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Der Campo Santo Teutonico Der Campo Santo Teutonico 

Vatikan: Als Franziskus den Deutschen Friedhof entdeckte

Papst Franziskus wird am katholischen Totengedenktag Allerseelen eine Heilige Messe auf dem Friedhof des deutschen Priesterkollegs Campo Santo Teutonico im Vatikan feiern. Wie der Vatikan mitteilte, sollen keine Gläubigen anwesend sein und in „streng privater Form“ gefeiert werden. Unser Kollege Mario Galgano ist Mitglied der Erzbruderschaft der Schmerzhaften Muttergottes, die die heutige „Eigentümerin“ des deutschen Friedhofs ist. Wir haben mit ihm gesprochen.

Warum gibt es denn mitten in Rom, sogar im Vatikan, einen deutschen Friedhof?

Mario Galgano: Das hat zwei Gründe: Einerseits war hier, wie unser Erzbruder Albrecht Weiland in seiner Publikation erläuterte, eine sogenannte „schola“, die schon vor dem 9. Jahrhundert für die Pilgerkolonien zuständig war. Der Friedhof ist sozusagen ein Überbleibsel jener „germanischen Gemeinschaft“ in Rom. Die scholae peregrinorum waren ausgestattet mit einem Hospital zur Aufnahme Fremder, in dem auch Kranke versorgt werden konnten, mit einer Kirche zur Feier der Gottesdienste und Totenmessen sowie einem Friedhof zum Begräbnis der Toten.

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Und der zweite Grund, weshalb es heute noch einen „deutschen Friedhof“ dort gibt, ist die Erzbruderschaft, die seit 1576 den Namen Erzbruderschaft zur schmerzhaften Muttergottes der Deutschen und Flamen trägt. Sie ist ein Mitgliederverein nach kanonischem Recht und Eigentümer des Campo Santo. Mitglieder können alle deutschsprachigen Römer sein, die sich aktiv für den Campo Santo Teutonico einsetzen.

Eines der bekanntesten Mitglieder der Erzbruderschaft ist ja der emertierte Papst Benedikt XVI. Und wie schaut es mit Franziskus aus?

Galgano: Er war schon einige Male in der Kirche des Campo Santo Teutonico, allerdings immer nur „privat“, obwohl unser Rektor Hans-Peter Fischer ihn schon offiziell zur Feier einer Messe eingeladen hatte. Jetzt hat es also geklappt. Aber das Besondere an der Beziehung zwischen Franziskus und dem Campo Santo Teutonico ist die erste „Begegnung“.

Prominentestes Mitglied der Erzbruderschaft: Der emeritierte Papst Benedikt
Prominentestes Mitglied der Erzbruderschaft: Der emeritierte Papst Benedikt

Inwiefern?

Galgano: Das war 2013, in den ersten Amtsmonaten des damals frisch gewählten Papstes. Franziskus unternahm einige Entdeckungstouren durch den Vatikan, den er eigentlich noch gar nicht richtig kannte. In der Nähe seiner Residenz, dem vatikanischen Gästehaus Santa Marta, sah er einen Zugang zu einem Friedhof und ging hinein. Dort traf er einen Priester des Kollegs. Der Campo Santo ist ja auch Sitz eines Priesterkollegs und der Görres-Gesellschaft. Jener bayerische Priester kam gerade verschwitzt von seinem täglichen Jogging an und traf da mitten im Friedhof den Papst. Daraufhin schlug der Priester dem Papst vor, eine Führung durch den Campo vorzunehmen. So lernte Franziskus den deutschen Friedhof und die Kirche kennen.

Was ist denn das Besondere an einem solchen Friedhof?

Galgano: Der Campo Santo Teutonico ist die älteste deutsche Nationalstiftung in Rom. Die beschauliche Stille und die üppige Vegetation dieses „deutschen Friedhofs“ nehmen den Besucher sofort gefangen. Deshalb kommen hierhin immer wieder deutschsprachige Pilgergruppen, die auf Voranmeldung Zutritt haben. Auch Einzelpilger dürfen vormittags ohne Voranmeldung zum Friedhof und zur Kirche.

Jeweils um 7 Uhr in der Früh gibt es die Heilige Messe, die unter anderem auch regelmäßig von den Kardinälen Kurt Koch und Gerhard Ludwig Müller zelebriert wird. Die Faszination dieses Ortes liegt sowohl in der bis in das frühe Mittelalter zurückreichenden Geschichte der Deutschen und Flamen in Rom, die hier spürbar wird, als auch in seiner gegenwärtigen Bedeutung als Ort des deutschsprachigen Gottesdienstes, der Forschung und der Begegnung, wie unser langjähriger Camerlengo, also „Vorsitzender“ der Erzbruderschaft, Aldo Parmeggiani, immer zu sagen pflegte.

(vatican news)

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29. Oktober 2020, 09:16