Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, war acht Tage in Syrien Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, war acht Tage in Syrien 

Kardinal Sandri beendet Syrien-Reise: Verzweiflung und Hoffnung

Acht Tage lang war Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, in Syrien unterwegs. Zurück in Rom berichtete er von der Verzweiflung vieler Menschen in dem Land, in dem seit zehn Jahren Krieg herrscht - aber auch von Hoffnungszeichen.

Kardinal Sandri war am 25. Oktober nach Syrien gereist, um dem Volk die Nähe des Papstes zu bezeugen, der immer wieder von seinem „geliebten und gequälten" Syrien spricht. Kardinal Sandri besuchte unter anderem Damaskus und Tabrud, Homs und Aleppo. Auf dem Programm standen auch ein Besuch am Grab des niederländischen Jesuiten Frans Van Der Lugt, der 2014 ermordet wurde, sowie ein Besuch des Klosters Mar Mousa, der syrischen Heimat des italienischen Jesuiten Paolo Dall'Oglio, der im Juli 2013 in Raqqa spurlos verschwand.

Zerstörung und Verschleppung

In dem von Pater Paolo Dall'Oglio gegründeten Kloster nahm Kardinal Sandri an einem Gebet in italienischer und arabischer Sprache teil, das den verschleppten Pater dem Herrn anvertraute, „wo auch immer er ist, im Himmel oder auf Erden". 

Kardinal Sandri beim von Pater Dall'Oglio gegründeten Kloster
Kardinal Sandri beim von Pater Dall'Oglio gegründeten Kloster

Kardinal Sandri besuchte auch Maalula, wo sich das griechisch-orthodoxe Kloster der heiligen Thekla befindet. In dem kleinen, rein christlichen Dorf wird noch die Sprache Jesu - Aramäisch - gesprochen. Hier sah Sandri Spuren der Verwüstung: beispielsweise Ruinen und geschändete Ikonen; aber auch Zeichen des Wiederaufbaus. 

Sandri beendete seine Syrien-Reise am 2. November mit einem Totengedenken in Aleppo für alle Opfer des Krieges in Syrien. Er erinnerte bei dieser Gelegenheit an die Wohltäter, die es ermöglichten, „einen Tropfen des Trostes und der Heilung, sowohl innerlich als auch äußerlich, für die verwundeten Menschen zu spenden".

Kardinal Sandri in Mar Mousa
Kardinal Sandri in Mar Mousa

Zeichen der Hoffnung

Zu Allerheiligen hatte der Kardinal in Aleppo tätige Hilfsorganisationen getroffen. Was ihn besonders beeindruckte, war die Situation der Jugendlichen: „Ein starker Anstieg des Drogen- und Alkoholkonsums, Ausbreitung der Prostitution - all dies sind Anzeichen dafür, dass die Jugend ohne Hoffnung aufwächst",  kommentierte Sandri die Lage. Zugleich konnte er sich vor Ort auch ein Bild von der Jugendarbeit des Salesianerordens machen. Sie bieten verschiedene Aktivitäten, um junge Syrer und Syrerinnen zu fördern.

Beim Treffen mit den Ordensleuten dankte Kardinal Sandri ihnen im Namen des Papstes für ihr segensreiches Wirken: „Wir befinden uns im Zentrum der menschlichen und humanitären Katastrophe Syriens. Sie sind mit Ihrem Zeugnis in den verschiedenen Bereichen treu geblieben, ein Beispiel für die ganze katholische Kirche, die vor Ihnen kniet".

„Unser Krankenhaus blieb Tag und Nacht geöffnet, um die Verwundeten ohne Unterschied ihrer Front oder Religion aufzunehmen“

Eine Ordenschwester des St.-Louis-Krankenhauses berichtete von fallenden Bomben, Schüssen und Drohungen gegen Ärzte. Die Situation habe letztlich den Glauben gestärkt: „Wir haben das Leid der Menschen gespürt und gelernt, mit dem Wesentlichen zu leben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Vorsehung uns nie im Stich lässt, und wir haben es in den kritischsten Momenten gespürt. Unser Krankenhaus blieb Tag und Nacht geöffnet, um die Verwundeten ohne Unterschied ihrer Front oder Religion aufzunehmen". 

„Saat der Hoffnung und des neuen Lebens für Syrien“

Der Kardinal besuchte in Syrien auch ein Alten- und Behindertenheim, das Mutter-Teresa-Schwestern führen. Bei seiner Visite in einer  armenisch-katholischen Gemeinde bekam er ein Kreuz geschenkt, das aus dem Holz des Gewölbes einer bei Bombenangriffen eingestürzten Kirche gefertigt worden war. Sandri dankte für das „Symbol der Hoffnung, dass das Holz wie der Stamm Isais wird, aus dem die Saat der Hoffnung und des neuen Lebens für Syrien aufgeht".  In der chaldäischen Kathedrale betete Kardinal Sandri mit dem Papstbotschafter in Syrien, Antoine Audo, Bischof von Aleppo und Präsident der Caritas Syrien. gemeinsam vertrauten beide Syrien Gott an. 

(vatican news - sst) 

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04. November 2021, 14:45