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Die EU, der Vatikan - und ein Spaziergang

Der Heilige Stuhl und die Europäische Unionen feiern in diesem Jahr ihren 50. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen. Dazu hat die EU-Botschaft beim Heiligen Stuhl zusammen mit den EU-Mitgliedstaaten und dem Vatikan ein besonderes Projekt geplant. Wir sprachen darüber mit der Ministerrätin der EU-Delegation beim Heiligen Stuhl, der Südtirolerin Silvia Kofler.

Radio Vatikan: Es sind jetzt 50 Jahre, dass der Heilige Stuhl und die Europäische Union diplomatische Beziehungen pflegen, und das wird in diesem Jahr besonders gefeiert. Dazu hat nun die EU-Botschaft beim Heiligen Stuhl an diesem Montag ein Projekt vorgestellt, das den lateinischen Titel „Iter Europaeum“ trägt. Gestartet wird am 9. Mai, dem Europatag, mit einem Gottesdienst in der Lateran-Basilika. Können Sie uns kurz erklären, was genau dieses Projekt bedeutet? Was sollen wir uns darunter vorstellen?

Hier hören Sie das Interview mit Silvia Kofler von der EU-Botscahft beim Heiligen Stuhl

Silvia Kofler: Es ist ein Spaziergang durch die europäischen Kirchen in Rom, denn wir haben uns gedacht, dass wir diese 50 Jahre so feiern wollen. Es sind 50 Jahre, die für uns sehr bedeutungsvoll sind, weil wir wirklich sehr gute Partner sind. Der Heilige Stuhl und die Europäische Union arbeiten gut zusammen. Aus diesem Grund haben sich die EU-Mitgliedsländer mit dem Heiligen Stuhl gedacht, dass wir das mit einem besonderen Projekt feiern wollen. Wir wollten dies vor allem in diesen Covid-Zeiten tun.

Dieser Spaziergang zu 25 Kirchen will jedes Mitgliedsland in den Mittelpunkt rücken. Jedes EU-Land hat sich eine Kirche ausgesucht, weil es eine bestimmte geschichtliche Beziehung zu dieser Kirche hat, oder weil immer noch Leute der entsprechenden Nationalität hier in Rom leben und in diese Kirche gehen. Ich sage bewusst: 25 Kirchen und nicht 27, weil eigentlich die Mitgliedsländer der EU ja 27sind...

Silvia Kofler (links) und Mario Galgano
Silvia Kofler (links) und Mario Galgano

Radio Vatikan: Welche zwei Länder sind denn das?

Silvia Kofler: Es sind Dänemark und Estland. Da wir für die beiden Länder leider keine Kirche oder Ordensgemeinschaft finden konnten, haben wir für sie den Campo Santo Teutonico ausgewählt. Zu Dänemark ist zu sagen, dass es eigentlich ein sehr schönes Moment im Petersdom gibt, das der dänische Künstler Thorvaldsen erschaffen hat. Wir haben aber für beide Länder den Campo Santo Teutonico gewählt, auch wenn es ja eigentlich eine Kirche für Deutschsprachige ist. Aber es ist ja auch die Kirche von Karl dem Großen, der doch als Vater Europas gilt. Er war ja eigentlich der erste, der den europäischen Kontinent, oder zumindest fast den ganzen europäischen Kontinent, einigen konnte. Deswegen wird er auch als Vater Europas betrachtet, und deswegen haben wir uns den Campo Santo Teutonico ausgesucht.

Infostand mit QR-Code

Radio Vatikan: Und wie läuft denn dieser Spaziergang durch Rom? Ist das wie die Sieben-Kirchen-Wallfahrt?

Silvia Kofler: Natürlich kann man das nicht an einem Tag machen. Mit 25 Kirchen ist das ein bisschen zu viel. Das muss man aufteilen, und so haben wir also das Programm auf 18 Tage aufgeteilt und jeweils an den Sonntagen immer ein paar Kirchen ausgesucht, die nah aneinander liegen. Man geht zur entsprechenden Kirche hin, und in diesen Kirchen findet man einen Infostand, auf dem die Geschichte der Kirche erklärt wird, aber auch die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Land und dem Heiligen Stuhl. Es gibt da auch einen QR-Code zu einer Webseite, wo man noch mehr Infos über die entsprechenden Nationen finden kann.

Radio Vatikan: Was ist denn mit denjenigen, die nicht in Rom sind oder hierher reisen können?

Silvia Kofler: Die können natürlich das Ganze virtuell machen. Es gibt die Webseite www.itereuropaeum.eu. Wir haben bewusst die Bezeichnung auf Lateinisch geschrieben. Der Heilige Stuhl hat uns da geholfen, diesen Namen zu finden, weil wir natürlich nicht eine Sprache der Mitgliedsländer aussuchen wollten, sondern wir wollten das in einer neutralen Sprache haben.

Radio Vatikan: Zurück zu den 50 Jahren Beziehungen Europäische Union mit dem Heiligen Stuhl: Was verbindet euch? Ich nehme an, dass es da in den vergangenen Jahrzehnten auch etliche gemeinsame Initiativen gab.

„Es geht darum, dass niemand zurückgelassen wird.“

Silvia Kofler: Es gibt viele Werte, die wir teilen. Wir haben gemeinsame Interessen, und wir wollen für diese in der Welt dafür einstehen und sie vorantreiben. Wenn ich da nur ein paar erwähnen darf, da wäre beispielsweise der Friede. Die Europäische Union ist ja an sich schon ein Friedensprojekt. Gemeinsam mit dem Heiligen Stuhl stehen wir für den Frieden und die Sicherheit ein, aber ich kann auch andere Bereiche nennen, wie z. B. die Umwelt, also den Umweltschutz. Das ist für uns sehr wichtig, aber auch für den Papst ist es ein sehr wichtiges Thema.

Andere Themen sind die Migrationsprobleme, die Entwicklungshilfe und allgemein die Menschenrechte. All das sind natürlich Bereiche, für die wir gemeinsam einstehen. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten wir natürlich auch das Thema Covid. Da stehen wir dafür ein, dass die Verteilung der Impfstoffe gerecht getätigt wird. Es geht darum, dass niemand zurückgelassen wird.

Radio Vatikan: Wie läuft denn diese Zusammenarbeit konkret ab?

Silvia Kofler: Wir treten gemeinsam bei internationalen Organisationen auf und versuchen auch in den Krisen in der Welt zusammenzuarbeiten. Also, wir haben nun in der ganzen Welt EU-Delegationen. Der Heilige Stuhl hat ja seinerseits die Nuntiaturen. Oft ist es so, dass die Nuntien mit den Vertretern der Europäischen Union zusammenarbeiten.

Radio Vatikan: Gibt es etwas, was Ihnen am Herzen liegt im Zusammenhang mit den diplomatischen Beziehungen zwischen Heiligem Stuhl und EU?

Silvia Kofler: Ich möchte wirklich dazu ermuntern, dass Sie diesen Spaziergang machen, wenn Sie nach Rom kommen! Aber gerne können Sie sich inzwischen schon einmal online informieren. Auf der Internetseite können Sie sehen, wie das sein wird und welche wunderschönen Kirchen besucht werden.

Aber das brauche ich ja gar nicht zu betonen, weil jeder weiß, welche wunderschönen Kirchen es in Rom gibt. Die EU-Mitgliedsländer haben wirklich sehr schöne Kirchen ausgewählt und es schon etwas Besonderes, einen Weg Europas hier in Rom gehen zu können. Mit diesem Projekt hoffe ich, dass man ein größeres Verständnis erhält über die Beziehungen Europas mit dem Heiligen Stuhl.

(vatican news – mg)

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03. Mai 2021, 12:51