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Priesterkinder: „Nicht darüber zu reden war ein Fehler“

Es war ein Fehler, dass die katholische Kirche in der Vergangenheit die Vaterschaft von Priestern nicht offen thematisierte. Das hat der Präsident des päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, der französische Priester Bernard Ardura, in einem Brief eingeräumt.

In früheren Zeiten habe die Kirche gehandelt wie „alle anderen Institutionen unserer Gesellschaften auch, sie hat tunlichst vermieden, öffentlich all das anzusprechen, was mit dem Verhalten ihrer Mitglieder zu tun hatte, ein Verhalten, das sie missbilligte, über das sie aber schwieg“, so der Kurienpriester. Grund dafür sei „sicherlich Scham“ gewesen, aber auch die Furcht, Vertrauen zu verlieren. „Das war ein Fehler, der sich aus dem Kontext erklärte, der aber ein Fehler bleibt.“

Ardura äußerte sich in einem Brief an Vincent Doyle, Sohn eines katholischen Priesters in Irland und Leiter von Coping International. Die internationale Organisation für die Anerkennung von Priesterkindern veröffentlichte das Schreiben jüngst auf ihrer Website.

Inzwischen habe die katholische Kirche ihren Umgang mit dem Thema Priesterkinder geändert, schrieb Ardura. Die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus hätten energisch darauf hingewirkt, „nicht nur das vorherige Schweigen zu brechen, sondern auch jede Form von Missbrauch anzuzeigen“. Heute habe die Kirche in diesem Punkt „eine Vorreiterrolle“, die für andere Institutionen der Gesellschaft ein Vorbild sein könnte.

Schweigen hatte „verheerende Folgen" für Betroffene

Für die Priesterkinder, ihre Mütter und auch die Priester habe das Schweigen der Kirche „verheerende Folgen“ gehabt, räumte der Historiker ein. Zugleich hätten Bistümer und Ordensgemeinschaften „regelmäßig“ die Kinder zumindest materiell versorgt und etwa Bildungskosten übernommen. „Das nimmt zwar leider nicht das zugefügte Leid zurück, bezeugt aber ein wirkliches Mitleid vonseiten der Diözesen oder Ordensgemeinschaften, die den Frauen und Kindern in einer besonders schwierigen Situation Unterstützung bieten wollten“, so Ardura.

Priester der katholischen Kirche leben, bis auf Ausnahmen etwa in den unierten Ostkirchen, ehelos. Dass einige von ihnen dennoch Vater werden, war bis vor wenigen Jahren ein nach außen hin nicht erörtertes Problem, das allerdings zunehmend Fragen aufwarf. Die vatikanische Kleruskongregation gab vor zwei Jahren bekannt, der Vatikan habe interne Richtlinien erarbeitet, wie Bischöfe oder Ordensobere in solchen Fällen gemeinsam mit den Betroffenen die beste Lösung für alle Beteiligten finden können, besonders für die Kinder. „Wir achten das Recht der Kinder, einen Vater und eine Mutter um sich zu haben“, erklärte Kardinal Beniamino Stella, der Präfekt der Kleruskongregation.

(vatican news – gs)

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04. Februar 2021, 18:11