Kardinal Kurt Koch Kardinal Kurt Koch 

Vatikan reagiert auf jüdische Kritik an Papstansprache zur Thora

Nach der Kritik zweier Rabbiner an einer Papstansprache über die Thora hat der Vatikan die Papstworte näher erläutert. In Franziskus‘ Katechese vom 11. August über einen Brief des Apostels Paulus werde die Thora nicht abgewertet, entgegnete Kurienkardinal Kurt Koch in einem Brief an die beiden Rabbiner.

Adressaten des jeweils gleichlautenden Schreibens, dessen Text der Päpstliche Einheitsrat am Freitag auf seiner Webseite veröffentlichte, sind die Rabbiner Rasson Arussi und David Sandmel. Arussi ist Leiter der Kommission des israelischen Grossrabbinats für den Dialog mit dem Heiligen Stuhl, Sandmel Vorsitzender des Internationalen Jüdischen Komitees für interreligiöse Beratungen (IJCIC) in New York. Beide hatten die Papstworte bei der Generalaudienz vom 11. August als Abwertung der Thora verstanden.

Keine Abwertung

Koch weist die Kritik der Rabbiner, die diese in zwei Briefen an den Vatikan vorbrachten, zurück: Der Papst habe ausdrücklich klargemacht, dass Paulus das jüdische Gesetz achtete, er habe dessen göttlichen Ursprung und Rolle in der Heilsgeschichte betont, erläutert der Kurienkardinal in seinem Antwortschreiben. Der von jüdischer Seite besonders kritisierte Satz „Das Gesetz gibt kein Leben“ müsse im Kontext der Ansprache und der Theologie des Paulus gelesen werden. Nach christlichem Glauben, so der Kardinal, „ist Jesus Christus der neue Weg der Erlösung“. Dies bedeute aber keinesfalls, „dass die Thora herabgemindert wird oder nicht mehr als 'Weg der Erlösung für Juden' anerkannt wird“.

Zum Nachhören

Theologischer und Zeitkontext wesentlich

Auch beziehe sich die Papstansprache nicht auf das heutige Judentum; Franziskus‘ Katechese sei allein ein Nachdenken über die paulinische Theologie im Kontext der damaligen Zeit gewesen. Angesichts der wiederholten und beständigen Wertschätzung des Papstes für das Judentum, „kann keinesfalls vermutet werden, er kehre zu einer sogenannten 'Lehre der Verachtung' zurück“, so Koch mit Bezug auf einen solchen Vorwurf in Arussis Brief vom 12. August. Der Papst respektiere die Fundamente des Judentums voll und ganz und bemühe sich stets um eine Vertiefung der Freundschaft zwischen beiden Glaubenstraditionen.

Der Päpstliche Einheitsrat, dessen Leiter Kardinal Koch ist, ist auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig. Der Rabbiner Sandmel hatte sich in einem Schreiben vom 24. August der Kritik des Rabbiners Arussis vom 12.8. angeschlossen. Kardinal Kochs Brief ist auf den 3. September datiert und wurde vom Einheitsrat an diesem Freitag online veröffentlicht.

(vatican news – pr)
 

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10. September 2021, 21:39