Suche

pope-francis-visits-the-world-council-of-chur-1529595288177.jpg

„Chefökumeniker des Papstes“: Kardinal Koch ist 70

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat am Sonntag sein 70. Lebensjahr vollendet. Als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ist er seit fast zehn Jahren „Chefökumeniker des Papstes“ - unter Franziskus ebenso wie zuvor unter Benedikt XVI.

Ein Bericht der Katholischen Nachrichtenagentur KNA

Im Dialog mit den anderen Kirchen steht Koch für Verlässlichkeit und Kontinuität sowie diplomatisches Gespür. 60 Prozent seiner Arbeit sei Diplomatie, erläuterte er einmal in einem Interview. Was der vatikanische Ökumene-Minister damit gemeint hat, zeigt ein Blick in die Termine, die er in den ersten Wochen des Jahres bereits absolviert hat: Treffen mit dem Lutherischen Weltbund in Genf, Teilnahme am Welt-Holocaust-Forum in Jerusalem, theologischer Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen im Libanon, dazwischen viele Termine in Rom etwa zur Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Außerdem fand er noch Zeit zu Besuchen in Augsburg beim Glaubenskongress „Mehr“ und in Aachen als Laudator bei einer Preisverleihung für das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Albanien, Erzbischof Anastasios Yannoulatos. Auch für einen Jüngeren wäre das ein forderndes Programm.

Früherer Bischof von Basel

Dabei hatte der vormalige Bischof von Basel gehofft, wieder mehr Zeit für die Theologie zu haben, als ihn Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Sommer 2010 zum Nachfolger von Kardinal Walter Kasper nach Rom berief. Natürlich geht es in den offiziellen „Dialogen“, die der Einheitsrat mit den verschiedenen Kirchen und Denominationen der östlichen und der westlichen Tradition führt, inhaltlich vor allem um Theologie. Doch der Faktor der persönlichen Begegnung und Vertrauensbildung ist für das Gelingen von wesentlicher Bedeutung. Für beides brachte Koch aus der Schweiz seine Erfahrungen in den Vatikan mit.

Vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt

Der aus Emmenbrücke bei Luzern stammende Sohn eines Fabrikarbeiters wurde in seiner Jugend vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) geprägt. Im Theologiestudium in München und Luzern beschäftigte er sich besonders mit ökumenischen Themen. Seine theologische Promotion 1987 setzte sich mit dem Ansatz des evangelischen Theologen Wolfhart Pannenberg auseinander.

Nach dem Diplom 1975 ging er zunächst als Laientheologe in die praktische Seelsorge und arbeitete bei einem Projekt der Bischöflichen Kommission Justitia et Pax unter dem Sozialethiker Franz Furger mit. Zum Priester geweiht wurde er erst 1982 mit 32 Jahren. Nach Promotion und Habilitation erhielt Koch eine Professur für Dogmatik und Liturgie sowie ökumenische Theologie in Luzern, er galt bald als „Reformer“.

Doch blieb er nicht lange in der Wissenschaft. Bereits 1995 wurde Koch zum Bischof von Basel, der größten Diözese der Schweiz, gewählt. Sein bischöflicher Wahlspruch „Christus hat in allem den Vorrang“ aus dem Kolosserbrief beschreibt auch seinen Ansatz der Ökumene. In seiner Diözese erwarteten Koch manche Konflikte, die er schließlich befrieden konnte. Von 2007 bis 2009 war er auch Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.

Aus heimischem Klein-Klein nach Rom

Die Berufung nach Rom war auch eine Befreiung aus dem heimischen Klein-Klein. Mit seiner guten Kenntnis des Protestantismus konnte Koch wesentlich dazu beitragen, dass Katholiken und Lutheraner im Vorlauf des Reformationsgedenkjahrs 2017 einen Weg „vom Konflikt zur Gemeinschaft“ fanden. Da eine solche Gemeinschaft nicht auf getrennten Wegen mit Lutheranern und Reformierten zu finden ist, startete er auch das Experiment eines Dialogs mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, der inzwischen einen offiziellen Status erhalten hat.

Eng sind mittlerweile auch die Beziehungen zu den verschiedenen orthodoxen Kirchen - auch wenn der offizielle Dialog durch die aktuellen innerorthodoxen Konflikte beeinträchtigt wird. Ebenfalls in Kochs Ressort gehören die religiösen Gespräche mit Vertretern des Judentums - ein mitunter schwieriges Feld, wie die von Koch unterstützte Veröffentlichung eines Aufsatzes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zeigte. Mittlerweile sind die Wogen hier wieder geglättet.

Koch hofft auf gemeinsame Erklärung mit Lutheranern zu Amt und Eucharistie

Für die nächsten Jahre wünscht Koch sich eine gemeinsame Erklärung mit den Lutheranern zu den zentralen Themen Kirche, Eucharistie und Amt als Voraussetzung für eine engere Kirchengemeinschaft - am liebsten bis 2030, dem 500. Jahrestag der Veröffentlichung des Augsburger Bekenntnisses. Wenn sie zustande käme, dürfte wohl sein Nachfolger die Ernte einfahren - denn er selbst wäre dann 80 und hätte die auch für Kurienkardinäle bestehende Altersgrenze überschritten.

(sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. März 2020, 13:43