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Papst Franziskus vor einem Porträt von Pauline Jaricot Papst Franziskus vor einem Porträt von Pauline Jaricot 

2 Gründe zum Feiern: 200 Jahre Missionswerk, Seligsprechung Jaricot

Ein denkwürdiges Datum: Das „Werk der Glaubensverbreitung“ wird an diesem Dienstag 200 Jahre alt. Es geht zurück auf eine damals kaum 20jährige französische Katholikin, Pauline Jaricot, die am kommenden 22. Mai in ihrer Heimatstadt Lyon selig gesprochen wird.

Wir sprachen darüber mit Erzbischof Giovanni Pietro Dal Toso, dem Präsidenten der Päpstlichen Missionswerke, die an der Kongregation für die Evangelisierung der Völker angesiedelt sind. Das älteste dieser vier Missionswerke ist das von Pauline Jaricot ins Leben gerufene „Werk der Glaubensverbreitung“.

Was zeichnet dieses Werk heute in seinem weltweiten Wirken aus?

Erzbischof Dal Toso: Die Idee der Gründung war, dass jeder Christ die Möglichkeit hat, die Missionare zu unterstützen durch das Gebet und durch die Spende. Dadurch - und das möchte ich unterstreichen, weil das vielleicht manchmal ein bisschen untergeht -, dadurch wird die Verantwortung eines jeden Christen zum Ausdruck gebracht: Jeder Christ ist aufgrund der Taufe ein Missionar. Natürlich kann nicht jeder irgendwohin fahren oder sein. Wir haben Gott sei Dank einige Missionare, die auch das Leben hingeben für die Mission und in den verschiedenen Ländern als Missionare tätig sind. Aber als Getaufter hat jeder Christ die Aufgabe, selber Missionare zu sein, das heißt an der Missionstätigkeit der Kirche teilzunehmen. Und die Werke bieten dem Christen genau diese Möglichkeit an, indem sie zum Gebet auffordern für die Mission, indem sie zur Spende auffordern für die Mission, indem sie auch über die Mission informieren. Und dadurch erfolgt auch eine – und das war auch die Idee der Gründerin – eine Evangelisierung, selbst in den Ländern, wo vor allem die Geber zu Hause sind. Dadurch, dass ich mich für den Glauben interessiere, vertiefe ich auch meinen Glauben.

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„Es geht nicht um diese oder jene Mission, es geht um die Mission als Ganzes“

Die Gründerin der Werke der Glaubensverbreitung ist Pauline Jaricot, eine bemerkenswerte Figur, eine junge Frau, die aus katholischem Glauben, katholischem Charisma, katholischem Engagement heraus dieses Werk gegründet hat. Wie kam es eigentlich dazu?

Erzbischof Dal Toso: Diese junge Frau, geboren 1799 in Lyon, war etwa 20 Jahre alt, als sie das Werk gegründet hat - oder besser: als das Werk unter ihrer Inspiration gegründet worden ist. Sie kam aus einer reichen Familie, bekehrte sich und entwickelte zuerst ein System für das Gebet. Über ihren Bruder, der Missionar für die Mission in Paris war, entwickelte sie dann das Interesse für die Mission und die Idee, die Missionare konkret zu unterstützen. Sie wollte der Kirche als solcher helfen, und das ist auch eine wichtige Idee für uns. Es geht um die Universalität. Es geht nicht um diese oder jene Mission, es geht um die Mission als Ganzes. Und deswegen werden unsere Mittel, auch unsere finanziellen Mittel, allen Missionsdiözesen zur Verfügung gestellt. Das ist ein wichtiges Prinzip der Universalität: Keiner von uns glaubt alleine, sondern wir sind eben vernetzt, würde ich heute sagen. Mit allen Brüdern und Schwestern, die überall in der Welt sind. Und gerade durch die Missionswerke kann dieses Gemeinsame, können diese Dinge, diese Zugehörigkeit, die wir zueinander haben können, zum Ausdruck kommen.

Erzbischof Dal Toso
Erzbischof Dal Toso

Die Kirche ist eingebettet in die Welt, die sie umgibt und entwickelt sich mit der Welt, die sie umgibt. Deshalb kann man Mission als Begriff im 19. Jahrhundert nicht gut vom Kolonialismus trennen. Das ist heute anders. Was hat die Mission, die Glaubensverbreitung, in diesen 200 Jahren dazugelernt, was leitet uns heute in der Evangelisierung, in unserer Mission?

Erzbischof Dal Toso: Natürlich muss man hervorheben, dass schon 1919 Papst Benedikt XV. mit seinem Brief Maximum Illud gerade diese Unterscheidung getroffen hat zwischen Kolonialismus und Evangelisierung. Was ist heute Mission? Es ist wichtig, dass wir uns diese Frage stellen, weil eben, wie Sie sagten, der Begriff heute vielfach auch missverstanden wird. Ich würde sagen, es gibt einen, zwei Pole, wo wir uns nicht identifizieren - und zwar den, der auf der einen Seite die Mission mit der Entwicklung, mit sozialer Entwicklung zu identifizieren versucht. Damit will ich nicht sagen, dass wir nichts damit zu tun haben. Ich sage nur: Wir können die beiden Dinge – Mission und soziale Entwicklung - nicht synonym setzen. Auf der anderen Seite, was der Papst auch häufiger sagt: Mission ist nicht Proselytismus. Aber was ist dann Mission? Ich würde sagen, das Konzil gibt uns eine gute Antwort: Mission ist Verkündigung des Evangeliums und Gründung von neuen Kirchen. Ich würde heute vielleicht sagen: Verkündigung des Evangeliums und Stärkung der Ortskirchen, wo diese Verkündigung des Evangeliums stattfindet. Das muss man von Ort zu Ort evaluieren.

Was heißt das?

Erzbischof Dal Toso: Man kann die Verkündigung des Evangeliums nicht in der gleichen Art und Weise in der ganzen Welt einfach so durchführen. Also: Manchmal geht es nur um das persönliche Zeugnis, manchmal ist es möglich, auch ausdrücklich vom Evangelium zu sprechen. Manchmal wird es wichtig sein, dass man auch den interreligiösen Dialog führt. Also wie diese Verkündigung konkret ausschaut, das ist natürlich von Ort zu Ort unterschiedlich. Auf der anderen Seite, und auch das ist eine unserer wichtigen Aufgaben: die Stärkung der Ortskirchen, die die Päpstlichen Missionswerke gerade finanziell zu unterstützen versuchen, um eben die Ortskirchen, die Strukturen der Ortskirchen zu garantieren.

„Aber wir wissen eigentlich, dass wir im Evangelium etwas haben, das diese Welt heilen kann“

Pauline Jaricot brachte mit 20 Jahren ein großes Werk auf den Weg. Was kann sie als junge Christin, als junge Katholikin, heute jugendlichen Christen in unseren Ländern Westeuropas sagen?

Erzbischof Dal Toso: Ich würde sagen, in der Beziehung zu Christus hat sie einen Sinn für ihr Leben gefunden; sie hat die Form gefunden, wie sie auch ihr eigenes Leben gestalten sollte. Für mich ein hochinteressanter Aspekt ist, dass sie sagte: Ich fühle mich nicht zum Ordensleben berufen, weil mein Kloster die Welt ist. Damit sagt sie etwas, das das Zweite Vatikanische Konzil dann bestätigt hat: dass alle Laien auch eine Aufgabe in der Welt haben, um zur Evangelisierung in der Welt beizutragen. Auch das ändert das Gesicht unserer Welt. Wir sehen gerade in dieser Zeit, wie schwierig auch die Verhältnisse in der Welt manchmal sein können. Aber wir wissen eigentlich, dass wir im Evangelium etwas haben, das diese Welt heilen kann.

Am 3. Mai wird die die Gründung des ersten der vier Päpstlichen Missionswerke gefeiert – des Werkes für die Verbreitung des Glaubens. Ebenfalls am 3. Mai gefeiert wird das 100-jährige Jubiläum der Anerkennung dieser Werke als päpstliche Werke.

(vatican news – gs)

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03. Mai 2022, 08:23