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Amazonien-Synode: Mehr Beteiligung von Laien und Indigenen

Mannigfaltig waren die Themen, die im Beisein von 174 Synodenvätern an diesem Mittwochmorgen bei der 5. Generalkongregation der Amazonien-Synode angesprochen wurden. Eines davon war erneut die stärkere Beteiligung von Laien im kirchlichen Dienst.

Auch die Gefahren für Mensch und Umwelt in der Amazonasregion wurden erneut in den Fokus gerückt, wie es in der vom vatikanischen Presseamt verbreiteten Zusammenfassung der Generalkongregation hieß: die zerstörerischen Waldbrände, der umweltfeindliche Kapitalismus, die Korruption, die Entwaldung und der illegale Anbau bedrohten die Gesundheit der Menschen, deren Lebensraum und den gesamten Planeten, wurde erneut betont.

Indigene in selbstgewählter Isolation schützen

Dabei ging es spezifisch auch um die indigenen Gemeinschaften in der Amazonasregion, die in selbstgewählter Abgeschiedenheit leben. Diese seien besonders verletzlich und der Gefahr des Genozids ausgesetzt. Um ihren Schutz zu gewährleisten sei eine internationale kirchliche Beobachtungsstelle einzurichten, lautete ein Vorschlag, der in der Synodenaula zu hören war.

Ökumenischer und interreligiöser Dialog

Die Seelsorge für die Lokalbevölkerung gest alte sich schwierig, aufgrund des Priestermangels und der weiten Entfernungen reagiere man sehr langsam auf deren Bedürfnisse. Diese Lücke werde oftmals durch Angebote von Pfingstkirchen gefüllt, die alternative Angebote machten. Der ökumenische und interreligiöse Dialog sei dringend und unverzichtbar, wurde weiter angemerkt. Dabei müsse man in der kulturell vielfältigen Panamazonasregion respektvoll und engagiert vorgehen.

Die kulturelle Vielfalt sei mehr als eine Herausforderung: erneut erklang hier die Absage an ein Aufzwingen der eigenen Kultur „von oben“ und an Indoktrinierung. Es müsse um ein Annehmen des Anderen und eine gesunde Dezentralisierung in einer synodalen Perspektive gehen, hieß es. Die Kirche solle missionarisch sein, möge ein indigenes Gesicht haben und solle eine Logik der gegenseitigen Bereicherung und des Austausches favorisieren, nach der Peripherien ins Zentrum gerückt würden und Zentren an die Ränder gingen.

Beteiligung der Indios und Waldvölker ernstnehmen

Mit Blick auf die Ämterfrage wurde der Ruf nach einer verstärkten Beteiligung der Laien laut. Hier könnten neue Ämter geschaffen werden, die auf die Bedürfnisse der Indigenen antworteten: Bei der Suche nach einer solchermaßen „mannigfaltigen Dienstbarkeit“ unter den Indios und Waldvölkern solle die Kirche „kreativ“ sein, so ein Vorschlag.
Mit Blick auf die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils wurden mehr Anstrengungen bei einer Inkulturation der Liturgie erbeten, hier müsse Respekt vor den Traditionen und Sprachen der Lokalbevölkerung walten wie auch gegenüber der integralen Botschaft des Evangeliums. Um diese Balance zu halten, brauche es ein aufmerksames Unterscheidungsvermögen von Seiten der Bischöfe, damit bestimmte Lösungen nicht von vornherein ausgeschlossen würden. Dazu zähle auch etwa eine mögliche Weihe verheirateter Männer (der sogenannten „viri probati“, red. Anm.).

Laienämter für Frauen, Wertschätzung des Zölibates

Weiter wurde in der Synodenaula über die Lage angehender Priester gesprochen. Viele Seminaristen wünschten sich, angesichts der von ihnen empfundenen Herausforderungen der sexuellen Revolution, Begleitung und Unterstützung, um den Wert des Zölibates und der Enthaltsamkeit wiederzuentdecken. Die Kirche möge dazu nicht schweigen, sondern auf Grundlage ihrer kostbaren Lehre Antworten geben.  Gewalt gegenüber Frauen – ein weiteres Thema. Dieser müsse Einhalt geboten werden und es gelte hier auch, Frauen stärker einzubeziehen. In diesem Kontext kam die Idee auf, ein Laien-Amt für Frauen einzurichten, das sich spezifisch um Evangelisierung bemüht. 

Pastoral der Präsenz in Natur und Stadt

Mit Blick auf die widrigen Bedingungen, unter denen Pastoral in der Region Amazoniens geschieht, müsse es darum gehen, von einer „Besuchspastoral“ zu einer „Pastoral der Präsenz und des Zuhörens“ zu gelangen. Dabei gelte es den Glauben und den Schutz der Schöpfung sowohl in geografisch fernen Gegenden als auch bei Menschen zu propagieren, die anders dächten. Universelle Geschwisterlichkeit und Einheit in der Vielfalt nach dem Vorbild Jesu seien hier ebenso wie das vom Papst mehrfach zitierte Bild des Polyeders Leitbild.  Die Amazonien-Synode sei angesichts des global spürbaren Klimawandels ein Moment der „Gnade“ und eine große Gelegenheit für die Kirche, die ökologische Umkehr und Erziehung zur Nachhaltigkeit voranzutreiben. 

Als Ursachen der Migration, einer Realität auch in Amazonien, wurden soziopolitische, klimatische, wirtschaftliche, aber auch ethnische Verfolgungen genannt: hier brauche es einen besonderen pastoralen Ansatz. Hintergrund sei die Ausbeutung der Rohstoffe des Regenwaldes, die Familien und junge Leute treffe, die aufgrund dieser Entwicklung in die Städte zögen. Auch diese Menschen im urbanen Raum bräuchten seelsorgliche Betreuung.

Indigene Theologie

Indigene Theologie war ein weiteres Thema der fünften Generalkongregation an diesem Mittwochmorgen. Papst Franziskus habe zur Formung einer Kirche mit indigenem Gesicht aufgerufen, einer Kirche, die dazu in der Lage sei, Schlüsselelemente des Katholischen in indigener Lesart anzubieten. Bedeutsam sei in diesem Zusammenhang etwa die, alternativ zur westlichen Medizin gültigen, indigene Medizin. Um die Biodiversität und die Pluralität der Kulturen Amazoniens zu schützen, müssten größere Naturschutzgebiete eingerichtet werden.
Angesichts der sich zuspitzenden politischen Krise in Ecuador sprachen die Synodenväter und Synodenteilnehmer ein Gebet für die Menschen in dem südamerikanischen Land.


(vn - pr)
 

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09. Oktober 2019, 14:21