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Frauen bei Weltsynode: Neue Form des Miteinander-Kirche-Seins möglich

Fünf Frauen, die bei der Weltsynode in institutionellen Rollen mitwirken, haben an diesem Donnerstag bei einer Konferenz in Rom über den Beitrag von Frauen zur Synode gesprochen. Ihr Punkt: Die Synode kann eine neue Form des Miteinander-Kirche-Seins ermöglichen, auf das viele Katholikinnen sehnsüchtig warten.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Susan Pascoe, die der Methodik-Kommission der Weltsynode angehört, berichtete von Anstrengungen, im Zug der Synode auf möglichst viele Menschen, namentlich Frauen, zuzugehen. „Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht in einer Echokammer sind, sondern eine breite Basis zum Zuhören haben“, sagte die aus Australien stammende Katholikin, die ihrem Land als Kommissarin für Wohltätigkeitsorganisationen dient. Bereits vor 20 Jahren habe ein kirchlicher Report die Befindlichkeit von Katholikinnen in Australien erhoben, doch von den Erhebungen sei „fast nichts umgesetzt“ worden, und viele junge Frauen hätten nicht mehr den Mut, sich in der Kirche zu engagieren. Die Synode habe die Chance, das zu ändern.

„Wir müssen die Stimme derer sein, die leiden“

Die irische Ordensfrau Pat Murray – Mitglied der Kommission für Spiritualität – verwies auf die beständig wachsende Zahl von Frauen in kirchlichen Führungspositionen. Vor allem aber brach sie eine Lanze dafür, bei der Synode die jahrhundertelange Erfahrung von Ordensfrauen in ihrer Arbeit mit Armen, Ausgegrenzten, Geflüchteten und Vernachlässigten zu nutzen. „Wir antworten oft praktisch, und das haben wir früher nicht so in die Debatte eingebracht. Das ist jetzt anders“, so die Geschäftsführerin der Internationalen Union der Ordensoberinnen (UISG). „Wir müssen die Stimme derer sein, die leiden. Denn als christliche Gemeinschaft müssen wir darauf antworten. Wir müssen in unserer Sorge und in unserer Barmherzigkeit global werden.“

Bei der Tagung über Frauen und Synodalität
Bei der Tagung über Frauen und Synodalität

Graswurzeln und Frauen-Expertise

Auch die Untersekretärin der Synode, Nathalie Bequart, verwies auf die Tatsache, dass Frauen in allen globalen Schwierigkeiten die ersten Opfer seien: Arbeitslosigkeit, Kriege, Armut oder Klimawandel. Am wichtigsten beim synodalen Prozess sei aus Frauensicht zweierlei: in Verbindung zu sein mit den „Graswurzeln“, der Basis, den elementaren Bedürfnissen einfacher Menschen, und gleichzeitig „unsere Expertise einzubringen und zusammenzuarbeiten mit allen anderen Teilen der Kirche“. Die Weltsynode sei „das bedeutendste kirchliche Ereignis nach dem Konzil“, erklärte Bequart. Im übrigen seien es nach der großen römischen Reform-Versammlung der 1960er Jahre die Frauen gewesen, die die Ergebnisse des Konzils als erste „umarmten“.

„Wir haben nicht mehr das Kirchenbild top down“

Der Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens zufolge hat sich seither ein neues Verständnis vom Kirche-Sein herausgebildet. „Wir haben nicht mehr das Kirchenbild top down – Jesus, Petrus, die Bischöfe, die Priester und dann die Gläubigen, sondern die Kirche ist eine Begegnung zwischen Gott und seinen Kindern“, so die vom Papst zur Synoden-Konsultorin ernannte Niederländerin, die in Erfurt Kirchenrecht lehrt. Man müsse also aufeinander zugehen, denn „man kann nicht alleine glauben“, hob Wijlens hervor. „Und da gibt es eine Chance für Frauen, Protagonistinnen zu sein, indem sie bezeugen, was sie glauben. Das ist eine einzigartige Perspektive.“

Frauen denken an einen neuen Führungsstil

Frauen sind sogar eine „treibende Kraft hinter der Synode“, sagte die in Burkina Faso lehrende und aus dem Senegal stammende Ordensfrau Beatrice Fay, Mitglied in der Theologie-Kommission der Synode. Dass die Kirche heute mehr denn je Frauen zuhören müsse, fühle sie „in Afrika ganz stark“. Ihr Anliegen sei es, die Erfolgsgeschichten synodaler Erfahrungen in Afrika bei der Weltsynode einzubringen. Frauen „in Synodalität“ dächten von der Verschiedenheit der Charismen her, sie dächten an einen neuen Führungsstil und hätten die Vorstellung der „umgekehrten Pyramide“, so die Schwester. Sie dächten freilich auch an Umstrittenes wie Frauen in Weiheämtern, „selbst wenn das viele Fragen aufwirft“.

„Wir müssen zulassen, dass alle Themen gehört werden, etwa auch das der Frauenordination“

Auch Schwester Pat Murray bekräftigte die Offenheit der Synode für sämtliche Anliegen, die an die katholische Kirche herangetragen werden. „Wir müssen zulassen, dass alle Themen gehört werden, etwa auch das der Frauenordination“, erklärte sie. So habe der Erzbischof von Brisbane Mark Coleridge eine „Neubewertung aller Rollen in der Kirche“ befürwortet, die verschiedene Bedürfnisse und Kulturen berücksichtige. Alle, die sich bei der Synode einbringen, müssten sich fragen lassen, wohin der Geist die Kirche heute führe.  

„Wir können nicht dabei sein, wenn wir überzeugt sind, dass wir die Wahrheit haben“

In der Tat habe man bei der Synode „dazu aufgerufen, auch die Minderheitenstimmen“ zu hören, sagte dazu Schwester Nathalie Becquart. Zu hören seien aber eben auch die Schwierigkeiten vieler anderer mit der Frage einer eventuellen Zulassung von Frauen in Weiheämter. Bequart verwies auf die Spiritualität der Synode, die sie als „Spiritualität der Heilung und der Versöhnung“ bezeichnete. „Wir können nicht dabei sein, wenn wir überzeugt sind, dass wir die Wahrheit haben“, so die Synoden-Untersekretärin.

Die Veranstaltung „Women in Synodality“ fand auf Idee und Einladung der australischen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Chiara Porro, in den Räumlichkeiten der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“ statt. Chefredakteur Antonio Spadaro sagte eingangs, Frauen forderten in der Kirche „zu Recht Respekt und Reziprozität“.

(vatican news)

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16. Dezember 2021, 18:07