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Pater Eberhard von Gemmingen SJ Pater Eberhard von Gemmingen SJ 

Radio-Akademie (3): Sagen Sie mal, P. Gemmingen…

Der Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen sieht die Demokratie in westlichen Ländern längerfristig in Gefahr. „Für Demokratie braucht es Denken“, und daran fehle es häufig.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das sagt Gemmingen, der jahrzehntelang das deutsche Programm von Radio Vatikan geleitet hat, im dritten Teil unserer Radio-Akademie. „Demokratie setzt voraus, dass der Wähler sich wirklich hinreichend und tiefschürfend mit den Alternativen auseinandersetzt – und das tut er nur, wenn er denken gelernt hat, wenn er interessiert ist, und ich glaube, vor allem, wenn er Not erlebt hat.“

Die Generation seiner Eltern habe die Not des Zweiten Weltkriegs erlebt und daraufhin beschlossen, nie wieder eine Diktatur zu dulden, so Pater von Gemmingen. Zum Aufbau einer Demokratie in Deutschland habe sie große Anstrengungen auf sich genommen.

Gemmingen 2005 mit Papst Benedikt XVI.
Gemmingen 2005 mit Papst Benedikt XVI.

„Die Oberflächlichkeit vieler Menschen gefährdet die Demokratie“

Heute hingegen arbeiteten Parteien mit Slogans, die darauf abzielten, den Wählern das Denken und jede weitere Anstrengung zu ersparen. „America first, Wandel durch Handel – das sind Slogans, die wohl von der Wirtschaft herkommen und die man in der Politik einsetzt, um die Masse zu gewinnen, durch simple, kurze Schlagworte… Also, ich sehe die Demokratie angesichts der – leider muss ich das so sagen – Oberflächlichkeit von relativ vielen Menschen, die nicht viel gelitten haben, gefährdet.“

Zum Nachhören: Pater Eberhard v. Gemmingen im Gespräch - Auszug aus der Radio-Akademie von Radio Vatikan (3)

Wenn die Seele des Menschen kaputt geht

Er wolle nicht „als Pessimist dastehen“, so der 86-Jährige, sondern nur auf eine mögliche Gefährdung der Demokratie in unseren Breiten hinweisen. „Hält Demokratie, wenn Menschen mehrheitlich sehr oberflächlich leben? Und dieses sehr oberflächliche Leben kommt vom Wohlstand und von maßloser, Berieselung: dass ich jeden Tag 100.000 Sachen aufnehme… und keine Sekunde schweige.“ Er frage sich, ob unter diesen Bedingungen nicht die Denkfähigkeit und die Seele des Menschen „kaputt gehen“.

Am Radio-Vatikan-Mikrofon (undatierte Aufnahme)
Am Radio-Vatikan-Mikrofon (undatierte Aufnahme)

„Stille - das täte den Menschen gut“

Besonders die Abwesenheit von Stille in unseren Gesellschaften macht Pater von Gemmingen zu schaffen. „Es gibt gerade auch hier in Rom unendlich viele Verkaufsstände auf Rädern, wo ständig irgendein Motor läuft, damit die Sachen kalt bleiben oder warm werden oder wie auch immer… Also, ich glaube, dass es mal ganz still ist, ganz leise, und zwar lange Zeit: Das täte den Menschen gut! Auch wenn das mühsam ist und ungewohnt…“

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Wenn Sie die ganze Serie gebündelt auf einer CD haben wollen, können Sie gerne eine bei uns bestellen. Schreiben Sie einfach eine Mail an cd-at-radiovatikan.de. Wir schicken Ihnen dann gerne eine CD zu… und natürlich freuen wir uns auch, falls Sie uns eine Spende oder einen Unkostenbeitrag zukommen lassen.

(vatican news)

Bei einem Katholikentag am Radio-Vatikan-Stand
Bei einem Katholikentag am Radio-Vatikan-Stand

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19. Juni 2022, 11:04