Bruder Agnello Stoia, der neue Pfarrer des Petersdoms Bruder Agnello Stoia, der neue Pfarrer des Petersdoms 

Vatikan: Der neue Pfarrer des Petersdoms stellt sich vor

Er kommt aus Italien, ist 54 Jahre, gehört den Franziskaner-Minoriten an - und hat seit kurzem einen besonderen Job: Bruder Agnello Stoia ist Pfarrer im Petersdom. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet der Ordensmann, wie er sich auf die neue Aufgabe vorbereitet hat, was die Arbeit für ihn dort ausmacht und was Synodalität für ihn bedeutet.

Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Rom kennt Pfarrer Stoia, der ursprünglich aus Salerno in Süditalien kommt, schon gut. Zuletzt war er nämlich als Pfarrer in der römischen Pfarrei SS. Apostoli tätig, im historischen Zentrum Roms, gar nicht weit von der Piazza Venezia und dem Kolosseum. Ganze acht Jahre lang leitete der Ordensmann diese Pfarrei, besonders wichtig war ihm dabei immer auch der Kontakt mit Obdachlosen und Bedürftigen. Auf die neue Aufgabe im Petersdom fühlt sich Bruder Agnello gut vorbereitet:

„Aus meiner bisherhigen Pfarrei, Santi Apostoli, bringe ich eine besondere Verehrung für die Apostel mit. Das Geschenk, zu den Aposteln zu beten, die mir in vielen Situationen geholfen haben, diese zu lösen. Ich nehme auch eine Lehre des Apostels Jakobus mit, der sagt, dass man sowohl die Armen als auch die Reichen willkommen heißen soll. Ich empfand große Freude in meiner Pfarrei, als ich sah, dass ,Fürsten‘ und Arme in denselben Kirchenbänken saßen - denn die Pfarrei ist von vielen noblen Palazzi umgeben. Alle begegneten sich mit viel Respekt und Höflichlkeit: Das ist eine sehr schöne Sache, für die ich Gott danke. Gleichzeitig trage ich die ganze Dimension der Beziehung zu den Ostkirchen mir, eine Reise nach Izmir zum Beispiel und sehr viele weitere schöne Erfahrungen mit meiner franziskanischen Gemeinschaft..."

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„Sowohl die Armen als auch die Reichen willkommen heißen“

Was macht man eigentlich als Pfarrer des Petersdoms?

Seit diesem Sonntag ist der Ordensmann nun offiziell Pfarrer des Petersdoms. Ein Amt, das übrigens schon seit Beginn des 16. Jahrhuderts, mit dem Neubau des Petersdoms existiert. Damals war eine der Hauptaufgaben für den Pfarrer die Seelsorge und die Taufe. Noch bis vor etwa 30 Jahren habe es in jeder römischen Familie nämlich mindestens ein Kind gegeben, das im Petersdom getauft wurde, berichtet Bruder Agnello. Inzwischen sind jedoch viele Familien aus dem Zentrum Roms abgewandert und die Aufgaben des Pfarrers im Petersdom haben sich gewandelt:

 Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester des Petersdoms
Kardinal Mauro Gambetti, Erzpriester des Petersdoms

„Ich bin ein enger Mitarbeiter des Erzpriesters des Petersdoms. Ich freue mich, ihm bei der von Papst Franziskus gewünschten Reform der ganzen Kirche und der römischen Kurie zu helfen. Reformen brauchen Unterstützung im Geist, aber auch in der Tat. Ich werde ihm also bei dieser Arbeit unter die Arme greifen. Ebenso bin ich all jenen nahe, die im Inneren der Basilika tätig sind, etwa für den Empfang der Pilger und Gläubigen. Es gibt wirklich eine Welt im Inneren des Petersdoms, die für sowohl für Instandhaltung der Basilika als auch für den Empfang der Menschen verantwortlich ist, damit sie sich sicher fühlen, gut geführt werden und Bezugspunkte haben."

„Reformen brauchen Unterstützung im Geist, aber auch in der Tat“

Bei den Menschen sein

Dem neuen Pfarrer des Petersdoms ist außerdem wichtig, auf alle Menschen zuzugehen und in direktem Kontakt mit ihnen zu stehen - so wie es Papst Franziskus auch immer wieder betont und Bruder Angnello es auch in seiner vorigen Pfarrei bereits erlebte:

„Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht. Ich fühlte mich wie eine Kirche, die hinausgeht, mit der Gemeinschaft. Man muss auch wissen, wie man willkommen heißt. Es gibt viele periphere Realitäten, die aber auch ins Zentrum kommen, wenn man ihnen die Tür öffnet und ihnen die Schatztruhen der Spiritualität, der Schönheit, der Kunst und der Geschichte präsentiert. Besonders wichtig ist, dass die Menschen sich wirklich willkommen fühlen. Dann gibt es unglaubliche Erfahrungen. Ich möchte daher gerne auch meine Zeit als Pfarrer im Petersdom so leben, dass ich auch hinausgehe - das heißt, dass ich alle Menschen willkommen heiße."

„So leben, dass ich auch hinausgehe - das heißt, dass ich alle Menschen willkommen heiße“

Synodalität

Neben dem Wunsch, einer Kirche die aus sich hinausgeht, auf alle Menschen zu und alle willkommen heißt, haben Pfarrer Stoia und Papst Franziskus noch mehr Gemeinsamkeiten: Beiden ist auch die Synodalität in der Kirche wichtig. Dass er seinen Dienst als Pfarrer des Petersdoms ausgerechnet an jenem Sonntag antrat, an dem Papst Franziskus im Petersdom die Messe zur Eröffnung der Welt-Bischofssynode feierte, ist für Bruder Agnello daher auch kein Zufall:

„Für mich ist das alles Werk der göttlichen Vorsehung. Das Denken und Wirken Papst Franziskus' inspiriert mich schon immer, nun wo ich Pfarrer des Petersdoms, also seiner Kirche, bin, sicher noch mehr. Ich hoffe, dass ich dem gerecht werden kann, dass es mir gelingt, das Denken und Handeln des Papstes so lebendig und unmittelbar wie möglich umzusetzen." 

Mit Blick auf die Jugend hat Bruder Agnello Stoia, der neue Pfarrer des Petersdoms, den Rat, ihr Vertrauen entgegenzubringen und ein familiäres Ambiente zu bieten. Er habe zwar auch kein Patentrezept, wie wieder mehr junge Leute in die Kirche geholt werden könnten, aber auch Papst Franziskus betone diesen Aspekt immer wieder, von daher sei dies sicher der richtige Weg. 

(vatican news)

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12. Oktober 2021, 10:15