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Vatikan: Glaube und Wissenschaft - vereint gegen den Klimawandel

„Faith and Science“, „Glaube und Wissenschaft“: unter diesem Motto treffen sich am 4. Oktober Religionsführer und Wissenschaftler im Vatikan, um eine thematische Stellungnahme für die kommende Weltklimakonferenz vorzubereiten. Auch Papst Franziskus wird aller Voraussicht nach an dem Treffen teilnehmen. Die Initiative wurde an diesem Donnerstag im Vatikan vorgestellt.

Die Initiative „Faith and Science – Towards COP26“ findet auf Einladung der Botschaften Großbritanniens und Italiens am Heiligen Stuhl in Zusammenarbeit mit dem Vatikan statt.  Für den vatikanischen „Außenminister“, Erzbischof Paul Gallagher, handelt es sich dabei um nichts weniger als „eine Gelegenheit, unsere Beziehung mit der Natur wieder neu zu verhandeln“ – gegen die Kultur der Gleichgültigkeit.

40 Religionsführer aus aller Welt und zehn Wissenschaftler wollen sich im Vorfeld der kommenden Weltklimakonferenz in Glasgow über die brennenden Fragen in Punkto Klimawandel und Umweltschutz austauschen und dazu eine Stellungnahme verabschieden. Nach sechs bereits stattgefundenen virtuellen Treffen soll es nun am 4. Oktober im Vatikan zu einer persönlichen Begegnung der Beteiligten kommen. Auch eine Teilnahme des Papstes sei sehr wahrscheinlich, ließ Erzbischof Gallagher bei der gemeinsamen Vorstellung der Initiative durch den Heiligen Stuhl, Großbritannien und Italien durchblicken: „Ich kann sagen, ich wäre sehr überrascht, wenn er nicht teilnehmen würde“, so Gallagher. Nicht zuletzt handelt es sich bei den behandelten Themen um solche, die dem Papst bekanntermaßen sehr am Herzen liegen. „Alle besonders kritischen Fragen, die die Sorge um das gemeinsame Haus betreffen“, kämen in diesem Moment zusammen, und so wachse auch die Dringlichkeit, eine Antwort zu geben: „Auf uns rast ein richtiger Sturm zu“, so Gallagher.

Boote auf dem Trockenen: Der Lake Oroville in den USA
Boote auf dem Trockenen: Der Lake Oroville in den USA

Um den Herausforderungen entgegenzutreten, die mit dem Klimawandel einhergingen, sei es nötig, auch die Religionen einzubeziehen, so Gallagher bei der Präsentation des Projektes. Es gelte, „die Welt, in der wir leben, zu überdenken und unseren Lebensstil hinterfragen.“ Denn der Klimawandel kenne keine Grenzen, während alle das „gemeinsame Haus“, von dem Papst Franziskus auch in seiner Umweltenzyklika „Laudato si‘“ spricht, teilten. 

Alles ist miteinander verbunden, und aus diesem Grund sei es praktisch „automatisch“, dass der Heilige Stuhl eine derartige Initiative aufgreifen und sich zu eigen machen würde, betonte Erzbischof Gallagher anschließend gegenüber Vatican News. 

„Die Idee ist, einen Dialog zwischen Glaube und Wissenschaft zu haben, denn oft in der Geschichte ist der Glaube im Gegensatz zur Wissenschaft gestanden und andersherum. Und jetzt sehen wir, dass in Umweltfragen Glaube und Wissenschaft gemeinsam stehen und einen wichtigen Beitrag leisten können“, so Gallagher weiter. Und lieferte gleich ein praktisches Beispiel: „Wie können wir unsere Kirchen und Häuser energieeffizienter gestalten? Es sind die Wissenschaft und das Ingeneurswesen, die uns diese Dinge lehren. Und auch, was wir an Negativem in dieser Situation machen.“

Multilateralismus und religionsübergreifende Initiativen

In Vorbereitung auf die Konferenz habe sich gezeigt, dass gemeinsame Arbeit und offener Dialog gute Ergebnisse brächten. Das sei auch eine Lehre für höhere politische Level des Multilateralismus, ergänzte Erzbischof Gallagher im Rahmen der Pressekonferenz.. „Wir hoffen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden mit Blick auf die künftige Welt, in der wir leben wollen.“

Die Botschafterin Großbritanniens beim Heiligen Stuhl, Sally Jane Axworthy, erinnerte an die drohenden weltweiten Folgen einer globalen Erderwärmung von zwei Grad Celsius, darunter Überschwemmungen, Dürre und Hungersnöte. Diese beträfen vor allem Menschen in armen Regionen weltweit. Pietro Sebastiani, Botschafter Italiens am Heiligen Stuhl, bekräftigte, dass die reicheren Nationen jetzt moralische Verantwortung übernehmen müssten für ärmere Staaten und künftige Generationen.

Die beiden Länder sprechen sich für eine Reduzierung der CO2-Emissionen um die Hälfte bis 2030 und auf null bis 2050 aus, einen Aufbau widerstandsfähiger Infrastrukturen, mindestens 100 Milliarden US-Dollar jährlich als Hilfen für Entwicklungsländer und eine rasche Implementierung des Pariser Klimaabkommens.

Hochrangige Konferenz in Vorbereitung auf COP26

Die angekündigte Konferenz findet am 4. Oktober im Vatikan und in Rom statt. Bei sechs virtuellen Vorbereitungstreffen haben 40 religiöse Führer und zehn Wissenschaftler bereits ihre Positionen ausgetauscht. Die Religionsvertreter repräsentierten die großen Weltreligionen und verschiedene Regionen der Welt. „Alle Religionen sehen die Natur und Schöpfung als heilig an“, so Axworthy und ergänzte: „Die religiösen Führer sehen ihre eigene Rolle sehr klar.“

Die 26. UN-Klimakonferenz, kurz COP26, sollte ursprünglich 2020 stattfinden, wurde aber aufgrund der Covid-19-Pandemie auf 1. bis 12. November 2021 vertagt. Veranstaltet wird die Konferenz in Glasgow von Großbritannien in Partnerschaft mit Italien.

(vatican news/kap - cs)

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17. Juni 2021, 16:15