Vatikan erhält großen Öko-Drucker

Die Zukunft ist grün, und sie kommt mit kleineren und größeren Kaufentscheidungen voran. In diesem Sinn hat sich der Vatikan einen neuen, umweltfreundlichen Printer für seine Druckerei angeschafft. Ein wichtiger Schritt für die päpstliche Einrichtung, die aus dem 16. Jahrhundert stammt.

Michele Raviart und Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Er ist groß wie ein Autobus und vereint neueste Technik mit Respekt für die Umwelt und Aufmerksamkeit für den heutigen Verlagsmarkt: der neue Digitaldrucker, der dieser Tage im Vatikan eingetroffen und bereits in einem Raum der traditionsreichen „Tipografia Vaticana“ installiert ist. Die Maschine ist acht Meter lang, viereinhalb Meter breit und gut zweieinhalb Meter hoch, sie arbeitet abfallfrei und auch bei kleinen Auflagen effizient, hieß es aus der Druckerei.

Drucken ohne Abfallstoffe

Bisher druckte der Vatikan im Offset-Verfahren mit Platten, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfen wurden, erläuterte Francesco Masci, Leiter der Technologieabteilung des Dikasteriums für Kommunikation des Heiligen Stuhls, gegenüber Vatican News. Der Digitaldruck reduziert Abfall auf fast Null und verbraucht weitaus weniger Energie als das ältere Verfahren. Wasserbasierte Tinten machen chemische Lösungsmittel überflüssig, die früher in großen Mengen entsorgt werden mussten. 

So sieht er aus, der neue Digitaldrucker im Vatikan
So sieht er aus, der neue Digitaldrucker im Vatikan

Die Anschaffung des grünen Druckers entspricht der ökologischen Sensibilität, die im Vatikan nicht erst seit Laudato Si Fuß fasst. Papst Franziskus erklärte jüngst, der Vatikanstaat solle bis 2050 emissionsfrei sein. Das Governatorat, der Regierungssitz des Vatikanstaates, setzt zunehmend auf E-Autos, intelligente Mülltrennung, solarbetriebene Heiz- und Kühlanlagen, Wärmedämmung, Energiesparlampen und vieles mehr.


Automatisierter Prozess

Das Prinzip des Digitaldrucks ist das gleiche wie früher: Ein Objekt – meist Papier oder Pappe – läuft durch heiße Walzen, die die Tinte aufbringen. Neu ist aber die Automatisierung des ganzen Druckprozesses. Ein einziger Arbeiter kann die Maschine steuern, hieß es aus der Druckerei. Ähnlich bei der Qualitätskontrolle: Mussten in früheren Produktionslinien Fachkräfte an einem Leuchttisch die Gleichmäßigkeit des Drucks unter die Lupe nehmen, erledigt dies nun ein optischer Scanner, der das Ergebnis des Drucks automatisch prüft und die Produktion sofort stoppt, wenn ein Problem auftritt.

Gold drucken


Auch die Drucktechnik wird mit der neuen Maschine raffinierter. Zusätzlich zu den klassischen Farben können für besondere Veredelungen spezielle Flüssigkeiten zum Einsatz kommen. „Man kann sogar Gold reproduzieren", so Masci, „zwar nicht mit dem gleichen Ergebnis wie bei der Blattgold-Technik, aber es kommt ihr sehr nahe".

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Kleinere Auflagen - mehr Kunden

Der Digitaldruck kommt den Bedürfnissen des heutigen Verlagsmarktes entgegen, der auch mit kleineren Auflagen arbeitet, Stichwort: „on demand“. Maschinen der neuen Art können auch nur ein einziges Exemplar eines Buches produzieren, was eine Lagerhaltung und die Herstellung überzähliger Kopien vermeidet. Das spart Platz und Geld. Ein Buch im Offsetdruck muss nach Mascis Angaben in mindestens 10.000 Exemplaren gedruckt werden, um die Kosten auszugleichen.

Was druckt der Vatikan?

Die Tipografia Vaticana druckt alles, was im Vatikan anfällt: Akten und Dokumente des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates, die Zeitung L'Osservatore Romano, die Bücher des Vatikan-Verlags LEV, die Kunstbücher der Vatikanischen Museen und die Messhefte für Papstliturgien, außerdem die Drucksachen des Kinderkrankenhaus Bambino Gesù. Angegliedert ist eine kleine, feine Buchbinderei. Die hier gefertigten Pergamente, Blattgolddrucke, Bullen und kostbaren Bücher sind meist für den Papst bestimmt, der sie Staatsoberhäuptern und anderen Würdenträgern schenkt, so bei Audienzen oder auf Reisen. 

Eine Geschichte der Innovation

Die Papst-Druckerei hatte in ihren langen Geschichte immer wieder Phasen der Innovation. Papst Pius IV. gründete 1561 – gut ein Jahrhundert nach der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg in Mainz - die erste offizielle Druckerei in Rom. Dazu holte er einen erfahrenen Drucker aus Venedig, Paolo Manuzio, den Sohn des Humanisten und Verlegers Aldo Manuzio. Die Druckerei ging zwei Jahre später auf die Stadt Rom über. Sie veröffentlichte unter anderem die Texte des Konzils von Trient.

Erste vatikanische Druckerei im engen Sinn: 1587

Die erste vatikanische Druckerei im engen Sinn geht auf das Jahr 1587 zurück. Papst Sixtus V. richtete sie in den Vatikanischen Palästen ein. Dazu importierte er bewegliche Lettern aus Paris. Als bedeutendstes Druckerzeugnis dieser frühen Phase kann die Bibel nach den tridentinischen Prinzipien von 1593 gelten.

Nach Jahrhunderten spärlicher Aktivität erwachte die Vatikan-Druckerei am Beginn des 20. Jahrhunderts wieder zum Leben. 1908 entstand das Gebäude, in dem die Einrichtung bis heute sitzt. Im folgenden Jahr fusionierte die Druckerei mit der historischen Tipografica Poliglotta, die Papst Urban VIII. Im Jahr 1626 für die Veröffentlichung des für die Missionen der Propagande Fide notwendigen Materials gegründet hatte. 1937 überantwortete Papst Pius XI. die Druckerei zusammen mit der Leitung der Vatikanzeitung L'Osservatore Romano der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos. Im Zug der vatikanischen Medienreform von Papst Franziskus wurde die Druckerei dem Dikasterium für Kommunikation angegliedert, das sämtliche Medieneinheiten im Vatikan unter einem Dach bündelt.

(vatican news)

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16. Dezember 2020, 13:16