren Erziehungsberechtigten in den Hotels dieser medizinischen Einrichtung und kommen für Eingriffe ins Krankenhaus.

„Wir hatten eine sehr schwierige Anreise“, sagt Anya. „Wir wurden aber hier sehr gut aufgenommen: Sie haben uns zu Essen gegeben, uns eine Unterkunft zur Verfügung gestellt und alle notwendige Hilfe geleistet. Mein Sohn brauchte Windeln, alles wird uns gegeben: Windeln, Kleidung, Essen - alles wird von ,Bambino Gesù´ zur Verfügung gestellt. Wir wohnen nicht im Krankenhaus selbst, sondern in einem Hotel, schon seit fünf Monaten, es liegt außerhalb von Rom, aber wir werden mit dem Bus hierher gebracht und mit dem Bus wieder zurückgebracht.“

Sara Catena, die Ansprechpartnerin für ausländische Patienten der Klinik, stellte fest, dass nicht nur das Krankenhauspersonal, sondern auch zahlreiche Freiwillige helfen, sich um kleine Patienten und ihre Familien zu kümmern. Außerdem beschäftigen sie auch Übersetzer, deren Zahl sie seit Kriegsbeginn erhöht haben. „Wir haben im Krankenhaus auch mit Italienischunterricht begonnen“, sagte sie, „damit sowohl Patienten als auch Eltern mit dem Italienischlernen beginnen können. Hier gibt es auch einen Schuldienst: Lehrer kommen ans Bett kranker Kinder und machen mit ihnen Unterricht.“

Sara Catena
Sara Catena

Trotz der Tatsache, dass Anya und ihr Sohn seit mehr als sieben Monaten hier sind, zittert er immer noch vor lauten Geräuschen, die ihn an das Geräusch von Explosionen in der Ukraine erinnern.

„Diese Erinnerung hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt“, teilt die junge Mutter mit. „Am 24. Februar, als wir diese Explosionen hörten, flohen wir in ein Dorf in der Region Schytomyr, aber auch dort war es unruhig und das Kind war sehr verängstigt. Und als wir hier ankamen, waren diese Explosionen hier nicht mehr zu hören, und es war seltsam. Aber wenn ein Helikopter oder ein Flugzeug vorbeifliegt, hebt er immer den Kopf zum Himmel.“

Nicht unbemerkt

Diese Probleme bleiben von den Mitarbeitern des Krankenhauses Bambino Gesù nicht unbemerkt, da sie sich bewusst sind, dass der emotionale Zustand des Kindes einen erheblichen Einfluss auf seine körperliche Gesundheit und die Genesungsgeschwindigkeit hat. „Diese Kinder kommen mit schweren Verletzungen an, weil sie plötzlich bombardiert wurden“, sagt Sara Catena. „Und wenn sie hierher kommen, schweigen sie, sie sprechen nicht, aber später haben wir dank unseres klinischen psychologischen Dienstes und unserer Musiktherapeuten Musik hier, die die Therapeuten auf die Stationen bringen. Sie ermutigen diese Kinder zu spielen und sich durch Musik auszudrücken – und auch durch unsere professionellen Lehrer haben wir es nach und nach geschafft, Blockaden zu lösen und sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“

Die ukrainische Ärztin Maryana Mityai
Die ukrainische Ärztin Maryana Mityai

Die Wirksamkeit eines solchen umfassenden Ansatzes zur Behandlung und Betreuung junger Patienten und ihrer Familien kann von der ukrainischen Ärztin Maryana Mityai bewertet werden, die selbst als Flüchtling nach Italien kam und in einer der vatikanischen Strukturen Asyl erhielt. Jetzt hilft Maryana Mityai dem Kinderkrankenhaus „Bambino Gesù“, sich besser um ukrainische Kinder zu kümmern. „Meine Aufgabe ist es, eine Vermittlerin zwischen jungen ukrainischen Patienten und ihren Eltern und der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit zu sein“, erklärt sie und fügt hinzu, dass sie auf diese Weise die Arbeit des medizinischen Personals erleichtert, weil sie die Patienten besser versteht.

„Die medizinische Versorgung hier ist hochspezialisiert und vor allem kostenlos“, so die ukrainische Ärztin. „Und das ist ein großes Plus für die Eltern, aber auch für die kleinen Kinder, die das Wertvollste für uns alle sind – es ist das Leben der Kinder“, betont sie. „Die Eltern machen sich ständig Sorgen darüber, was in der Ukraine passiert, es herrscht Angst, aber zumindest haben sie eine Hoffnung, dass ihre Kinder jetzt ein erfülltes, gesundes Leben führen werden, wie alle anderen Gleichaltrigen in der Welt auch.“

(vatican news)

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07. Oktober 2022, 14:33