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Bischof Johannes Bahlmann Bischof Johannes Bahlmann  

Synodenblog, Tag 5: Das Heilige, das Wirkliche und der Weg

Der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann führt während der kommenden drei Wochen ein Synodentagebuch für Vatican News. Bahlmann ist Franziskaner, stammt aus Visbek im Bistum Münster und ist seit 2009 Bischof von Óbidos mitten im Amazonas.

Donnerstag, 10.10.2019

Ich sah sie schon von weitem, als ich heute morgen auf dem Weg zur Synodenaula über den Petersplatz ging: die großen Bilder der fünf Seligen, die der Papst am Sonntag heiligsprechen wird. Für die meisten ist John Henry Newman der bekannteste. Nicht für mich: Ich durfte eine der fünf neuen Heiligen persönlich kennenlernen. Schwester Dulce dos Pobres aus Salvador da Bahia habe ich 1985 zum ersten Mal getroffen. Ihr Bild auf der Fassade des Petersdoms zu sehen, ging mir sehr nahe. Gleich schickte ich eine Nachricht an die Generaloberin der Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes, die in Münster eine Niederlassung haben.

Schon diese „kleine” Begegnung mit unserer neuen Heiligen der Armen aus Brasilien brachte mich sofort in diese tiefere Dimension, die bei der Synode gegenwärtig ist. Der Weg, den wir gemeinsam beschreiten, ist ja im eigentlichen Sinn zuerst ein „Hören”, ein Sich-Öffnen für den Heiligen Geist. Viele Menschen in Amazonien begleiten uns in diesen Tagen mit ihren Gebeten und ihrem Wohlwollen. Die Anwesenden in der Aula sind VertreterInnen von Millionen Menschen.

„Denn: Durch das Nichtkennen, durch Ignoranz und Unwissenheit könnten wir falsche, alte oder auch Irrwege betreten“

Schon vor einiger Zeit hat der synodale Prozess begonnen, wenn ich nur an die vielen Zusammenkünfte und Treffen denke. Frauen und Männer, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen in den Gemeinden wurden befragt: Was fehlt dir? Was wünscht du dir von der katholischen Kirche? Was brauchst du? Insgesamt haben an diesem Prozess fast 90.000 Personen teilgenommen. Aus den kleinen und größeren Gemeinden heraus haben sie ihre Eingaben über die Pfarreien an die Diözesen gegeben und sich mit dem Vorbereitungsdokument der Amazonassynode auseinandergesetzt. Ihre Antworten gingen in Brasilien zu den regionalen Bischofskonferenzen, davon sechs im Amazonasgebiet, und von da an die Nationale Bischofkonferenz Brasiliens.

Die Themen, die wir bei der Synode vortragen und behandeln, finden sich wieder in der Realität der „Amazonidas”, der amazonischen Leute, deren VertreterInnen in Rom dabei sind. Daher ist es auch so wichtig, die Lage vor Ort, die Lebenssituation der Menschen und die Schöpfung in Amazonien gut zu kennen, damit man den richtigen neuen Weg findet.

Denn: Durch das Nichtkennen, durch Ignoranz und Unwissenheit könnten wir falsche, alte oder auch Irrwege betreten. Wir wissen uns aber von den Händen Gottes getragen und von den Heiligen und Märtyrern Lateinamerikas begleitet, vor allem von denen, die ihr Leben in Amazonien gegeben haben. Ihre Bildnisse haben einen Platz in der Synodenaula. Sie stehen genau unter dem Podium, auf dem der Papst sitzt. Alle, die zu ihm hinsehen, sehen auch sei. 

(vn - pr)

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11. Oktober 2019, 09:53