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Heilige Frauen - aus Stein - auf dem Petersplatz Heilige Frauen - aus Stein - auf dem Petersplatz 

Frauen im Vatikan: Eine zeichenhafte Ernennung

Papst Franziskus hat erstmals eine – neu geschaffene – Führungsposition im Staatssekretariat mit einer Frau besetzt. Was das bedeutet, wollten wir von unserer Kollegin Gudrun Sailer wissen, die sich mit der Frage der Frauen im Vatikan schon lange beschäftigt.

Gudrun Sailer: Das bedeutet vor allem, dass Papst Franziskus entschlossen ist, seinen Ankündigungen tatsächlich Ernennungen folgen zu lassen. Schon seit Jahren hat er davon gesprochen, dass Frauen in kirchliche Führungspositionen, einschließlich Kurie, gelangen könnten und sollten. Einige wenige Frauen hat er da auch schon ernannt, aber eben noch nie im Staatssekretariat. Und das ist die wichtigste aller Kurienbehörden.

Radio Vatikan: Wie ist überhaupt das Mehrheitsverhältnis zwischen Männern und Frauen, die im Vatikan arbeiten?

Gudrun Sailer: Grob gerechnet, machen Frauen im Vatikan heute gut ein Fünftel aller Angestellten aus. Aber in den Positionen mit hoher Verantwortung sind sie eine kleine Minderheit von bisher fünf Prozent. Da macht eine weitere Ernennung das Kraut auch nicht direkt fett, aber es ist schon richtig: Die Ernennung von Francesca Di Giovanni am Staatssekretariat hat Signalwirkung nach innen und nach außen.

Radio Vatikan: Kann man die Ernennung letztlich auch als Öffnung für die verschiedentlich geforderte Zulassung von Frauen in Weiheämtern interpretieren?

Gudrun Sailer: Sicher nicht. Franziskus ist im Punkt Frauenweihe so klar wie alle seine Vorgänger, seit die Frage überhaupt aufkam: Diese Tür ist geschlossen. Er würde auch zum heutigen Zeitpunkt die Diakoninnenweihe nicht befürworten, meiner Einschätzung nach. Aber es gibt viele Tätigkeiten in der katholischen Kirche, die, weil sie keine Weihe erfordern, Laien - und damit Frauen - übernehmen könnten, die aber trotzdem von Priestern wahrgenommen werden. Und da hat der Papst jetzt in seinem unmittelbaren Zuständigkeitsbereich ein sichtbares Zeichen gesetzt, dass das nicht so bleiben muss.

Radio Vatikan: Frauen statt Priester: Kritische Stimmen in der Kirche bezeichnen solche Ideen ja als reinen weiblichen Karrierismus.

Gudrun Sailer: Dem würde Papst Franziskus zustimmen. Er sagt auch jedes Mal: Frauen in Führungspositionen – sicher. Aber eine rein funktionale Sicht greift zu kurz. Dabei übersieht man nämlich, dass Frauen weit mehr sind als Tätigkeiten. Es ist dieses „mehr“, das es so segensreich macht, wenn Männer und Frauen zusammenarbeiten. Da ist dann mehr Drive drin. Der Papst erzählt dann gerne, er habe aus diesem Grund „im anderen Bistum“, also in Buenos Aires, immer auch den Rat von Frauen in wichtigen Entscheidungen eingeholt, weil ihre Sicht auf die Dinge umfassender ist. 

(vatican news)

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15. Januar 2020, 16:34