Kardinal Kurt Koch Kardinal Kurt Koch 

Kardinal Koch: Nachdenken über Heilige hilft der Ökumene

An diesem Mittwoch wird in Rom mit einer Konferenz an der Päpstlichen Universität Angelicum des vierten Jahrestages des Treffens von Papst Franziskus mit dem russischen Patriarchen Kyrill gedacht. Im Interview mit Radio Vatikan erläutert der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Kurt Koch, weshalb bei dem Treffen gemeinsam über das Thema „Heilige“ gesprochen wird.

Mario Galgano – Vatikanstadt

„Wir hatten nach dem Treffen auf Kuba sehr bald entschieden, dass jenes Ereignis nicht einfach als ein geschichtliches Ereignis betrachten wollen, sondern dass wir das jedes Jahr wieder daran erinnern wollen", sagte Kardinal Koch im Gespräch mit Radio Vatikan. „Deshalb hatten wir das im ersten Jahr im Schweizerischen Fribourg durchgeführt, wo vor allem die Bedeutung der gemeinsamen Erklärung das Hauptthema war. Der zweite Jahrestag war in Wien, dort ging es um die Situation der Christen im Nahen Osten, und dann im vergangenen Jahr waren wir in Moskau. Da ging es um Euthanasie als ganz große Herausforderung. Und jetzt kommen wir nach Rom.“

Zum Nachhören

Kulturelle und soziale Projekte

Für die jährlichen Ökumenetreffen im Nachgang zum Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill sei ein eigenes Komitee verantwortlich, erklärte Koch. Dieses Komitee beschäftige sich auch mit kulturellen und sozialen Projekten, die die russisch-orthodoxe Kirche gemeinsam mit der katholische Kirche durchführen. So habe dieser Ausschuss vor wenigen Jahren die zeitweise Überführung der Reliquien des heiligen Nikolaus von Bari, wo demnächst ein Friedenstreffen mit Patriarchen stattfinden wird,  nach Moskau und St. Petersburg veranlasst. Orthodoxe und Katholiken in Russland strömten in großer Zahl zur Verehrung der Reliquien. Überhaupt zählten die Heiligen zu den starken verbindenden Elementen zwischen der russisch-orthodoxen und der katholischen Kirche, betont Koch.

„Als wir entschieden haben, dass wir das diesjährige Treffen in Rom durchführen, habe ich gesagt, dass wir es dem Thema der Heiligen widmen sollten. Das liegt nicht daran, dass Rom eine besonders heilige Stadt wäre, aber hier haben viele Heilige gelebt, die der ungeteilten Kirche, die Ost und West verbinden. Und im Übrigen ist die Heiligkeit ein Thema, das in der Ökumene weiter hilft.“

Es gehe bei der Konferenz an diesem Mittwoch nicht um eine Veranstaltung für „wenige“, sondern alle seien eingeladen, über die Bedeutung von Heiligkeit nachzudenken.

„Es ist sehr schön, wenn Häupter von Kirchen einander begegnen. Es ist auch absolut notwendig, dass die Theologen die theologisch kontroversen Fragen besprechen, aber die Verehrung der Heiligen ist eine besondere Möglichkeit, die Gläubigen miteinzubeziehen. Dies soll gerade im ökumenischen Dialog geschehen, was mir sehr wichtig erscheint.“

Schwieriger Dialog

Zu den theologischen und kirchlichen Gesprächen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche – es hatte ja lange Zeit gebraucht, bis es zu dem Treffen zwischen Papst und Patriarch kommen konnte – sagt Kardinal Koch:

„Die orthodoxen Kirchen als Ganze haben entschieden, dass der theologische Dialog nicht bilateral, sondern multilateral geführt werden soll. Deshalb haben wir eine gemischte internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche. Dieser Dialog ist derzeit überschattet durch die Entscheidung des russisch-orthodoxen Patriarchats, an ökumenischen Kommissionen nicht mehr teilzunehmen, wenn sie von einem Vertreter von Konstantinopel co-präsidiert wird. Das ist in unserer Kommission der Fall und es ist natürlich für die ganze Kommission eine schwierige Angelegenheit, aber wir müssen die Arbeit weiterführen. Auch das ist eine Entscheidung der orthodoxen Kirchen, den Dialog weiterführen, auch wenn eine ihrer Kirchen nicht mitmacht.“

Hintergrund des Streites zwischen Moskau und Konstantinopel ist die von Bartholomaios anerkannte Autokephalie, also Selbstständigkeit, der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die nicht dem Patriarchat von Moskau unterstellt ist.

(vatican news)

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11. Februar 2020, 11:39