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Pater Lombardi: „Missbrauchs-Bericht wertvoller Schritt nach vorn“

Der Bericht über Missbrauch durch Kirchenangehörige, der an diesem Dienstag vorgestellt wurde, hat auch im Vatikan für Entsetzen gesorgt. Jesuitenpater Federico Lombardi, aktuell Präsident der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger-Benedikt XVI.“, hatte 2019 den vatikanischen Gipfel zu Kindesmissbrauch im Vatikan moderiert. Er fordert im Interview mit Radio Vatikan „mehr Verantwortung und eine aktivere Präsenz für Laien in der Kirche.“

Der Bericht unterstreiche „den systemischen Aspekt des Missbrauchs, die Tatsache, dass er auch die Folge einer Art und Weise der Ausübung von Autorität ist, die in Richtung Missbrauch führen kann“. In der Funktionsweise der kirchlichen Struktur sei daher „ein größerer Raum der Verantwortung und der aktiven Präsenz der Laien entscheidend für das Vorankommen“. Bei der Bekämpfung des Missbrauchs, bei der Anhörung der Opfer und bei der Vorbeugung müssten vor allem Frauen „viel mehr Raum einnehmen als bisher“. Diese Notwendigkeit, den Frauen mehr Raum zu geben, gelte auch „in anderen Dimensionen des Lebens der Kirche“.

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Ein Bereich, in dem man nie genug tut...

Pater Lombardi erinnert daran, dass die französischen Bischöfe in der Vergangenheit beim Einsatz gegen sexuellen Missbrauch bereits „ausgezeichnete Dokumente“ veröffentlicht haben. Doch sei dies ein Bereich, in dem „man nie genug tut“ und „nie genug lernt, um der Sache auf den Grund zu gehen“, erklärt er. Die Veröffentlichung des Dokumentes „mit seiner Fülle an Informationen und Vorschlägen“ sei also ein „wertvoller Schritt nach vorn“.

Eine wichtige Tatsache stelle auch dar, dass der Bericht der unabhängigen Kommission für sexuellen Missbrauch in der Kirche (CISAE) in Frankreich „von der französischen Bischofskonferenz angefordert wurde und nun zur eingehenden Prüfung vorliegt“, so dass nun „ein neuer qualifizierter Schritt im Bereich der Bekämpfung des Missbrauchs, nicht nur des sexuellen Missbrauchs, unternommen werden kann“, betont der Jesuit in diesem Zusammenhang.

Konkrete Realitäten anpacken

Im Kampf gegen den Missbrauch, so Pater Lombardi weiter, habe die Kirche auch auf universeller Ebene viel getan, „um das Thema anzusprechen“ und „Hinweise zu geben“. Aber in den verschiedenen Ländern und Kulturen „muss man sich der konkreten Realität stellen“. In diesem Sinne seien der Bericht der unabhängigen Kommission zum sexuellen Missbrauch in der französischen Kirche und die Diskussion der Bischöfe und Ordensleute „ein sehr wichtiger Schritt“.

Die Antworten der Kirche und des kanonischen Rechts

Was das Kirchenrecht anbelangt, so seien die Empfehlungen der unabhängigen Kommission CIASE zumindest in ihren Grundzügen „bereits in den jüngsten, vom Vatikan veröffentlichten Dokumenten enthalten“. Dazu gehören zum Beispiel das Apostolische Schreiben in Form eines Motu proprio von Papst Franziskus „Vos estis lux mundi“ und die Reform des Kirchenrechts, die Hinweise der Glaubenskongregation. Dies sind Schritte, betont Pater Lombardi, die in die Richtung gehen, die der Bericht auch erahnen lässt: „den Opfern zuzuhören, den entscheidenden Platz, den sie haben müssen“. Auf der Ebene der Kirche und des Kirchenrechts gibt es ein „wachsendes Bewusstsein“ für diese Problematik.

(vatican news - cs)

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06. Oktober 2021, 12:26