Stefan von Kempis im Gespräch mit Kardinal Müller Stefan von Kempis im Gespräch mit Kardinal Müller 

Radio-Akademie mit Kardinal Müller: Ein Ausschnitt aus der letzten Folge

Wer mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dem früheren Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, das Gespräch über das Thema Glauben sucht, der stößt auf eine denkerische Goldmine.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der aus dem Bistum Mainz stammende Fundamentaltheologe empfing uns in diesem Sommer zu einem langen Diskurs über Glauben, Zweifeln, Hoffen in seiner Privatwohnung in der Nähe des vatikanischen Sankt-Anna-Tors. Daraus entstand unsere „Radio-Akademie“ für den Monat November, deren letzte Folge an diesem Sonntag von Radio Vatikan ausgestrahlt wird.

Diesmal antwortet Kardinal Müller auf Glaubenszweifel, etwa an der Jungfrauengeburt Jesu. Glaubende müssten es nun mal Gott selbst überlassen, „die Ursachen und Mittel festzulegen, durch die die Menschwerdung sich realisiert“, so der emeritierte Kurienkardinal.

„Auch die Evangelisten haben schon gewußt, wie Kinder entstehen“

„Wenn man naturalistisch denkt und nicht von der Allmacht, der Güte und dem Heilsplan Gottes ausgeht, sondern einfach naturalistisch fragt, ob das möglich ist oder nicht, dann meint man, das sei irgendwie ein Zaubertrick oder etwas willkürlich Behauptetes, das sich aus dem mangelnden Wissen über Biologie bei den Evangelisten Lukas und Matthäus niederschlägt. Dabei haben die damals auch schon gewusst, wie Kinder entstehen“, so der Kardinal mit einem Lachen.

Dass die Berichte von der Jungfrauengeburt Jesu etwas mit antiken Mythen zu tun haben könnten, weist er in aller Deutlichkeit zurück. „Im Horizont des alttestamentlichen Denkens und dieses Gottesglaubens sind die ganzen heidnischen Mythen von besonderen Geburten von Göttersöhnen oder Legenden, die zur Geburt von Alexander d.Gr. bzw. Cäsar gestrickt werden, innerhalb des hebräischen Denkens absolut unmöglich, weil Gott allein der Urheber, der Schöpfer des Seins ist, der auch die Gesetze festgelegt hat, durch die Menschen in der Generationenfolge entstehen.“

Hier können Sie einen Ausschnitt aus dem Gespräch mit Kardinal Müller hören.

Im Nachhinein die göttliche Vernunft erkennen

Beim Thema Jungfrauengeburt, aber auch was die Auferstehung von den Toten betreffe, „kommen wir einfach mit einem innerweltlich-naturalistischen Denken nicht weiter“. Darum lädt Müller dazu ein, Vertrauen zu wagen und das Risiko des Glaubens auch an das schwer zu Verstehende einzugehen.

„Was den Menschen unmöglich ist, zu denken und zu realisieren, das ist Gott eben möglich! Und das ist nicht einfach eine Willkür, mit der er irgendwelche Schaustücke demonstriert, sondern liegt in der Natur der Sache. Wenn ich sage: Der Tod ist nicht das, was Gott gewollt hat; oder: Der Tod ist der Ausdruck der Sünde, der Gottferne; dann liegt es doch gerade an Gott, wenn er die Sünde überwindet, auch den Tod als Ausdruck der Sünde zu überwinden. Und wenn Gott Mensch wird, ist es nicht möglich, dass Jesus einfach seiner Menschheit nach Vater und Mutter hat – weil ja sonst Christus zwei Väter haben müsste! Das würde sozusagen die innere Person-Einheit Christi zersprengen; darum ist die Einmaligkeit der Inkarnation so, wie sie sich ereignet hat, nicht von uns vorwegnehmbar oder ausdenkbar. Aber wenn sie sich ereignet hat, erkenne ich im Nachhinein die göttliche Vernunft, die sich darin ausspricht.“

„Ich habe es nicht in der Hand. Ich kann nicht darüber verfügen“

Kardinal Müller rät Zweifelnden, auf Gott zu schauen und sich von Ihm belehren zu lassen. „Dann kann ich diese Glaubenszweifel überwinden.“ Glauben bedeute nämlich, „Gott zu vertrauen, dass er wahrmacht, was er uns verheißt“. Allerdings: „Ich habe es nicht in der Hand. Ich kann nicht darüber verfügen.“

Der Glaube werde ohnehin „nicht wahrscheinlicher oder sicherer, wenn ich ihn auf mein kleines, menschliches Maß zurückschraube“, sagt der Vertraute des emeritierten Papstes Benedikt XVI.‘. „Glaube ist doch gerade das, was mich über meine menschliche Enge und Kleinheit hinaushebt! Da kann ich nicht umgekehrt Sicherheit darin finden, dass ich die große Verheißung Gottes auf meinen kleinen Rechenschieber zurückführe…“

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(radio vatikan)
 

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17. November 2019, 08:44