Ausblick von den Vatikanischen Museen zur Peterskuppel Ausblick von den Vatikanischen Museen zur Peterskuppel 

Italien/Vatikan: Millionenbetrug mit gefälschter Kunst vereitelt

Die italienischen Kunstfahnder haben eine gefälschte Bildersammlung entlarvt, die angeblich aus dem Vatikan stammte. Wie die römische Tageszeitung „Il Messaggero“ berichtet, wurden Gutachten der Gemälde mit dem Briefkopf der Vatikanischen Museen und sogar der Unterschrift des früheren Museen-Direktors Antonio Paolucci gefunden. Der Kopf der Fälscherbande sei ein ehemaliger Mitarbeiter der Vatikan-Zeitung „L´Osservatore Romano“.

Wären die Bilder der sogenannten Brocato-Sammlung tatsächlich verkauft worden, dann hätte der Verkäufer einen sechsstelligen Scheck kassieren können. Bei den Werken hatte es sich um angebliche Werke von Picasso, De Pisis, Kandinskij, Utrillo, Warhol, Fattori, Monet, Mirò und Van Gogh gehandelt. Es sind aber eindeutig Fälschungen, wie die Fahnder feststellten. Insgesamt zehn Verdächtige wurde deswegen verhaftet.

Der Urheber des Handels mit den gefälschten Gemälden sei Paolo Brocato gewesen, der unter anderem auch für den „L´Osservatore Romano“ geschrieben habe. Der Mechanismus sei so simpel wie trickreich gewesen, so die Ermittler. Der erste Schritt sei gewesen, die Dokumentation zu erstellen, die die angebliche Authentizität der Werke bescheinigte. Brocato habe persönlich daran gearbeitet. Ohne das Gutachten aus dem Vatikan hätten die Banken keinen Kredit gewährt, so die Zeitung.

Gefälschtes Gutachten mit Liebe zum Detail

Das gefälschte Gutachten trug die Unterschrift des früheren Direktors der Vatikanischen Museen und ehemaligen italienischen Ministers für das Kulturerbe, Antonio Paolucci. Es handelte sich um ein aufwändiges Schriftstück mit Liebe zum Detail, wie der „Messaggero“ schreibt. Um die Urheberschaft zu decken, seien Briefköpfe der Vatikanischen Museen und verschiedene Stempel auch weiterer Einrichtungen des Heiligen Stuhls, wie beispielsweise des Apostolischen Protonotars, verwendet worden.

Paolucci wusste angeblich über nichts Bescheid, wie er den Ermittlern erklärte. Er habe „diese Werke nie gesehen oder die entsprechenden Beglaubigungen vorgenommen“, versicherte er.

Um mögliche Käufer oder Banken davon zu überzeugen, die Gemälde zu sammeln, habe die Fälscherbande erklärt, dass die Werke angesichts ihres Wertes nicht in Italien, sondern in Monte Carlo aufbewahrt wurden und zwar im Tresor eines Kreditinstituts. Ein potentieller Käufer traute diesen Erläuterungen nicht und zeigte Brocato und dessen Partner bei der italienischen Polizei an. Die Carabinieri beschlagnahmten mehr als 50 Werke. Eine Schätzung der Gemälde, wenn sie verkauft worden wären, liegt bei knapp einer Milliarde Euro.

(il messaggero - mg)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

15. Oktober 2020, 14:21