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Kardinal Turkson, der Mann des Papstes für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung Kardinal Turkson, der Mann des Papstes für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung 

Vatikan intensiviert Kampf gegen Corona-Folgen

Der Heilige Stuhl will seinen Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie und zugunsten einer gerechten Form des Wirtschaftens ausbauen. Die Krise sei umfassend in jeder Hinsicht, sie biete aber auch die Chance, bestimmte Zusammenhänge erstmals besser zu verstehen und neue Modelle geschwisterlichen Handelns umzusetzen, hieß es bei einer Web-Pressekonferenz an diesem Samstag im Vatikan.

Vor genau fünf Jahren veröffentlichte Papst Franziskus seine Sozialenzyklika Laudato Si, die Zusammenhänge zwischen der ökologischen und der sozialen Frage klar wie noch nie in der kirchlichen Soziallehre aufzeigte. Im Angesicht der Corona-Pandemie rief Franziskus kurz vor Ostern eine Sonderkommission ins Leben, die die Zukunft nach der Pandemie vorbereiten soll, und richtete darüber hinaus einen speziellen Hilfsfonds bei Caritas Internationalis ein.

„Die Mittel aus diesem COVID-19-Fonds haben es uns ermöglicht, mehr als 7,8 Millionen Menschen in 14 Ländern zu helfen, darunter Ecuador, Indien, Palästina, Libanon und Burkina Faso”, sagte Aloysius John, der seit einem Jahr Generalsekretär von Caritas Internationalis ist. Bisher seien 32 Projekte eingereicht worden, 14 davon habe die Caritas-Dachorganisation bereits gebilligt und mit Mitteln ausgestattet. Außerdem rief John zur Aufhebung von Wirtschaftssanktionen gegen Iran, Libanon, Syrien, Libyen und Venezuela auf und plädierte für einen Schuldenschnitt für die ärmsten Länder der Welt.  

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Die vatikanische Kommission zur Zukunft nach der Corona-Pandemie ist am Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen eingerichtet, dessen Verantwortliche bei der Pressekonferenz eine erste Zwischenbilanz ihrer Arbeit zogen und zugleich den Horizont der Arbeitsgruppe absteckten, die auf vorerst ein Jahr angelegt ist, wie der Präsident des Dikasteriums, Kardinal Peter A. Turkson erläuterte.

Wirtschaftliche Verletzlichkeit

Bruno Marie Duffé, der Sekretär der Behörde, gehört selbst der vom Papst eingesetzten Kommission an. Er sagte, die Corona-Krise zeige die Verletzlichkeit der Menschheit auf allen Ebenen: die körperliche, soziale, politische, ideologische, vor allem aber auch die wirtschaftliche Verletzlichkeit.

„Bis jetzt haben wir die Gesundheit als ein bloßes Instrument betrachtet, um immer mehr zu produzieren, in der Logik von Eigeninteressen und kurzsichtigen Interessen. Heute entdecken wir Gesundheit und Solidarität als Bedingungen und Pfeiler unserer Wirtschaft neu.” Genau das sei „die wirkliche Umkehr”, fuhr Duffé fort: „die Talente eines jeden zu entdecken und die Komplementarität unserer Talente und Kompetenzen”.

Um an der Corona-Krise zu genesen und zu wachsen, braucht es nun Vorschläge „mit einer prophetischen Vision für Wirtschaftsakteure und politische Führer”, erklärte Duffé, der selbst ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler ist. Es gehe darum herauszufinden, „welche Art von Wirtschaftsmodellen und -prozessen wir in diesem Kontext von Angst und Interessenkonflikten umsetzen wollen. Wir müssen überlegen, welche Art von Investitionen wir für morgen unterstützen wollen.” Die Kirche müsse aber mit dem Rückenwind der Enzyklika „Laudato Si” auch „neue Optionen der Sorge für die Natur, die Biodiversität und das menschliche Leben” unterstützen.

Was die Politik und was jeder Einzelne tun kann

Was die Politik und was jeder Einzelne tun soll, um die Zukunft nach der Corona-Pandemie zu gestalten, erläuterte Augusto Zampini, der Koordinator der vatikanischen COVID-19-Kommission. Eines der schlimmsten und zugleich am wenigsten wahrgenommenen Probleme im Zusammenhang mit der Krise sei Hunger. 370 Millionen Kinder drohten nach UN-Angaben aufgrund der Schulschließungen ihre einzigen Mahlzeiten in den Mensen zu verlieren. Heute hungerten 800 Millionen Menschen auf der Welt. Corona verschärfe dieses Problem eindeutig - mit unabsehbaren Folgen. „Hunger betrifft die ärmsten Menschen und vergrößert die Unsicherheit. Unsicherheit wird zu Gewalt und immer mehr Konflikten führen, die wiederum die Armut vergrößern werden. Das ist ein Teufelskreis – und der wurde herausgestellt von COVID-19”, erklärte Zampini.

Die Politik müsse daher die Bedingungen schaffen, um landwirtschaftliche Produktivität zu steigern, dies aber gleichzeitig mit Umweltschutz verknüpfen. „Wir brauchen eine wirksamere Art und Weise, Gottes Gabe der Natur zu nutzen, um Ernährungs- und Umweltziele zu erreichen”, so Zampini. Geld, das in Waffenkäufe fließe, müsse in Nahrungsmittelsicherheit umgeleitet werden. Aber auch jeder einzelne Mensch könne zu Gerechtigkeit im globalen Maßstab beitragen, so Zampini unter Verweis auf Laudato Si. „Wir können Lebensmittelverschwendung reduzieren, unsere Ernährung umstellen, saisonale Lebensmittel essen und Produkte mit hohem Schadstoffausstoß vermeiden.” Die Pandemie habe auch gezeigt, „dass wir nicht so viele Dinge brauchen, wie wir denken. Wir können mit weniger mehr sein. Das ist die Umkehr.”

(vatican news - gs)

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16. Mai 2020, 13:41