Kardinal Kurt Koch leitet den päpstlichen Einheitsrat Kardinal Kurt Koch leitet den päpstlichen Einheitsrat 

Kardinal Koch bekräftigt Nein zu ökumenischer Mahlgemeinschaft

Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, kann nachvollziehen, warum die Glaubenskongregation Nein zu einer gegenseitigen Abendmahlseinladung von Katholiken und Protestanten in Deutschland sagt.

„Das Schreiben der Glaubenskongregation ist eine sehr ernste sachliche Auseinandersetzung mit dem Text Gemeinsam am Tisch des Herrn“, sagte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates im Interview mit der „Herder-Korrespondenz“. Ein gemeinsames Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) namens Gemeinsam am Tisch des Herrn hatte sich im vergangenen September nuanciert für eucharistische Gastfreundschaft ausgesprochen.

„Die Glaubenskongregation macht auf Fragen aufmerksam, die das ÖAK-Dokument für gelöst hält, die aber noch nicht gelöst sind, sondern weiter besprochen und vertieft werden müssen“, so der Schweizer Kurienkardinal. Er nannte ausdrücklich „die Frage nach dem genauen Verständnis von Eucharistie und Abendmahl, das Verhältnis von Eucharistie und Kirche, die Frage nach dem Weiheamt und die Frage nach der Beziehung zwischen Taufe und Eucharistie“.

„Es scheint ihn nicht überzeugt zu haben“

Der Ökumenische Arbeitskreis vertrete „die These, dass es sich dabei um keine kirchentrennenden Differenzen mehr handelt“, so Koch. „Es wird davon ausgegangen, dass das evangelische Abendmahl und die katholische Eucharistie im Grunde zwei verschiedene Formen des einen Geschehens sind.“ Dagegen habe die Glaubenskongregation nun „deutlich darauf hingewiesen, dass gravierende Differenzen bestehen und dass deshalb die im ÖAK-Dokument gezogenen Konsequenzen in der heutigen ökumenischen Situation nicht zu verantworten sind“.

Er sei in die Prüfung der Glaubenskongregation einbezogen gewesen, erklärte Kardinal Koch. „Ich habe aber auch mit einzelnen Bischöfen in Deutschland über die Probleme des ÖAK-Dokumentes gesprochen.“ Vor einem Jahr habe er auch Bischof Georg Bätzing von Limburg, der das ÖAK-Dokument mit unterzeichnet hatte, seine Bedenken vorgetragen. „Es scheint ihn nicht überzeugt zu haben.“ Bätzing wurde im Frühjahr 2020 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt.

Koch: Der Papst ist besorgt über die Lage der Kirche in Deutschland

Kardinal Koch geht davon aus, dass die Stellungnahme der Glaubenskongregation, die unlängst der Deutschen Bischofskonferenz zugegangen ist, auch von Papst Franziskus „gutgeheißen“ wird. „Ich habe aber auch von anderer Seite gehört, dass der Papst in persönlichen Gesprächen seine Sorge geäußert habe.“ Und zwar nicht nur zur Frage nach der Eucharistiegemeinschaft, „sondern über die Situation der Kirche in Deutschland überhaupt“.

Der Leiter des päpstlichen Einheitsrates rät den deutschen Bischöfen, die Wortmeldung aus der Glaubenskongregation ernst zu nehmen. Sie könnten jetzt „nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“.

„Da werden Fragen berührt, die nicht einfach die Kirche in einem Land für sich entscheiden kann“

Koch wörtlich: „Das Schreiben aus Rom hat eindeutig signalisiert, dass im Dokument des ÖAK Fragen berührt sind, die nicht einfach die Kirche in einem Land für sich entscheiden kann. Es ist für mich ohnehin schwer verständlich, wie man Wege der Eucharistiegemeinschaft zwischen Katholiken und Protestanten gehen will, ohne die Orthodoxen und Orientalen mit in das Gespräch einzubeziehen.“

Koch stellt sich hinter die Einschätzung der Glaubenskongregation, „dass die Lehrunterschiede noch immer so gewichtig sind, dass sie eine wechselseitige Teilnahme an der Eucharistie oder am Abendmahl derzeit ausschließen“. Von daher brauche es „ein Überdenken der grundsätzlichen Fragen“, durch eine leichte Überarbeitung sei das ÖAK-Papier nicht zu retten. Immerhin habe es in der Vergangenheit „viele und auch sehr gute Dokumente“ des ÖAK gegeben, so der Kardinal.

(vatican news - sk)
 

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22. September 2020, 12:31