APSA-Chef Nunzio Galantino im Interview mit den Vatikanmedien APSA-Chef Nunzio Galantino im Interview mit den Vatikanmedien 

Güterverwaltung APSA: Mit Vatikanvermögen die Mission des Papstes unterstützen

Klare Regeln und Kontrolle sind „das Mindeste“, was man tun kann, um die Verwaltung weltlicher Güter transparent zu gestalten – sei es im Vatikan oder andernorts. Das sagt der „Chefverwalter“ des Papstes, Bischof Nunzio Galantino. Er leitet die Güterverwaltung APSA, die heute faktisch alle Besitztümer des Heiligen Stuhls einschließlich der Immobilien überblickt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Lange Zeit unterhielten verschiedenste Abteilungen im Vatikan eigene Kassen. Schon Papst Benedikt XVI. stieß eine Zentralisierung der vatikanischen Güterverwaltung an, und Papst Franziskus brachte sie zum Abschluss. Ziel ist eine transparente und wirksame Nutzung der Güter im Besitz des Heiligen Stuhles, darunter viele Immobilien. Auch der Peterspfennig gehört dazu, also die Spenden der Gläubigen weltweit für die Verwendung durch den Papst, der vor einiger Zeit durch undurchsichtige Verwendung ins Zwielicht geraten war.

„Der Peterspfennig ist ein Beitrag, der von den Ortskirchen kommt, um die Mission des Heiligen Vaters und seine Werke der Nächstenliebe zu unterstützen“, erläutert Galantino. „Damit der Heilige Vater seinen Dienst in der Kirche und in der Welt ausüben kann, braucht er Strukturen, die erhalten, und Mitarbeiter, die bezahlt werden müssen. Mit allen Rechten, die damit verbunden sind. Die Kirche unterhält die Aktivitäten, die zu ihrer Sendung gehören, durch die Spenden und die Einnahmen aus ihrem Vermögen.“

Vielfältige - und kostenträchtige - Aufgaben der Dikasterien

Darunter fallen auch Kosten, die für die Kurienbehörden selbst anfallen, erklärt der Güterverwalter. Vielfältige Arbeit werde da geleistet: materielle Hilfe für Bedürftige, Evangelisierung, spirituelle Unterstützung von Gläubigen und anderes mehr. „Dazu dienen die Dikasterien: Die Gemeinschaft der Kirche in der gesamten Welt sicherzustellen, das Lehramt zu verkünden, Gerechtigkeit walten zu lassen und Werke der Nächstenliebe auszuführen. Der Peterspfennig ist eine der Einnahmequellen, die dazu beitragen, das doppelte Profil – apostolisch und die Nächstenliebe betreffend – des Amtes zu unterstützen, das der Papst mithilfe der Strukturen der Römischen Kurie ausübt.“

Der Vatikan unterhält kein Steuersystem, unterstreicht Galantino. Deshalb komme das Geld, das die Kurie braucht, „einschließlich der Gehälter für die rund 5.000 vatikanischen Angestellten“, aus Spenden und Einnahmen aus dem Vermögen des Heiligen Stuhles.

Umstrukturierung der Güterverwaltung

Mit seinem Motu Proprio vom Dezember 2020 hatte Papst Franziskus verfügt, dass auch die Mittel, deren Verwaltung vorher in der Verantwortung des Staatssekretariats lag (darunter auch der Peterspfennig), der APSA unterstellt würden. Damit sei der Arbeitsaufwand für sein Dikasterium deutlich gestiegen, räumt Galantino ein. Allerdings betont er auch, dass die Verwaltung der Güter nach dem Willen des Papstes „beispielhaft und auf einer Linie mit der Sendung der Kirche“ erfolgen soll: „Wir müssen alle eine transparente, kompetente und Ertrag bringende Verwaltung garantieren, sowohl vom qualitativen als auch vom quantitativen Gesichtspunkt.“

Deshalb legte die APSA vergangenen Juli zum ersten Mal eine Bilanz vor. Ihr zufolge belief sich der Gewinn für das Geschäftsjahr 2020 auf 21,99 Millionen Euro – coronabedingt 51 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Allerdings wäre es ein Irrtum zu denken, diese gesamte Summe flösse in das „Schatzkästlein“ des Heiligen Stuhles: Mit 20,6 Millionen Euro hatte die APSA im Jahr 2020 zur Deckung der Kurienkosten beigetragen – womit ein Restbetrag von 1,39 Millionen Euro bleibt, der zur Vermögensbildung beiträgt.

Vermögen stammt vor allem aus Entschädigungen nach 1929

Doch woher hat der Heilige Stuhl überhaupt sein Nettovermögen von etwa 883 Millionen Euro, wie es in der Bilanz von 2020 ausgewiesen ist? Hauptsächlich aus den Entschädigungen der Lateranverträge von 1929, antwortet Bischof Galantino. Der Papst erhielt damals vom italienischen Staat eine stattliche Summe Geldes für die im 19. Jahrhundert enteigneten Kirchengüter. Als „Geschenk“ Italiens an den Vatikan will der APSA-Chef das nicht interpretiert wissen, der Wert der enteigneten Güter habe – Studien zufolge - um einiges höher gelegen als die Entschädigung, die damals bei einer Milliarde und 750 Millionen Lire lag.

„Als guter Familienvater versuchte Papst Pius XI. nicht, wie später Papst Franziskus sagt, das Geld in einer Schublade aufzuheben, sondern holte Fachleute, die ihm halfen, dieses Vermögen zu investieren. Zu welchem Zweck? Das ist wichtig: Er tat dies, um die Unabhängigkeit der Kirche sicherzustellen, sie sollte die Freiheit haben, ihre Sendung zu leben,“ so Galantino mit Blick auf die rechtliche Unsicherheit, in der sich der Vatikan als Zentrum der katholischen Christenheit inmitten des neugegründeten und faschistisch regierten Italien damals sah.

Ab 1929 also legte der Heilige Stuhl sein Vermögen an und trat übrigens auch als Bauherr auf. Viele Wohnhäuser entstanden rund um den Vatikan, „eine Art sozialer Wohnungsbau“, erklärt Galantino: Die meisten Einheiten wurden zum ermäßigten Preis an Mitarbeiter des Heiligen Stuhls vermietet.

Großer Bestand an Immobilien im In- und Ausland

Dieses Bild hat sich gewandelt. Aus dem Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2020 geht hervor, dass die APSA heute 4.051 eigene Immobilien in Italien verwaltet, die meisten in Rom. Rund 1.100 weitere Immobilien in England, Frankreich und der Schweiz, gehören ebenfalls dem Heiligen Stuhl und werden über vatikaneigene Firmen verwaltet. „Das Immobilienvermögen, das die APSA in Italien verwaltet, beläuft sich auf etwa 1,5 Millionen Quadratmeter, die vereinfacht gesagt so verteilt sind: 14 Prozent der Fläche sind auf dem freien Markt, acht Prozent werden zu einem Vorzugspreis an Angestellte, Pensionäre und Bedürftige vermietet. Und die übrigen 78 Prozent dienen institutionellen Zwecken, aber auch als Schulen, Universitäten, Konvente, Seminare“, erklärt Galantino.

Vor allem handele es sich beim Immobilienvermögen des Heiligen Stuhles um Wohnraum (27 Prozent), kommerziell oder zur Produktion genutzten Raum (17 Prozent), den Immobilien zugehörige Flächen (wie Garagen, Speicher, Keller oder Ähnliches zu elf Prozent) sowie Immobilien, die verschiedenen Zwecken dienen, so zum Beispiel Bibliotheken, Museen, Krankenhäuser und anderes, zu einem Anteil von etwa 45 Prozent, erläutert Galantino. „Die Hauptziele dieser Jahre sind es gewesen – und werden es auch in Zukunft sein –, den Dienst und den Wertzuwachs des Immobilienvermögens zu verbessern und die Kontrolle und Transparenz der ausgeführten Tätigkeit zu fördern. Was wir an Miete einnehmen, muss teils für Instandhaltung und Anpassung der Immobilien reinvestiert werden. Der Rest fließt in die Ausgaben des Heiligen Stuhls – und damit in die Mission des Papstes.“

„Die Mission des Heiligen Vaters auf apostolischer wie auf karitativer Ebene zu unterstützen. Das und nichts anderes das ist der Zweck des Vermögens des Heiligen Stuhls“

Die meisten Vatikan-Immobilien auf italienischem Staatsgebiet sind „institutionelle Gebäude“ die keine Einnahmen hervorbringen, sondern gewartet werden müssen, erläutert der Chefverwalter des Papstes. Aufgabe der APSA sei es, „dieses Vermögen zu pflegen, es fruchtbar zu machen und womöglich zu vermehren, jedoch mit nur einem Ziel: die Mission des Heiligen Vaters auf apostolischer wie auf karitativer Ebene zu unterstützen. Das und nichts anderes das ist der Zweck des Vermögens des Heiligen Stuhls.“

In dieser Logik sei es auch verständlich, dass man die Bilanz des Heiligen Stuhls nicht mit einer „Firmenbilanz“ vergleichen könne, unterstreicht Galantino, der die APSA seit 2018 leitet. „Es handelt sich in der Tat um eine ,Missionsbilanz‘. Jedes Dikasterium und jedes Amt verrichten einen Dienst. Und jeder Dienst verursacht Kosten, bringt aber nicht unbedingt auch einen Gewinn...“

„Jedes Dikasterium und jedes Amt verrichten einen Dienst. Und jeder Dienst verursacht Kosten, bringt aber nicht unbedingt auch einen Gewinn...“

Die Kurienbehörden, von denen viele in etwa den Ministerien weltlicher Regierungen entsprechen, unterstützen den Papst bei seiner Mission, erläutert Galantino weiter. „Ein großer Teil dieser Dikasterien produziert keine Einnahmen, sie sind nur Empfänger, oder besser gesagt, sie produzieren nur Ausgaben. Das verpflichtet die APSA zu ihrer Aufgabe, Einnahmen aus dem vorhandenen Vermögen zu erwirtschaften, um sie für die Aktivitäten zu verwenden, die Teil der Mission, der Sendung, der Kirche in ihrer gegenwärtigen Form sind.“

Insbesondere zwei Päpste hätten die APSA in ihrer heutigen Form eingerichtet: Paul VI. im Jahr 1967 mit seiner Apostolischen Konstitution Regimini Ecclesiae Universa und Papst Franziskus mit seinen Verfügungen aus den Jahren 2014 und 2016, ergänzt durch das Motu proprio vom 26. Dezember 2020, mit dem die gesamte Vermögensverwaltung, einschließlich der Vermögenswerte, die vorher vom Staatssekretariat verwaltet wurden, der APSA übertragen werden sollte: „Und zwar aus dem einfachen Grund, die Aufgaben der Dikasterien zu rationalisieren“, unterstreicht Galantino. „Die Argumentation des Heiligen Vaters ist folgende: Es gibt in unserer so genannten ,Regierung‘ ein Dikasterium, das mit der Verwaltung befasst ist und genau das tut. Es ist nicht so, dass jeder alles macht. Dies trägt natürlich dazu bei, eine Verwaltung, ein Management zu entwickeln, das so transparent wie möglich, so loyal wie möglich und so lesbar wie möglich für die Außenwelt ist. Die Veröffentlichung des Haushaltsplans des Heiligen Stuhls für das Jahr 2020 steht genau im Einklang mit dieser Transparenz und auch mit der Kommunikation.“

(vatican news - cs)

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16. November 2021, 14:27