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Der Jesuit und Kinderschutz-Experte Hans Zollner Der Jesuit und Kinderschutz-Experte Hans Zollner  

Kinderschutzfachmann zu McCarrick-Report: Auswahl der Bischöfe verbessern

Nach Ansicht des Kinderschutzexperten Hans Zollner muss der vatikanische Untersuchungsbericht zu US-Kardinal Theodore McCarrick Folgen für Auswahlverfahren in der katholischen Kirche haben. Das gelte insbesondere, um geeignete Bischöfe zu finden, sagte der Psychologe der Nachrichtenagentur Kathpress in Rom.

Der Bericht benenne ganz klar Abläufe und Personen und zeige auf, was falsch gelaufen sei. Insofern sei er sehr zufrieden mit dem am Dienstag vorgelegten Report, sagte Zollner. Der Jesuit leitet das römische „Centre for Child Protection" (CCP), das an der Päpstlichen Gregoriana Universität angesiedelt ist.

Noch vor zwei Jahren, so der Jesuit weiter, sei es fast undenkbar gewesen, dass ein offizielles Dokument des Vatikans so detailliert Missbrauch und Vertuschen schildert und Beteiligte klar benennt. In diesem Punkt sei der Report ein großer Fortschritt.

Ohne Mut der Opfer gäbe es diesen Bericht nicht

Die dokumentierten Aussagen von Opfern spiegeln nach Ansicht des Experten wider, was auch andere Betroffene über Missbrauch, Übergriffe sowie Vertuschen und Schweigen in der Kirche berichten. „Ohne den Mut und die Hartnäckigkeit der Opfer gäbe es diesen Bericht gar nicht", sagte Zollner. Etliche hätten sich ihm gegenüber jetzt traurig, wütend, verwirrt, manche aber auch erleichtert geäußert.

„Ohne den Mut und die Hartnäckigkeit der Opfer gäbe es diesen Bericht gar nicht“

Zwar benenne der Report keine Konsequenzen aus dem Skandal; dies sei aber auch nicht Aufgabe der Erhebung gewesen. Dennoch muss nach Zollners Ansicht künftig gesichert werden, „dass bei der Auswahl von Bischofskandidaten und anderen Führungskräften maßgebliche Einschätzungen nicht nur aus dem klerikalen Umfeld oder von kirchlich Abhängigen kommen". Bisher liefen Sondierungen und Ernennungen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes weitgehend geheim ab. Doch nicht nur der Bericht zeige, dass viele Verfahren so geheim ohnehin nicht seien.

Zur Forderung, bei Prüfung der Verletzung von Aufsichtspflichten oder Vertuschungen unbedingt externe Fachleute hinzuzuziehen, merkte Zollner an: „Das ist sicher wünschenswert, aber man muss solche Experten auch zur Verfügung haben". Dies sei leider nicht überall der Fall.

(kap - sst)

 

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12. November 2020, 12:30