Kardinal Michael Czerny Kardinal Michael Czerny 

Vatikan: „Blindheit“ der Gesellschaft gegenüber Menschenhandel

„Die Blindheit unserer Gesellschaften, unserer Institutionen und unserer Regierungen und die Unsichtbarkeit dieser Realität ist meiner Meinung nach das größte Problem im Kampf gegen den Menschenhandel“, sagt Kardinal Michael Czerny. Der Untersekretär der Sektion Migranten und Flüchtlinge des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen sprach auf einer Konferenz über Menschenhandel, die von der US-Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom organisiert und am Mittwoch auf Facebook übertragen wurde.

Kardinal Czerny sprach nach einer Rede von Callista Gingrich, der US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl, und zahlreichen Experten und Fachleuten auf diesem Gebiet, darunter Mitgliedern von ,Talitha Kum', des Internationalen Netzwerks des geweihten Lebens gegen Menschenhandel. Die Veranstaltung mit dem Titel "Bekämpfung des Menschenhandels: Handeln in Krisenzeiten" konzentrierte sich auf das Problem des Menschenhandels auf der ganzen Welt in der Zeit der Gesundheitskrise.

Problem wird nicht erkannt

Kardinal Michael Czerny bedauerte die Tatsache, dass die Komplexität des Themas in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt sei: „Die Blindheit unserer Gesellschaften, Institutionen und Regierungen und die Unsichtbarkeit dieser Realität ist meiner Meinung nach das größte Einzelproblem“, so der Kardinal.  

Unter Bezugnahme auf Passagen aus der Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ betonte der kanadische Kardinal, wie viele „große Mehrheiten in der heutigen Welt nicht über das verfügen, was für ihre Grundbedürfnisse angemessen ist“. „Das sollte uns beschämen, es sollte uns stören und es sollte uns mobilisieren“, so der Kardinal.

„Wir würden keine 10 Minuten durchhalten“

Allgemeiner gesagt sei es die „Art und Weise, wie die Welt derzeit funktioniert“, die eine „Quelle des sich Schämens“ sein sollte, betonte der Kurienkardinal. Die meisten Opfer von Menschenhandel hätten oft jahrelang Elend ertragen, das „wir keine zehn Minuten überleben würden“.

Er rief dazu auf, „sich nicht entmutigen zu lassen und nicht zu zögern“ und lobte die Arbeit von Talitha Kum, einer Vereinigung, „die in Aktion geschaffen wurde, bevor sie ihre Stimme erhob, und die immer mehr tut als spricht“.

(cath.ch - mg)

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15. Oktober 2020, 13:51