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Italien: Sant´Egidio nimmt weitere Flüchtlinge aus Lesbos auf

Über sogenannte humanitäre Korridore hat die katholische Basisgemeinschaft Sant´Egidio zehn Flüchtlinge aus Lesbos nach Italien geholt. Das Engagement der katholischen Bewegung auf der griechischen Insel ging auch während der Pandemie weiter.

Mehr als 20.000 Flüchtlinge und Migranten seien immer noch auf der Insel Lesbos. Die Mehrheit, etwa 16.000, lebten in den überfüllten Behelfsunterkünften und Zelten des Flüchtlingslagers Moria, der Rest sei im Zentrum von „Kara Tepe“ und in Wohnungen im nahe gelegenen Mytilene untergebracht. 4.000 unbegleitete Minderjährige befänden sich auf Lesbos. Wie auf den nahe gelegenen Inseln Samos und Chios sei die Situation explosiv und durch den Covid-19-Notstand noch dramatischer geworden. Obwohl es auf Lesbos bisher glücklicherweise keine Fälle von Coronavirus gegeben habe, sei der Lockdown, der in den Lagern noch bis zum 19. Juli gilt, eine starke psychische Belastung für die Flüchtlinge und habe die Spannungen noch verschärft, so die Bilanz von Sant'Egidio.

Zum Nachhören

Nach mehr als sechs Monaten des Wartens wegen der Pandemie seien nun zehn von ihnen, die vier Familien angehören, dank des humanitären Korridors, den die Gemeinschaft Sant'Egidio mit Unterstützung des Apostolischen Almosenamtes organisiert hat, in Italien angekommen. Sie wohnen mit den bisher 57 Flüchtlingen zusammen, die bereits bei vergangenen Reisen nach Italien gekommen sind. Die erste Gruppe davon kam am 16. April 2016, mit dem Flugzeug, mit dem der Papst von seinem Besuch auf Lesbos nach Rom zurückkehrte.

Die Arbeit auf Lesbos geht weiter

Das Engagement von Sant'Egidio beschränke sich jedoch nicht nur darauf, humanitäre Korridore zu organisieren, um die am stärksten gefährdeten Flüchtlinge wegzubringen. „Die Gemeinschaft war das ganze Jahr über auf Lesbos präsent, und es war ein sehr großes Engagement von Freiwilligen, die aus Italien gekommen sind“, erklärte Daniela Pompeji, die für die Dienste der Organisation für Einwanderer verantwortlich ist und an diesem Donnerstag mit der Gruppe aus Griechenland zurückkehrte, gegenüber Vatican News.

Wie sie sagt, würden die Freiwilligen trotz des Gesundheitsnotstands auch in diesem Sommer wieder dort sein, um Lebensmittel zu verteilen und Integrationskurse, wie zum Beispiel Sprachkurse, auf die Beine zu stellen: „Wir werden auch da sein, um den Kindern zu helfen, denn auf Lesbos gibt es viele Kinder mit ihren Familien, nicht nur unbegleitete Minderjährige; Kinder, die mit Schwierigkeiten auch zur Schule gehen. Es ist auch notwendig, die Spannungen zu verringern, die durch eine sehr lange Abriegelung verstärkt werden. ,Ärzte ohne Grenzen´, die auf Lesbos auch während dieser Zeit des Gesundheitsnotstands vertreten sind, erzählten uns von einer weit verbreiteten Depression, besonders unter einsamen Jungen und Mädchen. Immer „eingeperrt“ zu sein und nichts zu tun zu haben, kann eine kollektive Depression auslösen, es gab auch schon Selbstmorde. So ist es auch nützlich, einen Weg der Integration auf der Insel zu unterstützen und die Begegnung mit der lokalen Bevölkerung zu fördern“, sagt Pompeji.

Die Arbeit von Sant'Egidio auf Lesbos gehe Hand in Hand mit der intensiven Arbeit der katholischen Kirche in den Aufnahmezentren in Griechenland, insbesondere durch Caritas Hellas, die vor kurzem erneut Alarm geschlagen habe wegen der unhaltbaren Situation der Flüchtlinge auf den Ägäischen Inseln. Man spricht von insgesamt 42.000, einschließlich jenen auf Lesbos. Deshalb rufen sie zu dringendem Handeln der griechischen Behörden und der internationalen Gemeinschaft auf.

(vatican news – mg)

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16. Juli 2020, 12:01