Die Amazonien-Synode offenbart vielfältige Aspekte des kirchlichen Lebens und Wirkens am Amazonas Die Amazonien-Synode offenbart vielfältige Aspekte des kirchlichen Lebens und Wirkens am Amazonas  

Amazonien-Synode: Eine Innensicht auf die Abläufe

Um die Vielfalt der Themen zu bändigen, die auf der Amazonien-Synode im Vatikan derzeit besprochen werden, braucht es einen bestimmten Ablauf. Wie organisieren sich die 285 Bischöfe, Sachverständigen, Sondergesandten und Beobachter, Indigenen und Ordensschwestern, die in der Synodenaula zusammenkommen? Und wie ist der Papst konkret in die Beratungen involviert?

 

Eine Innensicht dazu gibt uns unsere Synoden-Beobachterin Gudrun Sailer. Die Sonder-Synode vom 6. bis 27. Oktober steht unter dem Motto ,Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie'.

Hier zum Nachhören

Wie läuft die Synode ab?

Es gibt drei verschiedene Gangarten bei dieser Sonderversammlung der Bischofssynode: Generalversammlung, Sprachzirkel und als dritte Gangart einzelne Tage, an denen die meisten Teilnehmenden frei haben und einige wenige andere das Schlussdokument vorbereiten. Bei den Generalversammlungen geht es ganz ums Hören. Das ist eine Abfolge von thematisch ganz verschiedenen Redebeiträgen, jeder spricht über das, was aus seiner oder ihrer Sicht wichtig ist, gleich ist nur die Länge: vier Minuten. Die Sprachzirkel haben den Sinn, in Kleingruppen von 15 bis 20 Personen das Gehörte zu reflektieren und im Austausch miteinander zu ordnen, neu und kreativ zu ordnen, mit Blick auf das Schlussdokument. Das Abfassen des Schlussdokuments aus dem angelieferten Material dauert viereinhalb Tage, verteilt auf die zweite und die dritte Synodenwoche.

In welcher Reihenfolge werden die Themen bearbeitet?

Eine Reihenfolge ist nicht vorgesehen. Warum? Weil die Synode den Bischöfen, Fachleuten und übrigen Teilnehmenden, die ja zumeist aus Amazonien stammen oder sonst in einer Nahebeziehung zu diesem Gebiet stehen, keine Themen vorgibt. Was immer als Thema aufkommt, hat seine Berechtigung. Ob es sich dann im Schlussdokument findet, hängt davon ab, ob auch andere das betreffende Thema wichtig finden. Ebenfalls nicht vorgesehen ist eine Ordnung nach dem Dreischritt sehen, urteilen, handeln, wie sie bei früheren Franziskus-Synoden galt. Diesmal bezieht sich jeder und jede auf einen bestimmten Punkt im Grundlagendokument, dem „Instrumentum Laboris“. Dieser – von einigen Akteuren ziemlich heftig kritisierte – Arbeitstext wird im synodalen Prozess sozusagen aufgesprengt, neu durchdrungen von den Beratungen der Synode. Am Ende steht ein neuer Text, das Schlossdokument.

Wer erstellt das Schlussdokument und was geschieht damit?

Das Schlussdokument ist eine sinnvolle Zusammenstellung der Arbeit aus den Sprachzirkeln. Gemacht wird das vom Generalrelator, dem Generalsekretär, den Sondersekretären und einer Kommission aus in diesem Fall sieben Mitgliedern, vier von den Synodenvätern gewählten und drei, die der Papst noch ernennen wird. Generalrelator ist der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes, Generalsekretär Lorenzo Baldisseri, und Sondersekretäre sind der kanadische Kurienkardinal Michael Czerny und der peruanische Bischof David Martínez de Aguirre Guinea von Puerto Maldonado. Die vier zu wählenden Angehörigen der Kommission für das Schlussdokument wurden gleich am ersten Tag gewählt. Diese Gruppe von Personen bereitet an viereinhalb Tagen in der zweiten und dritten Synodenwoche miteinander das Schlussdokument vor. Darüber werden dann am Ende die Synodenväter abstimmen, Absatz für Absatz. Dieses Dokument wird dem Papst überreicht, der es sich entweder zu eigen machen kann (was ihm die neue Synodenordnung seit 2018 ausdrücklich zubilligt) oder sich daran frei inspirieren kann für ein eigenes nachsynodales Schreiben.

Welche Rolle spielt der Papst bei der Synode?

Papst Franziskus hat die Synode einberufen, weil er das Thema Amazonien für zentral hält, und er sitzt der Synode vor. Das heißt, er sitzt tatsächlich fast immer dabei – bei den Generalversammlungen und oft auch bei den Sprachzirkeln, wo er von einer zum anderen Gruppe wechselt (diesmal sind es zwölf Sprachgruppen). Bei den Generalversammlungen in der Synodenaula, die ja wie gesagt dem Hören gelten, sagt er fast nichts. Er leitet das Gebet am Morgen, das die Arbeiten eröffnet, und das Gebet am Abend, das sie beschließt. Ansonsten hört er zu. Trotzdem ist klar, dass er die Versammlung leitet. Er ist zutiefst interessiert an diesem gemeinsamen Weg, der eine Synode ist.

(vatican news - gs/pr)

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11. Oktober 2019, 09:39