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Auf der Covid-Station des Bambino Gesù. Das Papst-Krankenhaus forscht auch im Kampf gegen Krebs Auf der Covid-Station des Bambino Gesù. Das Papst-Krankenhaus forscht auch im Kampf gegen Krebs 

Papst-Kinderkrankenhaus: Tumorwachstum könnte gestoppt werden

Das vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in Rom hat in Zusammenarbeit mit internationalen Forschern einen Ansatz dafür gefunden, wie das Wachstum und die Verbreitung von Tumorzellen vielleicht gestoppt werden könnten.

Den Forschern gelang es laut Bambino Gesù erstmals, das Wechselspiel zweier Proteine im Zellzyklus zu erforschen, genauer von AMBRA 1 und Cyclin D, die für die Zellteilung besonders wichtig sind. Wenn es bei diesem Zusammenspiel Probleme gibt, könnten sich schnell viele verschiedene Tumorarten bilden, hieß es. An der Forschung beteiligt war auch Professor Francesco Cecconi, Biologe an der römischen Universität Tor Vergata und Mitglied des Onkologie-Foschungsteams beim Papst-Kinderkrankenhaus Bambino Gesù. Er erklärt im Interview mit Radio Vatikan:

„AMBRA 1 ist ein Molekül, das die Lebensdauer anderer Moleküle steuern kann. Wenn AMBRA 1 in Tumorzellen mutiert ist oder gar nicht vorhanden - und das kommt bei vielen Tumoren vor - steigt die Anzahl eines Proteins, das für die Geschwindigkeit der Zellvermehrung zuständig ist: Cyclin D. Das führt dann dazu, dass die Tumore sich sehr schnell entwickeln.“

„Das führt dann dazu, dass die Tumore sich sehr schnell entwickeln“

Hier im Audio: Professor Francesco Cecconi zu den Forschungsergebnissen der Papst-Kinderklinik Bambino Gesù im Kampf gegen Krebs

Langjährige Forschung und internationele Teamarbeit

Die Entdeckung sei gelungen, weil das Bambino Gesù schon seit mehr als 25 Jahren zu AMBRA 1 forscht. Bisher fehlte jedoch der große Durchbruch. Nun könnte es jedoch vielleicht neue Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen Krebs geben: Professor Francesco Cecconi ist davon überzeugt, dass man nun versuchen könnte, die Tumorzellen so zu beeinflussen, dass das Wachstum der Krebszellen gestoppt wird. Im Falle einer Krebsdiagnose müsse dann zuerst einmal Blut abgenommen und die Werte von AMBRA 1 und Cyclin D überprüft werden:

„Wir stellen uns das so vor, wenn wir bei der Blutanalyse auf niedrige AMBRA 1 und hohe Cyclin D-Werte stoßen, könnte das für das nun entdeckte Wechselspiel von AMBRA 1 und Cyclin D und das schnelle Wachstum der Tumorzelle sprechen. Und da könnten wir dann möglicherweise ansetzen.“

Natürlich steckt das noch in den Kinderschuhen, aber es ist ein Lichtblick. Vor allem, weil die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaftler des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù in Zusammenarbeit mit der römischen Universität Tor Vergata und dem Danish Cancer Society Research Center auch von zwei weiteren Studien aus Amerika bestätigt werden:

„Die Tatsache, dass unsere Entdeckung in zwei anderen Werken wiederholt wird, ist von fundamentaler Bedeutung“

„Teamarbeit ist in der modernen Forschung nicht mehr wegzudenken. Bei unserer Arbeit sind mehr als 40 Autoren aus mindestens acht verschiedenen Forschungszentren in Italien und in den Vereinigten Staaten dabei, mit verschiedenen Fähigkeiten, verschiedenen Mitteln und verschiedenen Modellen. Ohne diese Synergie könnten bestimmte Ergebnisse nicht erzielt werden. Die Tatsache, dass unsere Entdeckung in zwei anderen Werken wiederholt wird, ist von fundamentaler Bedeutung."

Forscher aus New York und San Francisco hatten andere Ausgangspunkte, gelangten aber zur gleichen Erkenntnis: AMBRA 1 steuert Cyclin D. Das Fachmagazin Nature veröffentlicht alle Studien daher auch in einer Ausgabe.

1924 kam das Kinderkrankenhaus als Schenkung zum Papst

Das Bambino Gesù in Rom, also das „Jesuskind-Spital“, wie es auf Deutsch übersetzt heißt, ist international als renommierte Kinderklinik bekannt. Es existiert inzwischen schon seit mehr als 150 Jahren. Zur Papstklinik wurde das Krankenhaus im Jahr 1924: Damals schenkte die Gründerfamilie, die römische Adelsfamilie Salviati, die Klinik dem Papst.

Das Kinderkrankenhaus Bambino Gesù hat derzeit fünf Sitze: Den Hauptsitz in Rom auf dem Gianicolo-Hügel unweit des Vatikans und zwei Zweigstellen in der Nähe von Sankt Paul vor den Mauern im Süden der Altstadt. Dort ist auch das Forschungszentrum mit Behandlungsgebäuden angesiedelt. Hinzu kommen zwei Zweigstellen am Meer unweit von Rom: eine in Palidoro und eine in Santa Marinella.

(pm/vatican news – sst) 

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15. April 2021, 12:15