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Wurde aus dem Vatikan zugeschaltet: Kardinal João Braz de Aviz Wurde aus dem Vatikan zugeschaltet: Kardinal João Braz de Aviz 

Europäisches Ordenstreffen: Konstruktiv trotz Corona

Zunehmend beeinträchtigt durch die Coronakrise hat in der vergangenen Woche im Kloster Roggenburg bei Ulm die 19. Generalversammlung der Union der Europäischen Konferenzen der Höheren Ordensoberen/innen (UCESM) stattgefunden.

Rund 50 Ordensfrauen und -männer – anstatt der angemeldeten 70 – nahmen daran teil, darunter die Präsidenten und Vizepräsidenten nationaler Konferenzen, Generalsekretäre und Delegierte aus 20 Ländern Europas. Das europäische Ordenstreffen wurde am Freitagmittag, 13. März, etwas früher als geplant beendet.

Die Tagung stand unter dem Motto „Gemeinsam unterwegs, um uns den Herausforderungen des Ordenslebens in Europa zu stellen“. Via Internetstream wurde der Präfekt der vatikanischen Religiosenkongregation, Kardinal João Braz de Aviz, live aus dem Vatikan zugeschaltet. Mit Bezug auf ein Wort von Papst Franziskus mahnte er die versammelten Ordensfrauen und Ordensmänner, sich vor einer „geistlichen Weltlichkeit“ zu hüten. Er rief dazu auf, eingefahrene Wege zu verlassen und neue Formen der Verwirklichung des Ordenscharismas zu riskieren.

Autorität nicht als Form der Macht ausüben

Es gehe darum, auf das zu hören, was der Geist Gottes heute von den Ordensgemeinschaften verlange – auch durch die Stimme der jungen Menschen, die in Ordensgemeinschaften einträten. Autorität gelte es nicht als Form der Macht und Kontrolle über die Brüder und Schwestern auszuüben, sondern im Sinne des Evangeliums, das zu demütigem und selbstlosem Dienst aufrufe.

Der Kardinal rief die Leiterinnen und Leiter der Ordensobernkonferenzen dazu auf, auf eine verstärkte Zusammenarbeit der Ordensgemeinschaften untereinander hinzuwirken. Dabei gehe es nicht zuerst darum, die Kräfte zu bündeln und in gemeinsamen Initiativen zusammenzuarbeiten. Vielmehr gelte es vor allem, „ein besseres Zeugnis für das Evangelium und das Gebot der gegenseitigen Liebe zu geben“. Gerade das Zusammenwirken von Frauen- und Männergemeinschaften könne eine Bereicherung darstellen.

Einem Versprechen glauben

Auch in der Ökumene gelte es jenseits historischer Trennungen gemeinsame Wege anzustreben. Die Synodalität der Ordensgemeinschaften sei zudem ein Wert, von dem die Gesamtkirche lernen könne.

Die Ordensfrau und Historikerin Schwester Nicole Grochowina aus der evangelischen Communität Christusbruderschaft Selbitz stellte fest, dass die derzeitige „ent-grenzte Welt“ Situationen fördere, in denen es für den Einzelnen als „schier unmöglich“ erscheine, in all diesen Herausforderungen bestehen zu können. Die Welt sei angesichts dessen von einer Vielzahl von Ängsten geprägt.

Die Religionen, so Schwester Nicole, hätten dem etwas entgegenzusetzen: Glaubende Menschen verließen sich auf das Versprechen Gottes, dass er mit den Menschen sei, auch wenn sie ihn nicht wahrnehmen, hören oder spüren könnten. Diesem Versprechen zu glauben, sei „die erste, wichtigste und größte Aufgabe für Ordensmenschen heute“. Es gelte sicherzustellen, dass dieses Versprechen nicht vergessen, sondern zu einer Lebenszusage auch für andere Menschen werde.

Unterschiedliche Herausforderungen

Im Rahmen des gesamteuropäischen Ordenstreffens wurde deutlich, dass die Ordensgemeinschaften in den jeweiligen Ländern vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen. So verdeutlichten etwa zum Thema sterbender Gemeinschaften besonders Westeuropäer, wie man den Betroffenen spirituell, menschlich, finanziell und organisatorisch beistehen könne.

„Ordensleben geht gar nicht überall zurück“

Osteuropäer machten zur Frage der Berufungspastoral deutlich, dass es keineswegs überall einen Rückgang des Ordenslebens gibt. Wo dies der Fall sei, so der Vorsitzende der UCESM, der ungarische Piaristenpater Zsolt Labancz, gelte es dem eine Haltung der Hoffnung entgegenzusetzen, die dem Evangelium entspreche. Die UCESM möchte diese Thematik vertiefen und binnen zwei Jahren ein europaweites Treffen für jene Ordensleute organisieren, die in der Berufungspastoral arbeiten. Es soll erörtert werden, was es im Osten vielleicht an besserer „Werbung“ um Ordensberufungen oder besseren Strukturen gibt.

Die Hoffnung offenhalten

Die Vorsitzende der gastgebenden Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Dr. Katharina Kluitmann OSF, stellte dazu fest: „Wir Ordensleute sollten selbstbewusst unser Lebensmodell ausstrahlen: Dass wir tagtäglich auf Gott verweisen und so die Hoffnung auf das ewige Leben offenhalten.“

Die UCESM vertritt 38 nationale Konferenzen der Höheren Oberinnen und Oberen von Ordensgemeinschaften aus 28 europäischen Ländern und damit ca. 195.000 Ordensmänner und Ordensfrauen in ganz Europa. Das Kloster Roggenburg – Tagungsort der 19. UCESM-Generalversammlung – wurde im Jahre 1126 als Prämonstratenser-Kloster gegründet.

(pm – sk)

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16. März 2020, 13:51