Vatikan: Raffael-Malereien entdeckt

Sie sind womöglich die letzten Werke Raffaels vor seinem Tod im Jahr 1520: eine Allegorie der Gerechtigkeit und eine Allegorie der Freundschaft. Die beiden in Öl gemalten Figuren wurden jetzt in den sogenannten Stanzen des Raffael im Apostolischen Palast des Vatikans wiederentdeckt.

Im Saal des Konstantin, der ansonsten keine Öl-Malereien, sondern nur Fresken aufweist, tauchten die beiden Figuren jetzt bei der Restaurierung der Wände auf. Der 18 mal 12 Meter große Raum diente einst dem Medici-Papst Leo X. zu Repräsentationszwecken; hier empfing er auch Abgesandte anderer Höfe. In den letzten fünf Jahren sind drei Wände des Saales restauriert worden.

Eigentlich sollte die Entdeckung von „Iustitia“ und „Comitas“ am 20. April auf einem internationalen Raffael-Symposium im Vatikan bekanntgegeben werden. Doch dem machte die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Am 13. Mai nun wurden die Tücher, die die Malereien bisher verdeckten, endgültig entfernt – für die Direktorin der Museen, Barbara Jatta, und etwa zwanzig weitere Anwesende ein emotionaler Moment.

Bald können Besucher die Malereien in Augenschein nehmen

Nach Angaben des Vatikans steht die Wiederöffnung der Museen „unmittelbar bevor“, auch wenn es noch kein festes Datum dafür gibt. Dann werden auch Besucher von draußen die restaurierte „Sala di Costantino“ mit den beiden wiederentdeckten Malereien bewundern können.

Raffael arbeitete an dem ikonografischen Zyklus, der dem Leben von Kaiser Konstantin gewidmet ist, bis unmittelbar vor seinem Tod; er starb vor ziemlich genau 500 Jahren im Alter von nur 37 Jahren. Schüler, darunter Giulio Romano, brachten die angefangenen Arbeiten zu Ende.

Eigentümliche Maltechnik

„Die Eigentümlichkeit der beiden Raffael-Figuren liegt an der eingesetzten Technik“, heißt es in einem Statement des Vatikans von diesem Sonntag. Raffael habe eine dünne weiße Gipsschicht auf die Wand aufgetragen und darauf dann in Öl gemalt.

In diesem Sommer soll die Restaurierung des Konstantin-Saals weitergehen: Dann sind die vierte Wand und die Decke dran.

(vatican news – sk)

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17. Mai 2020, 15:00