Hans-Peter Fischer, Rektor des Camposanto Teutonico im Vatikan Hans-Peter Fischer, Rektor des Camposanto Teutonico im Vatikan 

Vatikan: Deutscher Friedhof stellt sich auf das Virus ein

Es ist eine noch nie dagewesene Situation: In allen Kirchen und Kapellen Italiens entfallen ab sofort bis auf weiteres alle öffentlichen Gottesdienste. Die Maßnahme soll der Verbreitung des Coronavirus entgegenwirken – und gilt auch für den Vatikan. Dort, unmittelbar neben der Kuppel des Petersdoms, liegt der Camposanto Teutonico mit angeschlossener deutscher Pilgerkirche. Wir sprachen mit dem Rektor.

Radio Vatikan: Wie gehen Sie am Camposanto mit dem Coronavirus um?

Hans-Peter Fischer (Rektor des Camposanto Teutonico): Nachdem die italienische Regierung am Sonntag Maßnahmen beschlossen hat, nicht nur zivile, sondern auch religiöse Feiern einzuschränken, sind wir am Camposanto Teutonico auch betroffen. Konkret heißt das: Ab Dienstag, 10. März, werden wir alle Gottesdienste nur noch in der Hausgemeinschaft feiern. Außerdem müssen wir die Termine der vielen Pilgergruppen stornieren, die sich bei uns in dieser und der kommenden Woche angemeldet hatten. Die Maßnahmen gelten zunächst bis zum Freitag, 3. April.

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Radio Vatikan: Wie viele Pilgergruppen betrifft das?

Hans-Peter Fischer: Gott sei Dank ist noch keine Pilger-Hochsaison. Bisher sind also nur circa zehn bis fünfzehn Pilgergruppen betroffen. Darüber hinaus müssen aber auch eine Tagung, weitere Pilgertreffen und wissenschaftliche Konferenzen in unserer Aula abgesagt werden. Betroffen sind außerdem Gäste unseres Priesterkollegs – wir haben zehn Zimmer zu vergeben. All diesen Gästen mussten wir für diese Periode absagen.

„Auch der Camposanto will seinen Beitrag leisten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit“

Radio Vatikan: Also die Gäste, die schon da waren, können bleiben, aber den Neuhinzukommenden mussten Sie absagen?

Hans-Peter Fischer: Gott sei Dank sind die letzten Gäste vorgestern abgereist, so dass es hier keine Stornierungen gab. Es ist natürlich traurig. Aber: Auch der Camposanto will seinen Beitrag leisten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. So einschneidend die Maßnahmen auch sind, aber wir wollen da nicht in eine andere Richtung gehen. Im Gegenteil, wir wollen auch ganz bewusst unseren Beitrag leisten. Der Papst tat das, indem er am Sonntag das Angelusgebet mehr oder weniger nicht in der Öffentlichkeit zelebriert hat.

Radio Vatikan: Sie haben gesagt, die Messen werden ab Dienstag in der Hausgemeinschaft selbst stattfinden. Wie muss man sich das vorstellen? Wie viele Priester und andere Personen nehmen daran teil, und gibt es einen Sicherheitsabstand zwischen den Leuten?

Hans-Peter Fischer: Unsere Gemeinschaft hat 25 Mitglieder. Unter denen sind aber nicht nur Priester, sondern auch drei Ordensschwestern, Laientheologen und Seminaristen. Die Liturgie werden wir mit etwas Abstand feiern. Was vielleicht noch dazu gehört: Wir haben am Campo Santo ja auch einen Friedhof – sollte ein Trauerfall eintreten, sind wir aufgrund der Maßnahmen, die von der italienischen Regierung beschlossen wurden, verpflichtet, auch Trauergottesdienste zu stornieren. Nur Begräbnisfeiern können stattfinden, weil sie im Freien abgehalten werden. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Absage ist aber sehr gering, schließlich haben wir am Campo Santo Teutonico nur fünf bis sechs Beerdigungen pro Jahr, aber wer weiß...

Radio Vatikan: Fühlt man sich ein bisschen wie in der Katakombenzeit, wenn man Gottesdienste in einer nach außen abgeschotteten Form zu feiern gezwungen ist?

Hans-Peter Fischer: Ich habe heute einen Brief geschrieben an alle Mitglieder – Frauen und Männer unserer Erzbruderschaft – und kundgetan, dass wir nach wie vor in der Communio eng verbunden sind. Katakombe hieße ja in der Verfolgung - dem ist nicht so. Im Gegenteil, wir haben den Glockenturm letztes Jahr restauriert, und so werden zu unseren Liturgien auch in den nächsten Wochen die Glocken erklingen, um nach außen kundzutun: Liebe Schwester, lieber Bruder, lieber Freund vom Campo Santo, lieber Pilger, wir beten auch für Dich. Du bist bei uns im Gebet in unseren Herzen verankert. Und wir beten natürlich vor allem für die Kranken, für die Betroffenen und deren Angehörige, die in diesen Zeiten der Unsicherheit sich nicht allein wissen sollen.

(vatican news)

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09. März 2020, 15:34