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Bischof Bernhard Johannes Bahlmann Bischof Bernhard Johannes Bahlmann 

Synodenblog, Tag 11: Ein reifender Prozess

Der deutsch-brasilianische Bischof Johannes Bahlmann führt während der kommenden drei Wochen ein Synodentagebuch für Vatican News. Bahlmann ist Franziskaner, stammt aus Visbek im Bistum Münster und ist seit 2009 Bischof von Óbidos mitten im Amazonas.

Mittwoch, 16.10.2019

Wie jeden Tag gehe ich die 10 Minuten von unserer Unterkunft im Domus Romana Sacerdotalis zu Fuss über die Via Conciliazione in den Vatikan. Ich hätte auch den Bus für die Bischöfe nehmen können, aber laufen gefällt mir besser. Der Petersplatz ist heute wieder überfüllt mit Pilgern, die zur Generalaudienz gekommen sind. Schon unterwegs auf der Strasse hört man verschiedene Sprachen. Viele Pilger sind auch aus dem deutschsprachigen Raum angereist. Der Papst zieht die Menschen an, die ihm bei der Audienz zuhören und die ihn sehen wollen.

 

Er ist am Mittwoch nicht in bei der Synode zu sehen. Wir haben aber auch keine gemeinsame Sitzung, dafür sind am Vormittag und Nachmittag die sogenanten “Circoli Minori” zusammengekommen. In den zwölf Gesprächsgruppen werden die verschiedenen Themen besprochen, diskutiert und Positionen verteidigt. Die Palette der Themen ist ja sehr groß, der Austausch rege. Oftmals werden die Themen auch bei Tisch in der Unterkunft besprochen. Durch die Interventionen bei den Generalkongregationen haben wir viel gehört. Die Synode hat als eine der wichtigen Aufgaben das Hören, so formulierte es auch Papst Franziskus. Hören auf den Heiligen Geist und hören auf den Anderen, die Andere. Ich merke: es ist ein reifender Prozess, wo die Ideen, Positionen, Perspektiven, Themen, und das Miteinander wachsen – durch Gebet und das gute Zuhören.

Jede Gesprächsgruppe geht eine bestimmte Anzahl von Themen an, die sie selbst bestimmen kann. Da sind Gruppen, die mehr Themen behandeln, so hat eine z.B. 24 Themen. Wenn sehr viele Themen zu besprechen sind, besteht die Gefahr, sie nicht gut durchzudiskutieren. Unsere vierte portugiesischsprechende Gruppe setzt sich aus 22 Personen zusammen, die fast vorwiegend in Amazonien leben. Wir haben dabei einen Experten aus Angola und einen Eingeladenen aus Deutschland. Auch sind drei Frauen dabei, eine Laiin aus Xingu und zwei Ordensschwestern aus Manaus, die eine große Bereicherung für die Gespräche sind.

Wir haben insgesamt elf Themen, die wir alle gut besprechen konnten, jedoch sind wir noch nicht ganz am Ziel, da noch ein Thema fehlt. Wir lassen uns Zeit, alles gut durchzusprechen. Jeder und jede kann sich melden und seinen Beitrag einbringen. Da alle aus der Amazonasregion sind, wissen alle, wovon wir sprechen. Das trägt zu einem guten Gesprächsfluss bei, das Klima ist sehr gut unter uns. Manchmal kommen auch gegensätzliche Positionen auf, aber verschieden Meinungen sind immer gut, damit die verschiedenen Aspekte eines Themas auch besser beleuchtet werden können. Es ist ein konstruktives Ringen, sozusagen.

Unsere auf Amazonien bezogenen Themen, die später wieder in die Generalkongregation eingebracht werden, sind folgende: Ausbildung und Fortbildung der Laien, Weihe und Dienste in der Kirche und die Rolle der Frau in der Kirche, missionarische Ausbildung der Priester, Gewalt (Menschen-, Drogen- und Waffenhandel), verschiedene Kulturen Amazoniens, Völksfrömmigkeit, Ordensleben, Jugend, Migration und Urbanisierung, ganzheitliche Ökologie.

Ideen und Positionen, Zuhören und Beten – es ist ein reifender Prozess auf der Amazonien-Synode im Vatikan.

(vatican news)

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17. Oktober 2019, 11:50