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FAO/Vatikan: 130 Millionen Menschen könnten an Hunger sterben

Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schlägt Alarm: Das Jahr 2020 könnte wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 den dramatischen Rekord von 130 Millionen neuen Opfern der Nahrungsmittelknappheit markieren. Der Heilige Stuhl fordert deshalb mehr Solidarität, eine stärkere internationale Zusammenarbeit, Strategien zugunsten von Kleinproduzenten und eine Politik zur Senkung der Preise für nährstoffreiche Grundnahrungsmittel.

Mario Galgano und Fausta Speranza – Vatikanstadt

Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der FAO, Fernando Chica Arellano, dass es ohne internationale Zusammenarbeit keine Lösung geben könne. Im Jahr 2019 litten fast 690 Millionen Menschen an Hunger, ein Anstieg um 10 Millionen gegenüber 2018 und um 60 Millionen innerhalb von fünf Jahren. Diese Zahlen nennt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in einem Dokument mit dem Titel „State of Food Security and Nutrition in the World“, das am Montag veröffentlicht wurde. Der Bericht sei eine maßgebliche globale Überwachung von Studien über die Fortschritte auf dem Weg zu dem erklärten Ziel, Hunger und Unterernährung in der Welt zu beenden, erläutert uns Chica Arellano. Der Bericht werde nämlich durch die gemeinsame Arbeit der FAO, des Internationalen Fonds für Landwirtschaft (Ifad), des UN-Kinderhilfswerks (Unicef), des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (Pam) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt. Im Vorwort warnen die Leiter der fünf internationalen Agenturen, dass wir auch heute - fünf Jahre nachdem sich die Staats- und Regierungschefs der Welt verpflichtet hätten, bis 2030 Hunger und alle Formen der Unterernährung zu beenden -, „noch weit vom Ziel entfernt sind“.

Zum Nachhören

„Der Bericht macht deutlich, wie weit wir tatsächlich noch davon entfernt sind, den Hunger in der Welt zu besiegen. Er zeigt, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind. Die Auswertung der Daten zeigt, dass die 2015 eingegangene Verpflichtung, bis 2030 konkrete Ergebnisse vorzuweisen, keine wirklichen Fortschritte gebracht hat.“

Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls betont, dass die Notlage an zwei Fronten bestehe: für diejenigen, die an Unterernährung litten, und für diejenigen, die an Krankheiten litten, die durch Unterernährung hervorgerufen würden, also z.B. durch den übermäßigen Verzehr ungesunder fetthaltiger Substanzen, ungesunder Nahrungsmittel.

„Da geht es vor allem um Kinder und da ist eine korrekte Ernährungserziehung wichtig. Auch Papst Franziskus spricht in Laudato Sì darüber, wenn er verschiedene Fragen im Zusammenhang mit der Umwelt anspricht. Der Weg in die Zukunft könnte so aussehen, dass zuallererst die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden muss, um die Solidarität in der Welt zu gewährleisten und Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu besiegen. Wir brauchen eine gerechte Politik. Dazu bedarf es der Unterstützung kleiner Produzenten und der Senkung der Kosten für nährstoffreiche Grundnahrungsmittel. Es ist klar, dass das Problem der Unterernährung eng mit dem der Armut verbunden ist.“

Am stärksten betroffene Gebiete der Welt

Asien sei gemäß dem UN-Bericht die am stärksten betroffene Weltregion mit unterernährten Menschen (381 Millionen). An zweiter Stelle stehe Afrika (250 Millionen), gefolgt von Lateinamerika und der Karibik (48 Millionen). Der Gesamtprozentsatz der hungernden Menschen habe sich kaum verändert, aber die absoluten Zahlen stiegen stark an, und dies erkläre sich aus der Tatsache, dass der Hunger in den letzten fünf Jahren im Gleichschritt mit der Weltbevölkerung zugenommen habe, heißt es in dem Bericht.

Der Preis der Pandemie

Der Bericht warnt, dass die Covid-19-Pandemie bis Ende des Jahres mehr als 130 Millionen Menschen in den chronischen Hunger treiben könnte. Die größte Zahl von Menschen, die mit dramatischer Nahrungsmittelknappheit konfrontiert seien, lebten in Asien, aber das Phänomen breite sich auch in Afrika rasch aus. Die Covid-19-Pandemie könne die im Kampf gegen den Hunger erzielten Erfolge schnell wieder zunichtemachen. Es sei aber noch zu früh, „um die volle Wirkung der verschiedenen Maßnahmen“ wie Lockdowns in den verschiedenen Kontexten der Welt zu beurteilen, so der Bericht weiter. Wegen der Folgen der Corona-bedingten wirtschaftlichen Rezession im Jahr 2020 könnte sich die Zahl der Hungernden auf der Welt rasch ändern.

(vatican news)

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14. Juli 2020, 11:01